Premiere in der Bundesliga-Konferenz von DAZN geglückt. Die Streaming-Plattform setzte mit Christina Rann erstmals eine Kommentatorin ein. Die 43 Jahre alte Hamburgerin kommentierte aus dem DAZN-Studio in München. Rann hat im Fußball bereits die Champions League der Männer und Frauen für DAZN, 3. Liga und Länderspiele für MagentaSport sowie die Frauen-Bundesliga für Sport1 (aktuell das Montagabendspiel) und MagentaSport kommentiert. Bei Sky war sie lange Moderatorin und Field-Reporterin.
Frage: Frau Rann, als erste Kommentatorin waren Sie am Samstag in der Bundesliga-Konferenz dabei, bei der Partie Wolfsburg gegen Leipzig. Wie war es?
Christina Rann: Es hat mir unglaublich viel Spaß gemacht. Das Team vor Ort war großartig, alle waren sehr hilfsbereit. Es war spannend, die Abläufe von innen kennenzulernen. Und nun weiß ich auch, wo der On-Air-Knopp ist. (lacht)
Frage: Waren Sie überrascht, dass in 25 Jahren Konferenz-Geschichte nie eine Frau kommentieren durfte?
Rann: Ich habe noch einmal genau nachgedacht, ob es wirklich so ist. Ich bin jetzt zwar tatsächlich die Erste, aber hoffentlich auch die Erste von vielen. Ich denke, dass es ab jetzt ganz selbstverständlich sein wird. Ich weiß natürlich um die Symbolkraft, aber am Ende geht es um Fußball.
Frage: Sie kommentieren, moderieren und führen Interviews. Welche Rolle haben Sie sich gewünscht, als Sie loslegten?
Rann: Als Kind hatte ich ein anderes Ziel: Nachrichtensprecherin! Denn ich habe Dagmar Berghoff im Fernsehen gesehen. Da war sie mein Vorbild. Man braucht diese Vorbilder. Jetzt hoffe ich, dass vielleicht ein Mädchen vor dem Fernseher sitzt und sagt: Kommentatorin kann ich mir als Job vorstellen. Mich hat das Medium Fernsehen fasziniert. Irgendwann ging es mit dem Kommentar für Blinde und Sehgeschädigte bei HSV-Spielen los. Da ist eine Tür aufgegangen.
Frage: Insgesamt gibt es eine Handvoll Kommentatorinnen. Wie sehr tauschen Sie sich untereinander aus?
Rann: Am meisten Kontakt habe ich mit Stephanie Baczyk und Christina Graf. Wir haben natürlich eine gemeinsame Geschichte, kommen alle aus demselben Casting.
Frage: 2012 suchten Sky und die „Sport Bild“ eine Stimme für den Sender. Graf gewann knapp.
Rann: Wir verfolgen, was die anderen machen – und feuern uns an, freuen uns für die anderen. Rachel Rinast, die jetzt bei Sky kommentiert, gehört auch dazu. Mit denen tausche ich mich gern aus. Dieses Netzwerk ist total wichtig. Es könnte der Eindruck entstehen, dass wir Konkurrentinnen sind, weil es bisher oft nur eine oder keine Position gegeben hat. Wir interpretieren es anders. Es geht darum, Möglichkeiten zu schaffen, mehrere Frauen im Fußball-Kommentar unterzubringen.
Frage: Warum gibt es viele Moderatorinnen, aber verhältnismäßig wenige Kommentatorinnen?
Rann: Viele sehen sich wohl eher als Moderatorinnen. Bisher gab es allerdings dort auch eine andere Förderung. Männer wurden im Kommentar mehr gefördert, viele haben bereits einen längeren Weg hinter sich. Aber man sieht schon, dass die Geschwindigkeit, was die Entwicklung der Kommentatorinnen angeht, zugenommen hat. Das merke ich, und es bringt auch eine Verantwortung mit sich. Man muss schnell liefern. Ich hoffe, dass wir den Weg für mehrere Frauen frei machen.
Frage: Sie arbeiteten 2014/15 für Sky bei der Bundesliga-Vorschau „Mein Stadion“ mit Ulli Potofski zusammen, der kürzlich an Krebs verstarb. Wie sehr wird er dem Sport-Fernsehen fehlen?
Rann: Ein ganz großes Herz wird uns fehlen. Die Nachricht hat mich sehr traurig gemacht. Er hat diese sehr menschliche Komponente ins Fernsehen gebracht, auch in seinen Gesprächen. Das ist etwas, das wir uns bewahren müssen. Bei Produktionen war es immer total schön, dass er auf alle Menschen sehr offen zugegangen ist – das Team hinter der Kamera, auch die Fans. Da hatte er immer ein offenes Ohr. Er hatte generationsübergreifend eine Vorbildfunktion.
Das Interview wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, „Bild“, „Sport Bild“) geführt und zuerst in der „Sport Bild“ veröffentlicht.
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