Er ist derzeit der beste Spieler-Entwickler der Bundesliga. Eintracht Frankfurts Erfolgstrainer Dino Topmöller schafft das, was Jürgen Klinsmann als Bayern-Coach mal angekündigt hatte: Seine Profis jeden Tag besser zu machen. Prominenteste Beispiele: Omar Marmoush kam 2023 ablösefrei, wurde anderthalb Jahre später für 80 Millionen Euro zu Manchester City verkauft. Hugo Ekitiké kam für 20 Millionen und ging dann für 90 zum FC Liverpool.

Das Besondere: Trotz der Star-Verkäufe packte Eintracht erstmals über die Liga die Champions-League-Qualifikation. Vor dem Auftaktspiel am Donnerstag gegen Galatasaray Istanbul sprach Toppmöller im „Bild“-Podcast „Phrasenmäher“. Toppmöller über …

… die berühmte Klavier-Krawatte seines Vaters Klaus.

Vater Klaus, heute 74, war 2002 Trainer in Leverkusen, trug aus Aberglauben lange eine Klavier-Krawatte, die damals 125 Mark gekostet hatte. Toppmöller lacht: „Ich habe die noch sehr gut in Erinnerung. Als ich vor ein paar Monaten zu Hause war, habe ich meine Mutter gefragt, ob die Krawatte noch irgendwo im Kleiderschrank rumliegt und tatsächlich gibt es die noch. Wenn ich das Ding anziehe, müsste es aber schon etwas Besonderes sein.“

… die Frage, ob er Leroy Sanés gern in Frankfurt gehabt hätte?

Leroy Sané wechselte wie Ilkay Gündogan ablösefrei zu Galatasaray. Toppmöller: „Solche Spieler in seinen Reihen zu haben, ist für jeden Trainer und Verein super interessant. Trotzdem gehen wir einen anderen Weg. Wir wollen unseren jungen Spielern dieses Feld in der Champions League überlassen und nicht Topstars holen, die diesen Wettbewerb spielen, den sich unsere Jungs mit einem sensationellen Jahr verdient haben. Wenn man mich also fragt, welche Spieler ich gern in unseren Reihen hätte, sage ich: meine Spieler. Die, die jetzt hier sind. Mit ihnen möchte ich jeden Tag zusammenarbeiten und sie weiterentwickeln.“

… eine Abmahnung zu Bochumer Zeiten.

2001/02 spielte Toppmöller in Bochum. Vater Klaus erreichte mit Leverkusen das Champions-League-Finale gegen Real Madrid (1:2). Beim Halbfinal-Auswärtsspiel bei Manchester United (2:2) war Toppi junior vor Ort, obwohl er beim VfL in der Nachwuchsrunde spielen sollte. Konsequenz: eine Abmahnung von Trainer Peter Neururer. Toppmöller: „Ich wollte mir das Spiel in Manchester nicht nehmen lassen, war zuvor auch drei Wochen verletzt und nicht fit genug, zu spielen. Emotional war es in dem Moment die richtige Entscheidung, aus Sicht eines Profis war es mit Sicherheit die falsche. Und das bereue ich im Nachhinein, weil ich als Trainer von meinen Jungs auch Professionalität verlange.“

… einen besonderen Kindheitsmoment.

Als Toppmöller 12 Jahre alt war, wurde sein Vater 1993 Trainer der Eintracht. Nach einem Testspiel stand plötzlich der Teambus vor dem Haus der Familie – zum Kuchen essen als Teambuilding-Maßnahme. Dino: „Ich war natürlich mega-aufgeregt als Spieler wie Yeboah, Gaudino, Bein und Uli Stein bei uns reinliefen. Wir hatten im Garten ein Tor und da habe ich mit den Stars den Ball hochgehalten und aufs Tor geschossen. Das vergesse ich nie.“

… seine Verbindung zu Jamal Musiala.

Von 2021 bis März 2023 war Toppmöller Co-Trainer von Julian Nagelsmann bei Bayern, machte mit Jamal Musiala immer wieder Einzeltraining. Toppmöller: „Mit Jamal war es eine sehr, sehr enge Bindung. Er hatte total Bock auf den Input und die Übungen. Wir haben immer wieder Competitions gegeneinander gemacht und Abschlüsse trainiert.“ Das Musiala-Tor zur 2023er-Meisterschaft in der 89. Minute in Köln aus 16 Metern ins lange, rechte Eck hatte Toppmöller, der kurz zuvor gehen musste, immer wieder mit ihm trainiert: „Den Abschluss haben wir gefühlt 1000 Mal geübt. Ich habe das Tor natürlich total gefeiert. Die Jungs haben mich nach dem Spiel direkt per Facetime aus der Kabine angerufen und sich bedankt. Das war ein geiler Moment. Zwei Monate später hatte ich als Dankeschön auch die Meistermedaille im Briefkasten liegen. Das zeigt dir einfach, dass du ein auch paar Dinge richtig gemacht hast.“

… sein Aus beim FC Bayern.

Am 19. März 2023 wurden Nagelsmann und seine Assistenten bei Bayern beurlaubt. Toppmöller: „Das war mit Sicherheit ein brutal harter Moment, der sich inhaltlich auch total falsch angefühlt hat. Wir waren auf dem Weg, drei Titel einzusammeln – die Meisterschaft und den Pokalsieg hätten wir uns auf jeden Fall zugetraut, mit Manchester City hatten wir im Champions-League-Viertelfinale das schwerste Los, aber hätten es auch packen können.  Ich war am Nachmittag noch auf dem Trainingsplatz mit Thomas Müller, mit Sven Ulreich und mit Bouna Sarr. Abends haben sich die Ereignisse dann überschlagen. Irgendwann habe ich die Nachricht bei ,Bild‘ als Schlagzeile gelesen. Das war wie in einem Film und ich dachte: Okay, wo ist hier die verstecke Kamera?“

Vom Verein hatte sich bis dahin niemand bei Toppmöller gemeldet: „Ich habe dann erst mal mein Handy ausgemacht, weil ich einfach meine Ruhe haben wollte. Als ich es wieder angemacht habe, hatte ich schon einen Anruf vom Verein, die mich informieren wollten – das war aber auf jeden Fall nach der Schlagzeile.“ Wie hat sich das angefühlt? „Natürlich ist man erst mal am Boden zerstört, weil man so eine gute Beziehung zu vielen im Klub hatte. Dass wir in der Saisonphase, die für alle am meisten Spaß macht, weil es dann um die Titel geht, dann so gehen müssen – das habe ich bis heute nicht verstanden. Am Ende musst du es aber akzeptieren. Es ist dann auch ein Moment, der dich als Persönlichkeit noch mal wachsen lässt.“

… die Frage, ob er sich Bayern als Cheftrainer zutraut.

Toppmöller: „Es geht nicht darum, ob man sich Bayern zutraut oder nicht. Wenn du siehst, was Eintracht Frankfurt für ein besonderer Klub ist, fühle ich mich hier einfach genau richtig und total wohl. Mega-Tradition, unfassbare Fans, eine brutale Energie. Wir sind gerade auf dem Weg, das ganz Besonderes zusammen zu gestalten. Und damit meine ich jetzt nicht nur eine Spielzeit, sondern vielleicht eine Ära, die wir prägen können und da habe ich ehrlicherweise viel mehr Bock drauf.“

… die Streiche in seinem Trainerteam.

Toppmöller: „Meinem Co-Trainer Xaver Zembrod habe ich gerade erst mit Tesafilm den Infrarot-Sensor unter der Maus am Computer zugeklebt, die dann nicht mehr funktioniert hat. Bei Bayern habe ich ihm auch mal PET-Flaschen an seine Anhängerkupplung gebunden, wie bei einer Hochzeit. Xaver selbst fiel das erst auf, als die Security an der Säbener Straße ihn darauf hinwies, nachdem er die Tiefgarage verlassen hatte... Und von Stefan Buck habe ich mal die Autoschlüssel versteckt. Er musste sich einen Ersatzwagen organisieren, um nach Hause zu kommen. Da sind schon witzige Geschichten dabei. Wir müssen aber aufpassen, dass es nicht so ausartet.“

… eine Wechsel-Absprache mit Marmoush.

Der Stürmer beschäftigte sich schon im Sommer 2024 nach zwölf Toren in der Vorsaison mit einem Wechsel. Toppmöller: „Er hat mich dann in meinem Trainerbüro aufgesucht und sagte, dass er mit mir als Freund sprechen möchte. Er fragte, was ich an seiner Stelle machen würde? Ich habe ihm gesagt: Ich glaube zu 1000 Prozent an deine Fähigkeiten und sage dir, dass deine Entwicklung hier noch lange nicht vorbei ist. Wenn du noch ein Jahr bleibst, wirst du ein absoluter Top-Spieler sein und dir die Vereine aussuchen können. Als er mich ein paar Stunden später anrief und sagte, dass er bleibt, war ich gerade mit meiner Frau im Auto – sie hat auch laut ,Yes‘ gerufen.“

… einen prägenden Satz von Jürgen Klopp.

In seiner ersten Saison erreichte die Eintracht Platz sechs. Nach dem Pokal-Aus in Saarbrücken und dem Aus in der Conference League gab es aber laute Kritik. Toppmöller: „Gezweifelt habe ich nie. Ich habe einen guten Satz von Jürgen Klopp gehört, der mal gesagt hat, dass er für sich selbst entscheidet, was Erfolg ist und was nicht – egal, was die Öffentlichkeit sagt oder wie die Meinung von anderen ist. Das habe ich auch so für mich entschieden. Damals hat die Eintracht in einem brutalen Umbruchjahr das zweitbeste Ergebnis seit 30 Jahren erzielt, und das war trotz aller Schwierigkeiten definitiv ein Erfolg. Am Ende musst du durch solche Phasen durchgehen und dranbleiben. Dann stellt sich das andere alles von allein ein.“

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