Schwimmer Marius Kusch sieht in den viel kritisierten Enhanced Games keine Konkurrenz für Olympia. „Das ist mir wichtig: Die Enhanced Games sind Entertainment – nicht umsonst finden sie nicht in Berlin, sondern in Las Vegas statt. Das ist etwas ganz anderes als die traditionellen Wettbewerbe. Sie werden auch niemals die Olympischen Spiele ersetzen“, sagte der 32-Jährige in einem Interview des „Spiegel“.
Der Kurzbahn-Europameister von 2019 hatte kürzlich als erster deutscher Sportler seine Zusage für das Event gegeben, bei dem Weltrekorde auch mithilfe von Dopingmitteln aufgestellt werden sollen. Die Reaktionen darauf seien vielschichtig gewesen, verriet Kusch.
„Es ist okay, wenn nicht jeder dieselbe Meinung hat. Ich war tatsächlich sogar eher positiv überrascht, wie viele Leute dem Vorhaben offen gegenüberstehen“, sagte er. Der Kritik wolle er sich weiterhin stellen: „Für mich wäre es nicht infrage gekommen, mich für eine Teilnahme zu entscheiden, aber dann den Schwanz einzuziehen und den Leuten nicht Rede und Antwort zu stehen. Wenn man mit Kritik nicht umgehen kann, hat man bei den Enhanced Games nichts verloren.“
500.000 Dollar Siegprämie bei den Enhanced Games
Die Veranstaltung soll erstmals im Mai 2026 in Las Vegas steigen. Drei Sportarten sind dafür vorgesehen: Schwimmen, Leichtathletik und Gewichtheben mit jeweils ausgewählten Disziplinen. Jede Einzelveranstaltung ist den Angaben zufolge mit einem Preisgeld von 500.000 Dollar (rund 424.000 Euro) dotiert. Überdies bieten die Veranstalter Antrittsgelder und eine Million Dollar für bisher nicht gelaufene und geschwommene Zeiten über 50 Meter Freistil und die 100 Meter in der Leichtathletik.
Abermals betonte Kusch, dass Geld ein großer Motivationsfaktor für seine Entscheidung gewesen sei. Er sei 2016 nach Amerika gezogen und habe nun erstmals finanzielle Sicherheit: „Ich müsste einige traditionelle Schwimmkarrieren durchleben, um auf das Geld zu kommen, was ich jetzt verdienen kann. Die angesprochenen Summen sind ja nur das Preisgeld. Zusätzlich bekommen wir noch ein Gehalt und ein Budget, mit dem wir eigene Ärzte konsultieren können. Um es einmal klar zu sagen: Ich habe jetzt das erste Mal seit vielen Jahren eine Versicherung.“
Darüber hinaus wolle er aber auch wissen, welche Auswirkungen Dopingmittel auf seine Leistungen haben werden. „Wir bekommen nur Medikamente, die von der Food and Drug Administration (US-Behörde, die u.a. für die Sicherheit von Arzneimitteln zuständig ist, die Redaktion) zugelassen und auf dem Markt verfügbar sind“, erklärte er: „Ich bin schon neugierig und will wissen, was es bringt.“
„Wir haben extrem viele Tests“, sagt Kusch
Im kommenden Jahr werde er entscheiden, ob und wie er mit der Einnahme der Substanzen unter ärztlicher Aufsicht beginnen werde und diese dann auch öffentlich machen. Sieben oder acht Mediziner würden den Sportlern zur Verfügung stehen „Die Dosierungen sind auch nur Vorschläge der Ärzte, ebenso die Dauer der Dopingeinnahme. Nach den Enhanced Games werden wir noch fünf weitere Jahre kontrolliert und unsere Biomarker beobachtet“, sagte Kusch.
Er fühle sich daher gut aufgehoben. „Wir haben extrem viele Tests, die die Athleten durchlaufen müssen, zum Beispiel Blutbilder und Untersuchungen beim Kardiologen.“ Sicherheit sei das höchste Gebot, „auch wenn das in der Öffentlichkeit nicht so gesehen wird“.
Ihm sei es zudem wichtig zu betonen, dass der „traditionelle Sport unter allen Umständen sauber“ bleiben müsse: „Jeder, der sich nicht daran hält, sollte meiner Meinung nach hart bestraft werden.“ Er sagt aber auch: „Wir wissen, dass der Sport gerade auf dem höchsten Niveau nicht sauber ist und noch nie sauber war.“
Ein wunder Punkt, gibt Kusch zu, sei die Vorbildfunktion für Kinder und Jugendliche. „Ich verstehe schon, dass man das als problematisch ansehen kann. Das möchte ich gar nicht kleinreden“, sagt er: „Ich habe die Entscheidung als Erwachsener allein für mich getroffen. Für Kinder oder Jugendliche ist das überhaupt nichts! Für den Nachwuchs habe ich eine ganz klare Nachricht: Arbeitet an eurer technischen Ausbildung, an eurer Ernährung, an eurem Mindset.“
Kusch habe selbst lange Schwimmunterricht gegeben. Auch hier habe es Reaktionen gegeben: „Einige Eltern von damals haben mir Nachrichten geschickt und gesagt, dass sie es traurig und schade finden. Andere hielten es wiederum für interessant, sie werden sich das Ganze mit ihren Kindern genau anschauen. Ich finde es gut, wenn durch meinen Start eine Auseinandersetzung, auch eine kritische, mit dem Thema stattfinden würde.“
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