Wenn wir an die goldenen deutschen Tenniszeiten denken, dann sehen wir auch ihn. Wie er Boris Becker Worte ins Ohr flüstert. Wie er da steht, groß, drahtig, im Trainingsanzug, die Miene ernst und entschlossen.
Der legendäre Daviscup-Kapitän Niki Pilic war kein Mann großer Worte. Seine Anweisungen kurz und klar („Geh raus, mach Break“). Ein Malocher, der wusste: Vor dem Erfolg steht die Arbeit. „Ich bin kein Typ, der im Restaurant sieben Cappuccino trinkt“, sagte der Kroate. Am Montag ist Niki Pilic im Alter von 86 Jahren in seiner Heimat gestorben.
Als Daviscup-Kapitän holte er mit Deutschland 1988, 1989 und 1993 den Titel. Millionen fieberten damals vor dem Fernseher. Heute undenkbar. Nach dem ersten Triumph in Schweden wollte Pilic zeitig ins Bett gehen. Er hatte schon seinen Pyjama an, als die Spieler ins Hotelzimmer stürmten und mit ihm feiern wollten. Notgedrungen zog der Trainer seine Klamotten wieder an. So war er.
Stich und Djokovic verdanken Pilic enorm viel
Sein größter Erfolg war die Versöhnung von Becker und Stich. Pilic gab mal zu, dass er in den Einzelgesprächen mit den beiden Alphatieren auch mal lügen musste. Jahre seines Lebens hätte ihn die Rivalität gekostet. Doch es lohnte sich. 1992 holten Becker und Stich in Barcelona Olympia-Gold. Stich sagt über die Trainer-Legende: „Hätte es Niki Pilic nicht gegeben, wäre ich mit Sicherheit nicht Wimbledonsieger geworden und hätte auch nicht die Karriere gehabt, die ich erleben durfte.“
Sein Ruf als Trainer wirkte weit. Als im Balkan-Krieg die Bomben fielen, machte sich ein junger Tennisspieler auf den Weg nach München. In seiner Tennis-Akademie merkte Pilic schnell, dass der Bursche besonders war. Als „eine der besten Entscheidungen meines Lebens“ bezeichnete Novak Djokovic später den Schritt, zu Pilic zu gehen
Die Akademie in München trieb Pilic allerdings auch in „eine Art Lebenskrise“, wie er 2012 der „Bild“ in einem Interview gestand. Seine Partner seien nicht seriös gewesen. Seine Akademie musste Insolvenz anmelden. Er ging zurück nach Kroatien. Bis ins hohe Alter machte er 15 Liegestütze nach dem Aufstehen, danach stand er auf dem Platz. Stundenlang. Jeden Tag, außer sonntags. Da ging er in die Kirche.
Niki Pilic hätte – bescheiden wie er war – nie gesagt, dass er Tennisgeschichte geschrieben hat. Doch genau das war der Fall.
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