Auslandsexperte Uwe Rösler soll die rasante Talfahrt von Bundesliga-Absteiger VfL Bochum stoppen. Der 56 Jahre alte Trainer übernimmt den Zweitliga-Vorletzten in der Nachfolge des entlassenen Dieter Hecking und des Interimscoachs David Siebers.
Mit weißem Rauch kennen sie sich "anne Castroper" aus. Deutlich häufiger, als einem Fußballverein lieb sein kann, dreht der VfL Bochum das eigene Trainer-Karussell weiter. An diesem Donnerstag stieg wieder weißer Rauch auf. Uwe Rösler soll den tief gefallenen Zweitligisten aus der Krise führen. Aber der Mann, der bei Manchester City einst zur Legende wurde und dort in der "Hall of Fame" einen Platz hat, übernimmt die Mannschaft erst am Montag. Beim Auswärtsspiel in Kaiserslautern darf Interimscoach David Siebers noch ein letztes Mal ran, so wie es der ursprüngliche Plan vorsah. Drei Spiele und dann mal sehen, so hieß es vom VfL.
Nun haben sie offenbar bereits vorab genug gesehen. Die Partien beim 1. FC Nürnberg und gegen Fortuna Düsseldorf gingen verloren. Die Pleite bei Miroslav Kloses Franken (1:2) kann man guten Gewissens als desaströs bezeichnen. Nach 15 soliden Minuten ging gar nichts mehr zusammen. Das Ergebnis war zwar knapp und am Ende auch bitter, weil der Siegtreffer erst in der Nachspielzeit fiel, aber die Niederlage war über alle Maßen verdient, so überfordert wie die Mannschaft gewirkt hatte. Gegen Düsseldorf ging vieles besser. Endlich war im Bochumer Spiel mal wieder eine Idee zu sehen, aber keine Tore, dafür eine 0:1-Niederlage.
Existenzkampf und Entsetzen statt Euphorie
Was nun auch am Betzenberg passiert, es hat keinen Einfluss mehr auf die Trainerfrage. Siebers geht zurück zur U19 und Rösler soll's richten. Was womöglich mit einer Hypothek geschultert wird, wenn die Lernkurve des VfL unter Siebers weiter so oben geht wie zwischen Nürnberg und Düsseldorf und dann ein Sieg steht.
"Wir freuen uns, dass wir ihm einen extrem erfahrenen Trainer gefunden haben, der auch international seine Spuren hinterlassen und sehr vieles erlebt hat. Er hat uns in den Gesprächen mit seiner Expertise und seiner Autorität begeistert", sagte Bochums Geschäftsführer Ilja Kaenzig: "Wir hoffen, dass er es schafft, der Mannschaft die nötige Stabilität zu geben, um schnellstmöglich in ruhigere Tabellenregionen zu kommen." Der VfL ist Vorletzter. Weiter kann man von den eigenen Ambitionen nicht weg sein, die orientierten sich am Wiederaufstieg in die 1. Bundesliga. Existenzkampf und Entsetzen statt Euphorie.
Die muss Rösler nun wieder wecken. Innerhalb dieser Mannschaft, die einfach nicht weiß, wofür sie steht. Und im Umfeld. Nach der Pleite gegen Düsseldorf durften sich die Spieler einiges anhören, betonten aber ganz demütig, dass die ihnen entgegen geschimpfte Kritik im Rahmen gewesen sei. Nicht alle Beobachter im Stadion teilten diese Meinung. Es war offensichtlich doch reichlich deftig, was da abgeladen wurde.
Viel zu viele Baustellen
Die Leistungsträger, zumindest die, die es sein sollten, sind außer Dienst gestellt. Kevin Vogt, Kapitän Matus Bero, Maximilian Wittek oder Philipp Hofmann laufen als schlechte Kopien ihrer einst starken Originale daher. Junge Spieler ringen um Halt, machen aber noch das Beste draus. Es krampft und knarzt im gesamten Kader, aber am schlimmsten drückt es vorne. Die Qualität liegt tief verbuddelt oder ist einfach nicht vorhanden. Die Sommer-Transferphase ist, Stand jetzt, ein Desaster, ein millionenschwerer Totalschaden, der unter anderem Dieter Hecking und Kader-Planer Dirk Dufner aus dem Amt fegte. Von den Neuzugängen sind viele teure Debakel dabei.
Rösler, der die Bundesliga und 2. Liga als Spieler und als Trainer kennt, war zuletzt drei Jahre beim dänischen Klub Aarhus GF beschäftigt. Zum Ende der vergangenen Saison endete die Zusammenarbeit. Von 2020 bis 2021 stand Rösler bei Fortuna Düsseldorf als Nachfolger von Friedhelm Funkel unter Vertrag, konnte den Bundesligaabstieg aber nicht verhindern und verließ den Klub nach auslaufendem Vertrag ein Jahr später. Zudem trainierte er Klubs in Norwegen, England, Schweden. Darunter durchaus bekannte Namen wie Leeds United (kurz), FC Brentford oder Malmö FF.
"Außergewöhnlicher Klub"
Der neue Trainer scheut die gigantische Aufgabe nicht. Bis Sommer 2027 möchte er den Verein wieder in ruhige Bahnen lenken. Solange gilt sein Vertrag. Bevor er sein Amt antritt, kündigt er sich schon mal demütig und höflich an: "Ich halte David Siebers für ein großartiges Trainertalent und wünsche ihm für die schwierige Aufgabe auf dem Betzenberg viel Erfolg", sagte Rösler via Vereinsmitteilung. "Ich bin mir sicher, dass ich eine absolut intakte Mannschaft übernehme und freue mich schon jetzt riesig auf die Herausforderung bei einem großartigen Klub, den ich während meiner gesamten Karriere stets als außergewöhnlich wahrgenommen habe."
Bei Manchester City liebten sie, weil er, noch bevor der Klub in den Investorenhimmel flog und die Bodenhaftung verlor, ein unermüdlicher Arbeiter war. Ein Stürmer, kopfballstark, robust und stets mit vollem Einsatz. In 177 Spielen traf er 64 Mal. Ein Typ, wie sie ihn auch im Ruhrpott lieben.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke