Julian Nagelsmann vollzieht die Rolle rückwärts. Der Bundestrainer bot Joshua Kimmich im WM-Qualifikationsspiel gegen Luxemburg als Rechtsverteidiger auf – und das, obwohl er zuletzt immer wieder betont hatte, mit dem Profi des FC Bayern im zentralen Mittelfeld zu planen.
„Wir werden Josh – Stand jetzt – zurück auf die Sechs ziehen. Sollten die angestammten Rechtsverteidiger-Kandidaten auf ganzer Linie versagen – wovon ich nicht ausgehe – dann kann sich das noch ändern“, hatte Nagelsmann noch im Juli auf einem Trainer-Kongress betont. Er begründete die Entscheidung damals damit, dass Kimmich „einer von zwei, drei Spielern ist, der in seinem Klub da immer spielen wird“.
Selbst kurz vor dem Spiel gegen Luxemburg hatte er in einem „Sportschau“-Interview noch einmal bekräftigt, dass er mit Kimmich als Sechser plane. „Stand jetzt“, wie Nagelsmann hinzufügte. „Es ist nie ausgeschlossen, dass er auch mal eine andere Position spielt.“ Dieser Fall ist nun eingetreten. „Es ist eine sehr lange Diskussion. Der Trainer weiß, dass ich auf beiden Positionen spielen kann. Dementsprechend kann man das auch nutzen“, sagte Kimmich nach der Ankunft im Stadion in Sinsheim in der ARD.
Die Situation rund um Kimmich hat sich scheinbar grundlegend geändert. Auf der Rechtsverteidiger-Position hat Deutschland große Probleme. Beim Spiel im September in der Slowakei (0:2) war Debütant Nnamdi Collins überfordert. Der Frankfurter wurde zur Pause ausgewechselt, doch auch der gelernte Linksverteidiger Maximilian Mittelstädt machte die Sache kaum besser. Beide stehen in dieser Länderspielphase nicht mal im Kader. Der Leipziger Ridle Baku, Alternative für rechts hinten, sitzt erst mal auf der Bank.
„Wir schauen immer Alternativen an. Joshua ist auf beiden Positionen sehr stark und es ist nicht ganz so leicht, für Konkurrenten da vorbeizukommen – egal auf der Sechs oder rechts hinten“, sagte Nagelsmann vor dem Spiel in der ARD. „Wir haben Ridle Baku dabei, der es sehr gut gemacht hat. Wir haben Nnamdi Collins dabeigehabt, der aufgrund der Gesamtsituation einen schweren Stand hatte. Wir versuchen immer Lösungen zu finden. Es wird von der Öffentlichkeit nicht immer so gut gesehen, wenn wir Lösungen suchen. Es wird nur gejammert, dass wir keine haben auf diversen Positionen. Aber wir sind die, die versuchen, etwas zu kreieren.“
Überangebot in der Zentrale
Im zentralen Mittelfeld, wo Kimmich im Verein spielt, herrscht mit Leon Goretzka, Aleksandar Pavlovic, Angelo Stiller und Felix Nmecha ein Überangebot. Gegen Luxemburg starteten Goretzka und Pavlovic. Nagelsmann entschied sich laut „Bild“-Informationen schon im Training in dieser Woche dazu, Kimmich hinten rechts verteidigen zu lassen.
Dort überzeugte er in der Vergangenheit mit guten Leistungen. Trotz des vermeintlichen Kurswechsels Nagelsmanns im Sommer erscheint es also nur konsequent, den besten deutschen Spieler auf dieser Position spielen zu lassen. Dennoch eröffnet der Bundestrainer ein neues Diskussionsthema rund um die Mannschaft.
Um die Position Kimmichs in der Nationalmannschaft gibt es ein ewiges Hin und Her. Seine Karriere in der DFB-Elf begann Kimmich 2016. Bis zur enttäuschenden WM 2018 in Russland samt Aus in der Gruppenphase spielte er vorrangig in der Abwehr. Im Anschluss wurde er vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw erstmals ins zentrale Mittelfeld beordert.
Zur EM 2021, dem letzten Turnier von Löw, musste er dann aber zurück auf die rechte Seite, im Anschluss unter Hansi Flick auf die Sechs, im Jahr 2024 durch die Rückkehr Toni Kroos‘ in die Nationalmannschaft unter Nagelsmann wieder auf die Rechtsverteidigerposition. Nach der Endrunde der Nations League in diesem Sommer schien Nagelsmann aber endgültig auf Kimmich im Mittelfeld zu setzen. Jetzt beginnt die Debatte von Neuem.
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