Vor rund drei Monaten prosteten sie sich noch in schönster Kulisse zu. Ben Manga hatte zu seiner Hochzeit Vorstandsboss Matthias Tillmann, Finanzvorständin Christina Rühl-Hamers sowie Aufsichtsratsboss Axel Hefer eingeladen. Ein schönes Fest in einer Mühlheimer Event-Location direkt an der Ruhr. Kurze Zeit später kam es zur Trennung: zwischen dem Kaderplaner und Schalke.
Ein Schritt, der unausweichlich war. Bereits im April, als Sportvorstand Frank Baumann beim Zweitligisten unterschrieb, wurde ihm von Tillmann und anderen Verantwortlichen nahegelegt, sich von Manga zu trennen. Baumann wollte sich jedoch sein eigenes Bild machen. Was er tat.
Der Kern der Unstimmigkeiten: Manga fühlte sich von seinen Vorgesetzten bei wichtigen Entscheidungen außen vor gelassen. Der Vorstand fand die Vorschläge von Manga und seiner in Vielzahl beim Klub angestellten Scouts – gelinde ausgedrückt – verbesserungswürdig. Sichtweisen, die man anhand dieser Beispiele durchaus nachvollziehen kann.
Schalke plante – und Manga hatte offenbar ganz andere Pläne
- Baumann kam im Laufe der Transferperiode auf Manga zu mit der Bitte, den vertragslosen Abwehrspieler Hasan Kuruçay unter die Lupe zu nehmen. Kurz darauf erhielt er die Rückmeldung: Es gebe deutlich bessere Spieler als ihn. Die Scouting-Abteilung unterbreitete daraufhin Vorschläge, die jedoch überhaupt nicht in das Anforderungsprofil des Klubs passten. Manga wurde einige Wochen später darüber informiert, dass Schalke Kuruçay verpflichten werde.
- Ähnlich war es bei Nikola Katic, dem absoluten Wunschspieler von Trainer Miron Muslic. Auch die Verhandlungen mit dem bosnischen Innenverteidiger liefen eher an Manga vorbei. Baumann bat ihn und die Scouts parallel, Vorschläge für potenzielle Zugänge zu unterbreiten. Teilweise wurde dann vier Wochen über einen Spieler gesprochen, bis sich herausstellte, dass dieser mehrere Millionen Ablöse koste – und damit viel zu teuer für den klammen Klub ist.
- Bei Soufiane El-Faouzi, der aus der 3. Liga von Alemannia Aachen kam, schlug der Daten-Radar der Schalker an, weil er aufgrund seiner Laufstärke perfekt ins Raster passte. Die Scouting-Abteilung, so ist es aus der Vorstandsebene zu hören, sprach sich gegen eine Verpflichtung des 23-Jährigen aus. Nach sechs Spieltagen und zwölf Punkten ist der Mittelfeld-Motor nicht mehr aus Schalkes Mannschaft wegzudenken.
- Die Entscheidung, Muslic zu verpflichten, war der klare Impuls von Tillmann und Baumann. Manga war bei einem Treffen in Düsseldorf zwar anwesend und wurde stets über den Verhandlungsstand informiert, mitmischen aber durfte er nicht. Zuvor erstellte jeder Verantwortliche – Tillmann, Baumann, Manga und Sportdirektor Youri Mulder – eine Liste mit möglichen Trainer-Kandidaten. Mangas favorisierte Ideen hießen Raúl und Markus Anfang. Beide schafften es jedoch nicht einmal in die Endauswahl. Konkrete Gespräche wurden mit Horst Steffen (jetzt Werder Bremen), Lukas Kwasniok (jetzt 1. FC Köln) und Muslic geführt. Letzterer erhielt den Zuschlag – und stand zuvor auf den Listen von Tillmann und Baumann.
Dass Manga seine zweite Aufgabe, die Leitung der „Knappenschmiede“, aus Sicht des Vorstands fast völlig vernachlässigte und nach Monaten teilweise Mitarbeiter aus dem Nachwuchsbereich nicht einmal kannte, brachte das Fass zum Überlaufen.
Manga weilte zuletzt im Urlaub. In früheren Jahren stand er mit seinen jeweiligen Bossen dennoch regelmäßig im Austausch. Zwischen Baumann, Tillmann und ihm herrschte indes zwei Wochen Funkstille.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst bei SPORT BILD veröffentlicht.
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