München will sich – wie Berlin, Hamburg und die Region Rhein-Ruhr – für die Olympischen Spiele 2036, 2040 oder 2044 bewerben. In München ist der Bürgerentscheid für den 26. Oktober vorgesehen. Vorher bezieht Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (58) im Interview ausführlich Stellung zur Bewerbung. Im großen Interview geht es zudem um die Fußball-Nationalmannschaft bei der WM 2026, den Videobeweis und 50+1. Söders Forderung für Deutschland: „Das Ziel muss sein, in Europa die Sportnation Nummer 1 zu werden.“
Frage: Herr Ministerpräsident, bitte vervollständigen Sie diesen Satz: Ohne Olympia 1972 und das Olympiastadion in München wäre der FC Bayern …
Dr. Markus Söder: … nicht so erfolgreich, wie er heute ist. Das Olympiastadion war der Ausgangspunkt für die großartige internationale Karriere des FC Bayern. Denn zur damaligen Zeit waren die Zuschauereinnahmen noch die entscheidende Geld-Quelle.
Frage: Die Auswirkungen des olympischen Schubs sind bis heute überall in der Stadt zu sehen.
Söder: Olympia 1972 war der Gamechanger für München und Bayern. Die vielen Investitionen in die Infrastruktur haben München neben Berlin zur bedeutendsten Metropole Deutschlands gemacht – und zur sympathischsten. Wir bewerben uns nicht nur, weil wir Olympia einfach können ...
Frage: Warum noch?
Söder: Olympia und Bayern ist eine perfekte Verbindung: Unser Bundesland ist wirtschaftlich am stärksten, am sichersten und organisatorisch am erfahrensten. München ist im internationalen Ranking der stärksten Sportstädte auf Platz sieben. Berlin kommt auf Platz 35, Hamburg auf 79, die Städte in NRW liegen außerhalb der 100. München ist weltweit bekannt und beliebt. Deshalb haben wir die größten Chancen, am Ende die Bewerbung für Deutschland beim IOC zu gewinnen.
Frage: Ob es überhaupt zu einer Bewerbung von München für Olympia 2036, 2040 oder 2044 kommt, entscheiden am 26. Oktober 1,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Was macht Ihnen Hoffnung, dass es anders als 2013 beim gescheiteren Referendum um die Winterspiele 2022 diesmal positiv ausgeht?
Söder: Die Stimmung jetzt ist gut. Es gibt einen neuen Spirit. Seit den European Championships gibt es eine neue Begeisterung für solche Großereignisse. Auch bei der Fußball-EM 2024 meldeten sich bei uns mit Abstand die meisten Volunteers. München kann es und will es. Auch Olympia in Paris hat übrigens viel zur positiven Stimmung beigetragen: Das Konzept in einer weltbekannten Region, nachhaltig und ohne neue Monumentalbauten hat viel verändert. Die Begeisterung für Olympia ist insgesamt wieder größer geworden.
Frage: Wo sehen Sie die größten Vorteile Münchens gegenüber Berlin, Hamburg und Rhein-Ruhr?
Söder: Bei uns sind 90 Prozent der Sportstätten schon da. Es muss nur wenig neu gebaut werden. Wir hätten nachhaltige Spiele und einen tollen Rahmen. Olympische Spiele, Paralympics und das weltbekannte Oktoberfest in einer Zeitschiene – das gibt es nirgendwo sonst. Bayern ist ein guter Markenbotschafter für Deutschland in der Welt.
Frage: Was spricht gegen die Millionen-Metropolen Hamburg und Berlin?
Söder: Wir schauen vor allem auf uns. Aber es ist unsicher, ob es in Berlin und Hamburg mit der dortigen politischen Struktur jeweils eine Mehrheit für Olympia geben würde. Der Bürgerentscheid in München über eine Bewerbung ist deshalb fast schon die Vorentscheidung für Olympia in Deutschland. Wenn es hier nicht klappt, dann wohl auch woanders nicht.
Frage: Wie überzeugen Sie die Gegner der Münchner Bewerbung?
Söder: Olympia bietet eine riesige Chance auf Verbesserungen für die Zukunft. Wir investieren gerade massiv in den Wohnungsbau und in die Verkehrsinfrastruktur. Eine Olympiabewerbung würde diesen Projekten einen zusätzlichen Schub geben. Die Bürgerinnen und Bürger würden enorm davon profitieren.
Frage: In einer Studie werden als kostspieligste Projekte der Bau einer U-Bahnlinie 9 und die ICE-Anbindung an den Flughafen genannt.
Söder: Beides kommt unabhängig von Olympia. Bayern wächst und hat seit 1990 den größten Zuwachs aller Bundesländer – besonders im Großraum München. Aus dem beschaulichen München der Siebziger wurde ein internationaler Tech-Hub. Die beiden Münchner Universitäten sind die besten Unis in der Europäischen Union, wir sind Start-up-Land Nummer 1 und investieren als Freistaat mit unserer Hightech Agenda massiv in KI, Bio-Life-Science und Luft- und Raumfahrt. München ist eine total innovative Region mit vielen jungen Menschen aus aller Welt geworden. Das ist unabhängig von Olympia, aber es passt zu Olympia.
Frage: Olympia in München wäre auch Olympia in Deutschland. Welche Effekte erwarten Sie für das Land?
Söder: Das Sommermärchen 2006 hat Deutschland einen Rieseneffekt gebracht, auch für unser Image in der gesamten Welt. Dasselbe haben wir bei der EM 2024 gespürt. Sport-Großereignisse können völkerverständigend und völkerverbindend sein. Sie bringen Zuversicht und Optimismus. Deutschland kann durch Olympia ein großartiges Bild in der Welt abgeben. Wir hoffen jetzt sehr, dass es bei uns klappt. Ansonsten würde das nörgelnde Nein das optimistische Ja dominieren. Das wäre insgesamt für Deutschland ein schlechtes Signal.
Frage: Nach Barcelona 1992 hat Deutschland immer weniger Medaillen bei Olympia geholt. Das hat auch mit Geld zu tun, mit der Bezahlung guter Trainer, mit der Förderung von Sportlern. Die Hoffnung des DOSB war, dass es von der neuen Bundesregierung eine Sport-Milliarde pro Jahr gibt. Am Ende ist herausgekommen: eine Milliarde für die gesamte vierjährige Legislatur-Periode. Ist das nicht zu wenig für eine bessere Medaillen-Ausbeute?
Söder: Im Fußball heißt es manchmal: Geld schießt Tore. Das gilt für den Sport insgesamt. Wir brauchen eine bessere Sportförderung. Andere Länder machen das vor. Es kann uns nicht zufriedenstellen, wenn wir im Medaillenspiegel inzwischen hinter den Niederlanden und Südkorea liegen. Dazu müssen wir Training und Trainer im gesamten Spitzensport neu aufstellen, es braucht mehr Unterstützung. Aktuell trainieren unsere Olympioniken teilweise in den USA, weil bei uns die Infrastruktur fehlt. Die Spiele in London und Paris haben gezeigt, dass Olympia einen Riesenschub gebracht hat. Das wünsche ich mir auch für eine erfolgreiche deutsche Bewerbung.
Frage: Was muss sich dafür ändern?
Söder: Mit Christiane Schenderlein gibt es jetzt endlich eine eigene Sportministerin im Bundeskanzleramt. Daran knüpfen sich hohe Erwartungen. Es braucht einen echten Sport-Plan mit mehr Geld. Das Ziel muss sein, in Europa die Sportnation Nummer 1 zu werden. Wir haben die meisten Einwohner, also könnten wir auch die meisten Medaillen bei Olympia holen. Denn wir wissen auch: Die Jugend begeistern wir vor allem durch Vorbilder.
Frage: Welche Rolle spielt der FC Bayern im Münchner Bewerbungsprozess?
Söder: Eine zentrale Rolle. Der FC Bayern ist der überragende deutsche Sportverein. Er ist mit Abstand am erfolgreichsten und hat die meisten Mitglieder. Übrigens: Die Mitglieder aus München wurden vom Verein aufgefordert, für die Olympia-Bewerbung zu stimmen.
Frage: Wetten Sie mit Kanzler Friedrich Merz, der BVB-Fan ist, wenn es um Bayern München und Borussia Dortmund geht?
Söder: Nein, wir wetten nicht. Ich respektiere Borussia Dortmund. Aber für mich ist die Ordnung des deutschen Fußballs einfach: Bayern 1, Dortmund 2.
Frage: Trauen Sie dem FC Bayern in dieser Saison den Gewinn der Champions League zu?
Söder: Der FC Bayern ist immer für Titel gut. Joshua Kimmich hat gesagt: ‚Wir sind jetzt eingespielt.‘ Das sehe ich genauso. Unter Trainer Vincent Kompany hat die Mannschaft ihren eigenen Spielstil etabliert. Kompany leistet herausragende Arbeit. Es gibt keine System-Diskussionen mehr. So kann eine Mannschaft selbstbewusster auftreten. Die Spieler sind nicht mit sich beschäftigt, sondern können sich auf den Gegner konzentrieren. Insgesamt ist auch die Einkaufspolitik sehr gelungen, dafür großen Respekt. In der Bundesliga wird der FC Bayern sehr gut abschneiden. Der DFB-Pokalsieg wäre schön. Und in der Champions League ist alles möglich, wenn alle fit bleiben. Am Ende entscheiden Nuancen. Aber die Chancen sind besser als in den letzten Jahren.
Frage: Der FC Liverpool hat dem FC Bayern Nationalstürmer Florian Wirtz vor der Nase wegekauft. Ärgert Sie das?
Söder: Florian Wirtz ist ein super Spieler. Ich hätte mir aber gewünscht, dass er als junger Spieler noch ein paar Jahre in Deutschland geblieben wäre. Deutsche Spieler waren im Ausland meistens dann am erfolgreichsten, wenn sie erst in der Bundesliga zur nationalen Ikone gereift sind. Wer jung ins Ausland wechselt, läuft zudem Gefahr, sich auch von der Nationalmannschaft zu entkoppeln.
Frage: An Bayern Münchens Ehrenpräsident und Aufsichtsrat Uli Hoeneß scheiden sich die Geister: Manche sagen, er muss loslassen, soll sich nicht mehr einmischen ins Tagesgeschäft. Andere wie Karl-Heinz Rummenigge sagen: Es braucht wieder mehr Uli Hoeneß beim FC Bayern. Wie sehen Sie das?
Söder: Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind die Seele des FC Bayern. Ohne die beiden würde der Verein seine Gravitation verlieren. Sie haben den Verein zur Weltmarke geformt und sind echte Typen. Fußball ist Emotion, ein Kampfsport, kein Kaffeekränzchen. Dafür steht Uli Hoeneß. Der Fan will ab und zu eine deutliche Ansage hören. Das kann Uli Hoeneß.
Frage: Können Sie sich vorstellen, dass Thomas Müller, der schon eine Bayern-Legende ist, nach seiner Rückkehr aus Kanada irgendwann der neue Uli Hoeneß oder der neue Franz Beckenbauer wird?
Söder: Thomas Müller hat in jeder Beziehung großes Potenzial. Er ist neben Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer einer der prägendsten Spieler der Weltmeister-Generation von 2014. Er ist Bayer und repräsentiert die Seele des FC Bayern wie kein anderer. Thomas Müller hat die Chance, alles zu werden. Ich würde es mir sehr wünschen.
Frage: Was erwarten Sie von der WM 2026 mit erstmals 48 Mannschaften, verteilt über Kanada, die USA und Mexiko?
Söder: Das ist ein riskantes Experiment, allein wegen der großen Entfernungen und der unterschiedlichen Klimazonen. Erst spielt man in Vancouver bei gemäßigtem Klima, dann in Monterrey bei 40 Grad … Auch die Ausweitung der Teams weicht die Qualifikation und die Qualität des Turniers etwas auf. Früher hatten wir maximal einen kleinen Gegner in der Qualifikation, jetzt fährt beinahe schon jeder mit zur WM. Die Fifa muss aufpassen, dass sie ihre einzigartige Marke Fußball-Weltmeisterschaft nicht überstrapaziert. Olympia geht übrigens einen anderen Weg und setzt sehr stark auf eine einzelne Stadt als Ausrichter. So entsteht vor Ort echte Begeisterung.
Frage: Haben Sie die Sorge, dass es zu einer Chaos-WM in den USA kommen könnte? Präsident Donald Trump droht, demokratisch regierten Städten die Spiele wegzunehmen, er schickt die Nationalgarde los, verhängt Einreiseverbote, auch gegen den WM-Starter Iran?
Söder: Das Grundproblem könnten eher weniger Zuschauer in den Stadien sein. Olympia 2024 in Paris war sehr kompakt in zwei Wochen mit überall Spannung. Bei einer WM mit fünfeinhalb Wochen verteilt über einen riesigen Kontinent wird das schwieriger.
Frage: Die WM 2030 in Südamerika, Nordafrika und Südeuropa könnte sogar auf 64 Teams aufgebläht werden.
Söder: Das macht die WM kaputt. Dann kommen auch noch unterschiedliche Zeitzonen dazu. Die Fans wissen dann kaum noch, wer wann und wo spielt. Die Konzentration eines Turniers ist entscheidend für die Wirkung – gerade bei jüngeren Menschen. Wichtige Momente können ein Leben prägen. Denken Sie an die WM 1982, als der eingewechselte Rummenigge in der „Nacht von Sevilla“ gegen Frankreich in der Verlängerung den Ball zum Anschlusstreffer reingespitzelt hat. Das werde ich nie vergessen. So etwas fällt aber weg, wenn die Fans gar keine Lust mehr haben, einzuschalten.
Frage: Die WM 2034 in Saudi-Arabien wird wie 2022 in Katar voraussichtlich im Winter stattfinden wegen der Hitze im Sommer. Ein Problem?
Söder: Vielleicht ist es sportlich auch eine Chance. Natürlich gibt es weniger Public Viewing, aber der Großteil der Spieler ist zu diesem Zeitpunkt der Saison noch fit. Das Turnier wird mittendrin ausgetragen und nicht nach dem Ende einer langen Champions-League-Saison. Das hat man auch bei der WM in Katar gespürt – nur leider nicht so sehr bei unserer Mannschaft. Aber das hatte auch andere Gründe.
Frage: In Katar war der Armbinden-Streit zwischen dem DFB und der Fifa das dominierende Thema, nach der Vorrunde flog Deutschland raus. Befürchten Sie, dass diesmal die externe Kritik an Trumps Politik in die Mannschaft getragen und zur Belastung wird?
Söder: Mein Rat: Raus mit der Politik aus dem Sport! Es bringt nichts, wenn sich eine Mannschaft aus politischen Gründen während des Turniers zerstreitet. Schon 2018 haben wir die WM vergeigt, weil im Vorfeld vor allem über Özil und Erdogan debattiert wurde. Entweder nimmt man teil oder nicht. Es ist doch sportlich öde, wenn man sich zwar als vermeintlich moralischer Held fühlt, aber der Loser auf dem Platz ist.
Frage: Muss es nicht auch heißen: Fußball raus aus der Politik? Zuletzt war Fifa-Präsident Gianni Infantino sogar dabei, als Trump in Scharm el Sheik den Friedensplan für den Nahen Osten unterschrieben hat.
Söder: Der Fifa-Präsident war und ist eine polarisierende Persönlichkeit. Aber um Dinge verändern zu können, muss man wieder mehr Einfluss nehmen, anstatt nur am Rand zu stehen und zu moralisieren. Mein Eindruck: Die Achtung vor dem deutschen Fußball hat international leider abgenommen. Das sollten wir wieder ändern. Erfolg ist der Schlüssel! Wer Erfolg hat, kann aus eigener Stärke heraus neue Standards setzen und die Rahmenbedingungen verbessern. Der Erfolglose kann jammern – aber wird nichts verändern.
Frage: Was ist Ihre Erwartung an das Abschneiden der deutschen Elf bei der WM?
Söder: Ganz Deutschland würde sich über die Chance auf ein Halbfinale freuen. Das Viertelfinale bei der Heim-EM 2024 mit dem unglücklichen Ausscheiden gegen Spanien war schon sehr gut. Ich traue der Mannschaft grundsätzlich viel zu. Aber wie beim FC Bayern könnte die Fokussierung dauerhaft auf ein Spielsystem helfen. Das würde es den Spielern einfacher machen. Sie können sich dann auf ihr Heim-System im Klub und das System in der Nationalmannschaft einstellen. Auch Block-Bildungen sind erfahrungsgemäß nicht verkehrt. Ein Defensiv-Block mit Spielern des FC Bayern zum Beispiel – vielleicht sogar mit dem Torwart ...
Frage: Muss Bundestrainer Nagelsmann Neuer für die WM zurückholen?
Söder: Manuel Neuer ist wieder in überragender Form. Aber zuerst müsste Manuel Neuer wollen – und der Bundestrainer müsste ihn dann fragen. Oliver Baumann ist auch ein super Torwart, keine Frage. Aber er verfügt über wenig internationale Erfahrung. Auch Marc-André ter Stegen ist ein toller Keeper, hat aber sehr viel Pech mit Verletzungen. Für viele – auch für mich – ist Manuel Neuer unser bester Tormann. Und wenn man sagt, die Besten sollen spielen, wäre das ein Argument für Neuer.
Frage: Aus der Bundesliga kommt Kritik auf, Nagelsmann sehe sich seine Nationalspieler zu selten im Stadion an.
Söder: Es ist wie überall: Auf den persönlichen Kontakt kommt es an. Deshalb bin ich als Ministerpräsident übrigens auch extrem viel im Land unterwegs. Klar gibt es im Fußball Video-Beobachtungen und Analysen. Aber der Blick von einer Bundesliga-Tribüne schadet nie. Und gerade auch Spieler wie Florian Wirtz, Kai Havertz und Nick Woltemade in der Premier League brauchen Betreuung, Anbindung und Zuspruch von Zuhause.
Frage: Die Fifa und Uefa liegen Anträge vor, die den Ausschluss Israels wegen des militärischen Einsatzes gegen die Terrororganisation Hamas im Gazastreifen mit vielen zivilen Opfern fordern. Ihre Meinung?
Söder: Das wäre völlig falsch. Die Demonstration bei der Spanien-Rundfahrt, die Diskussionen über einen Ausschluss beim ESC und Sanktionsgedanken der EU sind unerträglich. Israel ist unser Freund und Partner und die einzig stabile Demokratie im Nahen Osten. Natürlich ist Kritik immer erlaubt und manchmal sogar nötig. Aber wenn es heißt, Israel vom internationalen Sport auszuschließen oder zu boykottieren, dann erinnert mich das an dunkelste Zeiten. Das ist mit meinem Verständnis nicht vereinbar. Im Gegenteil: Ich erwarte vom DFB eine ganz klare Linie pro Israel. Und wer jetzt sieht, wie die Hamas nach der Waffenruhe im Gazastreifen sofort Erschießungen von möglichen Gegnern vornimmt, der weiß, wer wirklich böse ist. Das ist blanker Terror und Hass.
Frage: Russland ist wegen des Angriffskrieges auf die Ukraine vom internationalen Sport verbannt, doch die Mauer bröckelt: Zuletzt hat das Internationale Paralympische Komitee (IPC) den Weg für eine Rückkehr bei den Winterspielen 2026 freigemacht.
Söder: Russland führt Krieg gegen die Ukraine und bedroht die Freiheit ganz Europas. Deshalb müssen wir gerade massiv in die Bundeswehr und unsere Verteidigung investieren – und mit der AfD sitzt bereits Moskaus Statthalter in unserem Parlament. Es ist schwer vorstellbar, dass ukrainische und russische Athleten jetzt gegeneinander im Sport antreten. Natürlich hoffe auch ich sehr, dass es zu einem Frieden kommt.
Frage: Bundeskanzler Merz würde den Videobeweis abschaffen. Sie auch?
Söder: Der Videobeweis ist unterm Strich gut. Erstens führt er zu mehr Gerechtigkeit. Zweitens liefert der Videobeweis immer Gesprächsstoff. Und sind wir ehrlich: Durch eine Abschaffung gibt es wieder nur unendliche Debatten über falsche Schiedsrichter-Entscheidungen. Denn seziert wird ohnehin jeder Pfiff. Es wäre also nichts gewonnen.
Frage: Die Bundesliga streitet seit Jahren mit dem Bundeskartellamt wegen der 50+1-Investorenregel. Sind Sie pro oder kontra 50+1?
Söder: Klar ist: Die Bundesliga kann mit Ausnahme des FC Bayern international nicht mehr finanziell mithalten. Es ist nicht gut, wenn uns andere Ligen dauerhaft mit ihrem Geld die besten Spieler wegkaufen. Aber über die Wege, wie man damit umgeht, müssen die Bundesligen und die Vereine selbst entscheiden. Ich kann jedenfalls Fans verstehen, die sagen: Wichtiger als die Struktur des Vereins ist mir, dass wir gewinnen! Besser im Hier und Jetzt leben, statt im Gestern zu schwelgen.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in BILD AM SONNTAG veröffentlicht.
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