Dass sich bei Auswärtsspielen türkischer Mannschaften in Deutschland die gewohnten Kräfteverhältnisse auf den Zuschauerrängen gern mal umkehren können, haben die vergangenen Jahrzehnte manchmal eindrucksvoll gezeigt. Vor knapp zwei Jahren sogar im Länderspiel gegen die Türkei in Berlin, das Deutschland dann auch sportlich mit 2:3 verlor.
Insofern hatten sich die Verantwortlichen von Galatasaray Istanbul vor dem Auftakt in der Champions League bei Eintracht Frankfurt einiges ausgerechnet. Auch Klub-Vorstand Nihat Kirmizi ging davon aus, am Main „kein klassisches Auswärtsspiel“ zu erleben. Auch die türkischen Fans hatten angekündigt, das Duell bei der Eintracht zum Heimspiel machen zu wollen.
Doch schon beim Einlauf beider Mannschaften wurde deutlich, dass der Heimvorteil bestehen bleiben würde. Eine imposante Choreografie färbte die Ränge im mit 58.700 Zuschauern ausverkauften Stadion schwarz-weiß. Die klassischen Kräfteverhältnisse spiegelten sich an diesem Abend wider – zunächst auf den Rängen und anschließend auch auf dem Platz. Frankfurt feierte beim 5:1 (3:1) ein rauschendes Fußballfest.
„So zu gewinnen, mit der Kulisse, das war Wahnsinn. Perfekt einfach heute Abend. Es war ein unglaublicher Start für die Mannschaft und für mich. Ich werde das jetzt einfach genießen“, sagte Doppeltorschütze Jonathan Burkardt.
Der 25-Jährige ist erst der zweite deutsche Spieler, dem bei seinem Debüt in der Champions League ein Tor und eine Vorlage gelangen. Vor ihm schaffte das nur der heutige DFB-Sportdirektor Rudi Völler, der die Partie live auf der Tribüne der Frankfurter Arena mitverfolgte.
30.000 Türken im Frankfurter Waldstadion
Ähnlich denkwürdig war aber eben auch die Wucht der Frankfurter Fans gegen eine türkische Mannschaft. Dass die Kräfteverhältnisse auf der Tribüne mindestens mit 5:1 an die Eintracht gingen, war weitsichtiger Maßnahmen beim Ticketverkauf geschuldet.
Galatasaray erhielt die von der Uefa vorgeschriebenen 3000 Karten für sein Auswärtskontingent. Für den Rest der Karten konnte sich nur bewerben, wer bereits im Mai als Mitglied bei den Hessen registriert war. Kurzfristige Mitgliedsanträge zum Zweck des Kartenkaufs, ein gängiges Mittel, waren damit ausgeschlossen. Das Auswärtsspiel im eigenen Stadion sollte mit allen Mitteln vermieden werden.
Möglicherweise hatte auch die eigene Vergangenheit ihren Teil beigetragen, dass dem Thema bei der SGE eine hohe Bedeutung beigemessen wurde. Bei einigen älteren Eintracht-Fans dürften jedenfalls noch die Bilder der Vergangenheit präsent gewesen sein. Am 21. Oktober 1992 hatte Frankfurt Galatasaray in der zweiten Runde des Uefa-Cups empfangen und sich im eigenen Stadion 30.000 Fans der Türken gegenübergesehen. Die Partie endete enttäuschend mit 0:0.
Erfahrungen, die sich am Donnerstagabend möglicherweise gewinnbringend auszahlten. Dass auf den frühen Rückstand ein rauschendes Fußballfest folgte, war jedenfalls auch der stimmungsvollen Kulisse geschuldet, wie TV-Experte Sami Khedira bei DAZN treffend befand: „Durch die Fans haben sie die zweite, dritte Luft bekommen.“
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