Der Spielerberater Roger Wittmann hat jahrelang großen Einfluss bei der TSG Hoffenheim, doch vor Saisonbeginn wirft der Bundesligist den Intimus von Klubmäzen Hopp öffentlichkeitswirksam raus - aus dem Stadion. Doch dieser Schritt hält einem Prozess nicht stand.
Spielerberater Roger Wittmann hatte mit seinem Antrag auf eine einstweilige Verfügung gegen das Stadionverbot beim Fußball-Bundesligisten TSG Hoffenheim Erfolg. Wie das Landgericht Heidelberg im Rahmen der Urteilsverkündung mitteilte, gebe es keinen hinreichenden Grund für ein Stadionverbot. Dieser müsse allerdings zum Aussperren einer Person vorliegen, insofern der Veranstaltungsort für den allgemeinen Publikumsverkehr geöffnet sei.
Dementsprechend könne der Beratungsagentur ROGON als Mieterin einer Stadionloge in der PreZero Arena auch nicht untersagt werden, diese Wittmann zur Verfügung zu stellen. Anders gelagert sei der Fall bezüglich des Verbots zum Betreten des Trainingsgeländes der Kraichgauer, da dieses von vornherein nicht öffentlich zugänglich und dementsprechend zum Aussprechen eines Hausverbots auch kein besonderer Grund erforderlich sei. Beide Parteien können innerhalb eines Monats vor dem Oberlandesgericht Karlsruhe Berufung einlegen.
"Wir respektieren die Entscheidungen selbstverständlich. Gleichzeitig bleibt die TSG Hoffenheim ein unabhängiger Verein, der sich nicht von externem Druck oder einseitigen Interessen leiten lässt", erklärte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Markus Schütz. "Unsere Werte sind nicht verhandelbar - dazu zählt vor allem ein respektvoller Umgang miteinander. Wer andere auf das Gröbste beleidigt oder eine Person nicht als Mensch, sondern als 'Affe' adressiert, überschreitet eine Grenze, die wir weder auf noch neben dem Platz dulden."
"Beleidigungen vorgenommen"
Wittmann war von den Hoffenheimern vor Saisonbeginn öffentlichkeitswirksam zur unerwünschten Person erklärt und mit einem Verbot zum Betreten des Stadions und des Trainingsgeländes belegt worden. Zudem hatte er nicht mehr die von seiner Agentur ROGON angemietete Stadionloge betreten sollen. Als Grund hierfür wurde angeführt, dass Wittmann in zwei Sprachnachrichten und einem Telefongespräch im April/Mai 2025 Mitglieder der TSG-Geschäftsführung beleidigt und bedroht habe. Wittmann hatte, das hatte die TSG Hoffenheim anhand von Aufnahmen belegt, die Worte "Affe" und "Wichser" verwendet.
Die 3. Zivilkammer des Landgerichts Heidelberg ging in ihrem Urteil davon aus, "dass Wittmann tatsächlich die ihm vorgeworfenen Beleidigungen beziehungsweise die behauptete Drohung ausgesprochen habe". Dies sei aber kein hinreichender Grund für ein Stadionverbot, weil die Äußerungen bereits einige Monate zurückliegen und "auch nur gegenüber einer Person getätigt und (zunächst) nicht in die Öffentlichkeit getragen wurden".
Erst im April hatte sich der Klub formal von Wittmann distanziert. Man sei zu dem Schluss gekommen, "in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Spielerberatern und -agenturen eine Kurskorrektur vorzunehmen", teilte die Geschäftsführung damals dem "Kicker" mit. Berater wolle man künftig "komplett von der Einbindung in Vereinsprozesse herauszunehmen". Klub-Mäzen Dietmar Hopp sei aktiv in den Entscheidungsprozess eingebunden gewesen und habe sich der klaren Linie der Geschäftsführung angeschlossen, hieß es damals.
"Große Schweinerei"
Jüngst aber widersprach Hopp dieser Darstellung heftig: Das Stadionverbot sei "eine große Schweinerei. Ich konnte nichts machen", sagte Hopp zu dem Vorgang im Interview mit Sport1. "Wir sind eng befreundet und ich helfe ihm auch", führte Hopp aus und stellte seine Sicht der Dinge klar: "Viele dachten, ich hätte das initiiert - dabei war es genau andersrum."
Die Verbindung zu Wittmann hatte die TSG über die vergangenen Jahre begleitet. Der Klub profitierte oft von interessanten Spielern aus dessen Agentur und konnte so auch Transferüberschüsse erwirtschaften. Wie der "Kicker" berichtet, habe diese Zusammenarbeit aber zwei Seiten gehabt. Immer wieder seien auch Entscheidungen über die Köpfe der sportlichen Leitung hinweg getroffen worden. Als Beispiel wird etwa der Wechsel von Luiz Gustavo zum FC Bayern 2013 angeführt, der von Wittmann betreut wurde.
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