Der Mittagsschlaf zwischen zwei anstrengenden Trainingseinheiten ist gerade erst vorbei, doch von Rest-Müdigkeit ist bei Leana Grozer wenig zu spüren. Mit großer Klarheit formuliert Deutschlands größtes Volleyball-Talent seine Ambitionen für die kommende Saison. „Ich will ich auf jeden Fall ein entscheidender Spieler sein und viel Verantwortung übernehmen können“, sagt die Außenangreiferin vom deutschen Meister SSC Palmberg Schwerin der dpa.

Sie wolle „vor allem diesen emotionalen Part auf dem Feld und im Training übernehmen und mit dem Team auf jeden Fall alles gewinnen, was möglich ist“, sagt die erst 18 Jahre alte Tochter von Deutschlands Ausnahmespieler Georg Grozer (40) selbstbewusst. Am Sonntag (16.00 Uhr/Dyn) starten die Schwerinerinnen als Titelverteidigerinnen in Münster in die Bundesliga.

Grozer spielte bei der ersten Meisterschaft des Klubs seit 2018 eine Schlüsselrolle, wurde in zwei Finalspielen gegen Dresden zur wertvollsten Spielerin gewählt. „Leana hat natürlich eine gewaltige Entwicklung genommen“, sagt ihr Trainer Felix Koslowski.

„Erwartungshaltung auf Leana wird riesengroß“

Oder wie es die Außenangreiferin selbst mit Understatement ausdrückt: „Das war schon ganz cool, die Saison.“ Grozer sollte eigentlich mit Spielpraxis langsam an das Niveau der Liga herangeführt werden. Doch nach Verletzungen bei den niederländischen Nationalspielerinnen Nova Marring und Fleur Savelkoel kam es anders. „Aber sie hat die Herausforderung angenommen, und ich glaube, das ist genau, was sie auszeichnet“, sagt der Trainer.

Die Schweriner wollen die 18-Jährige, die noch liebevoll „Bambi“ gerufen wird, einerseits vor Druck schützen, wissen aber andererseits auch, welch riesiges Talent sie haben. „Die Erwartungshaltung auf Leana wird mit Sicherheit riesengroß werden in der kommenden Saison“, sagt Koslowski. Er weiß, dass junge Spielerinnen Höhen und Tiefen durchleben. Die nächsten Schritte „werden jetzt viel Geduld von ihr und von uns verlangen“, sagt der 41-Jährige.

Im Sommer gab es erste Rückschläge: Eine Verletzung und zwei Lebensmittelvergiftungen warfen sie zurück und verhinderten die WM-Teilnahme – sogar ein Krankenhausaufenthalt war nötig. „Ich habe vier Kilo abgenommen und musste wieder bei Null anfangen“, sagt Grozer. Jetzt ist sie wieder fit und will angreifen.

„Gute Connection mit meinem Papa“

Auf dem Feld muss man bei Leana Grozer unweigerlich oft an ihren Vater denken. Nicht nur wegen der Durchschlagskraft im Angriff, sondern auch der mentalen Stärke. „Das hat sie besonders in der Finalserie gezeigt, dass sie dann in gewissen Momenten einfach einen Unterschied machen kann und die Mannschaft sogar emotional mitnehmen kann, trotz ihres jungen Alters“, sagt Koslowski.

Ohnehin scheint beim Teenager das Talent mit in die Wiege gelegt worden zu sein. Bereits ihr Opa Georg (61) war deutscher und ungarischer Nationalspieler und erwarb sich einst ob seiner Schlagkraft den Namen „Hammer-Schorsch“.

Das jüngste Mitglied der Volleyball-Dynastie verspürt trotz großer Verantwortung nur wenig Zwang bei der Ausübung der Passion. „Es kommt ein bisschen auf den Typ an, aber bei mir kommt es wirklich sehr frei, und ich versuche immer Energie reinzubringen“, sagt sie. Von Vater Georg gibt es immer Feedback und auch Unterstützung, wenn es mal nicht so läuft. „Ich habe wirklich eine so enge und gute Connection mit meinem Papa, dass ich mit ihm über alles reden kann und er mir auch alles sagt“, erzählt die Außenangreiferin.

Für die 18-Jährige geht es jetzt auch darum, alles auf das Profileben einzustellen. „Sie hat natürlich jetzt gefühlt von jedem schon ein Kochbuch geschenkt bekommen“, scherzt Koslowski. „Sie ist schon noch ein Schluck Wasser in der Kurve aktuell. Und da müssen wir gucken, auch für Ihre langfristige Entwicklung, dass sie da körperlich ein bisschen zulegt.“ Auch da taugt der Vater als absolutes Vorbild, der auch dank disziplinierte Sonderschichten im Kraftraum immer noch auf höchstem Niveau spielt.

Bleibt Leana Grozer gesund, traut man ihr nicht nur in Schwerin eine große Karriere zu. „Dann glaube ich, dass sie die Weltspitze erreichen wird“, sagt VBL-Geschäftsführerin Kim Oszvald-Renkema. „Sie besitzt dieses extreme Ballgefühl. Sie findet Lösungen, sie ist clever, sie versteht das Spiel einfach sehr, sehr gut. Das ist einmal alle fünf oder zehn Jahre, dass man so ein Talent findet.“

Für die Liga und das Nationalteam ist Grozer ein Glücksfall. Auch insgesamt gibt es gerade einige andere deutsche Hoffnungsträgerinnen. Neben der 18-Jährigen zählt DVV-Chef-Bundestrainer Christian Dünnes dazu Maria Tabacuks (USA), Franziska Heil (Münster) sowie Marie Steinhilber und Leilani Slacanin (beide Stuttgart). Wichtig sei: „Talente müssen so oft wie möglich auf höchstmöglichem Niveau spielen.“

Bei allen Hoffnungen, die der deutsche Volleyball in Grozer setzt, hat sie selbst vielleicht die größten Erwartungen an sich. Als „emotionale Leaderin“ will sie mit dem Nationalteam zu Olympia 2028 in Los Angeles. „Und im Verein: Auf jeden Fall irgendwann in Italien spielen und einfach irgendwann die Beste sein“, sagt sie mit einem Lachen.

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