Thomas Tuchel feiert dank eines Debütanten und Bayern-Star Harry Kane ein gelungenes Debüt als Trainer der englischen Fußball-Nationalmannschaft. Zum Start in die WM-Qualifikation zeigen die Three Lions einen dominanten Auftritt, Tuchel ist aber nicht ganz zufrieden.
Thomas Tuchel rieb sich zufrieden die Hände, trank in Ruhe einen Schluck Wasser - und sprach dann über sein "aufregendes" England-Debüt. Es sei ein "fantastischer Abend" bei perfekten Bedingungen gewesen, sagte der neue Trainer der Three Lions und gab zu: "Ich war vorher etwas nervös". Sein Team aber hatte ihm durch ein souveränes 2:0 in der WM-Qualifikation gegen Albanien einen gelungenen Einstand und somit eine "tolle Erfahrung" beschert. Vor dem Anpfiff war der Trainer im ausverkauften Wembley-Stadion mit einem Banner begrüßt worden, auf dem stand: "Welcome to the home of football, Thomas". Bei der Nationalhymne schwieg Tuchel wie angekündigt, da er sich "das Recht, sie zu singen, erst verdienen" müsse.
Mit seinen ersten Minuten als Nationaltrainer im Mutterland des Fußballs war Tuchel dann auch ziemlich zufrieden. "Wir haben dominant angefangen", sagte er. Der 18 Jahre alte Myles Lewis-Skelly (20.) krönte die Anfangsphase mit seinem ersten Tor im ersten Länderspiel. Der Linksverteidiger sei im Training "erstaunlich" gewesen, erklärte Tuchel die Aufstellung des Arsenal-Profis und lobte dessen "Selbstvertrauen" sowie seinen "offenen und reifen" Charakter.
Neben Lewis-Skelly verhalf der Ex-Chelsea-Coach auch dem 32 Jahre alten Dan Burn von Newcastle United, dessen Nominierung zumindest mal für Verwunderung in England gesorgt hatte, zum Debüt. Beide hatten großen Anteil an der stabilen Abwehr der Gastgeber, die aber von Albanien, das von der ersten WM-Teilnahme träumt, kaum gefordert wurde.
Auf das erste Tor reagierte der Nationaltrainer mit einem Lächeln und nutzte daraufhin umgehend die Jubel-Pause, um Keeper Jordan Pickford Anweisungen zu geben. Dann sah er, wie Jude Bellingham und Harry Kane die große Chance auf das zweite Tor vergaben (40.). Fixpunkt im Spiel der Engländer war Declan Rice, der einst als Tuchels Wunschspieler beim FC Bayern für die "Holding Six" gegolten hatte. Er trieb die Löwen unbändig an, bestimmte den Rhythmus. Man konnte erahnen, warum Tuchel diesen Spieler so gerne haben wollte.
Tuchel findet auch ein Haar in der Suppe
Das zweite Tor schoss Kapitän Kane (79.), den der Trainer aus seiner Zeit bei Bayern München bestens kennt und der ihn vorab mit Lob überhäuft hatte. Im Trikot der Three Lions sei Kane "noch selbstbewusster" und "in seinem Umfeld als natürlicher Anführer", stellte Tuchel fest. Die Engländer kamen, anders als noch zum Ende der Ära von Gareth Southgate, mehrfach zu gut herausgespielten Torchancen. Kane belohnte die Bemühungen, sein Trainer reckte nach dem zweiten Treffer einen Daumen in die Höhe. Dann wechselte Tuchel für die Schlussphase noch Jordan Henderson ein, dessen Nominierung für Schlagzeilen gesorgt hatte.
Tuchel, der aus der Coaching-Zone viele und energische Ansagen gab, sah aber auch Verbesserungspotenzial: Nach der Pause sei seine Mannschaft "nicht mehr diszipliniert genug in der Struktur" gewesen. Er wünschte sich zudem mehr Druck von den Flügelspielern. Im Interview mit der BBC räumte Tuchel ein, dass seine Mannschaft noch nichts von dem begeisternden Fußball zeigen konnte, den er angekündigt hatte. "Ich verstehe, dass es nicht gerade mitreißend anzusehen war, aber wir mussten trotzdem tun, was getan werden musste", sagte Tuchel. "Auf den letzten 60 bis 80 Metern taten wir uns schwer durchzukommen", gab Tuchel zu. "Aber wenn wir mal durch die Abwehr durch waren, waren wir sofort gefährlich."
"Nicht gerade eine aufregende Achterbahnfahrt!"
Britische Medien bewerteten das Debüt des deutschen Trainers ähnlich. "Es war nicht gerade die aufregende Achterbahnfahrt, die uns Thomas Tuchel versprochen hatte", schrieb die "Sun". Auch der "Guardian" befand: "Es war kein Abend, an dem Thomas Tuchels England die Herzen höher schlagen ließ. Aber Tuchels großer Einstand bot immerhin das Wichtigste: einen Sieg."
Nach dem erfolgreichen Debüt blickte der Coach optimistisch voraus: "Hoffentlich gibt uns das Selbstvertrauen, um schnell besser zu werden und auf unseren Stil zu vertrauen." Dann versprach er: "Wir werden besser werden, da bin ich mir sicher." Schon am Montag (20.45 Uhr/DAZN) geht es in der Gruppe K für Tuchel und England weiter, wenn Lettland in Wembley gastiert. In der Geschichte des Fußball-Mutterlands waren übrigens vor Tuchel nur zwei Nationaltrainer aus dem Ausland gekommen: Fabio Capello und der mittlerweile verstorbene Sven-Göran Eriksson.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke