Er wirkte gefasst und am Ende des Gesprächs dann auch schon wieder angriffslustig. Francesco Friedrich, einer der besten Bobfahrer der Welt, ist einem Medienbericht zufolge nach dem positiven Dopingtest seines Anschiebers Simon Wulff der Gesamtweltcup im Zweierbob aberkannt worden. Dem ZDF liegt ein Schreiben des Internationalen Bob- und Skeletonverbands IBSF vor, wonach alle individuellen Wettkampfergebnisse von Wulff gestrichen werden sollen – einschließlich der Medaillen und Preisgelder. Der Sieg im Gesamtweltcup gehe somit nachträglich an Friedrich-Konkurrent Johannes Lochner. Der Sachse rutscht hingegen auf Rang drei zurück.
„Wir konnten nicht beweisen, wo es drin war. Und so ist es jetzt“, sagte Friedrich dem ZDF. „Er (Simon Wulff, d. Red.) muss jetzt dafür büßen und hat seine Strafe dafür bekommen. Dann sehen wir weiter.“ Friedrich kündigte an, die Kristallkugel, die er für den Sieg im Gesamtweltcup bekommen hatte, nun schnellstmöglich einzupacken, um sie Johannes Lochner vorbeizubringen. So wie sich das gehören würde, wie der 35-Jährige ergänzte.
Der frühere Leichtathlet Wulff hatte in der Vorsaison mit dem viermaligen Olympiasieger Friedrich Siege im Zweierbob in Altenberg und Sigulda (Lettland) sowie einen zweiten Platz im Viererbob in Winterberg gefeiert, ehe sein positiver Test bekannt wurde. Bei Wulff war beim Weltcup-Auftakt in Altenberg 2024 die Substanz Methylhexanamin nachgewiesen worden. Diese ist im Training erlaubt, im Wettkampf allerdings verboten. Eine wissentliche Einnahme hat er stets bestritten.
Kritik von Lochner
Wulff war nach seinem positiven Befund aus dem Dezember vergangenen Jahres rückwirkend für 21 Monate bis September 2026 gesperrt worden. Damit steht der 24-Jährige dem elf Jahre älteren Friedrich auch bei den Olympischen Winterspielen im Februar 2026 nicht zur Verfügung. Er kann erst ab dem 7. September 2026 wieder an Wettkämpfen teilnehmen.
Derweil kritisierte Lochner, dass das gesamte Team von Friedrich nur in Altenberg disqualifiziert wurde. Denn Wulff saß noch in Sigulda in Friedrichs Zweierbob und in Winterberg im Viererbob. Dass auch diese Ergebnisse nachträglich angepasst werden, sei aber unwahrscheinlich.
Lochner und Friedrich sind seit Jahren ärgste Rivalen. Aufsehen gab es im vergangenen Jahr, als im Oktober publik wurde, dass Friedrich im Sommer zuvor offenbar versucht habe, den Anschieber seines Rivalen Lochner – Georg Fleischhauer – abwerben zu wollen. „Er hat sich einen Schiefer eingezogen, das kriegt er zurück“, sagte Lochner im Oktober dem „Münchner Merkur“ und drohte in Richtung Friedrich, dessen Verhalten er als „unverschämt“ bezeichnete: „Man sollte mich nie ärgern.“ Der Abwerbeversuch, so Lochner, würde gegen eine „stillschweigende Vereinbarung“ zwischen den langjährigen Konkurrenten verstoßen.
„Es gibt gar keine Abmachung, so ein Quatsch“, entgegnete Friedrich ob des Vorwurfs gegenüber dem Sport-Informations-Dienst: „Was soll denn das sein? Gibt es so etwas im Fußball?“ Die Weltspitze im Bob, meint Friedrich, ist Profisport, derartige Vorgänge seien daher normal.
Friedrich kommt in seiner Karriere auf bislang 18 WM-Titel und vier Siege bei Olympischen Spielen – Lochner auf fünf WM-Titel und zwei Olympiasiege.
Wie groß die Rivalität zwischen beiden Athleten ist, zeigte sich am Ende des kurzen Videogesprächs beim ZDF. Denn da sagte Francesco Friedrich an die Adresse von Johannes Lochner: „So sicher, wie er sich irgendwie ist und das überall präsentiert, so wird es nicht sein. Wir werden alles entgegensetzen, sodass dies die letzte Kristallkugel in Gold ist, die er bekommen hat. So einfach ist das.“
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