Das Ticket für die Finalrunde in Bologna ist gelöst, die Vorfreude groß – doch die wichtigste Personalie im Davis-Cup-Team bleibt nach dem souveränen 4:0 in Japan ungeklärt. Wird Alexander Zverev im November in Italien für die Auswahl des Deutschen Tennis Bunds antreten oder nicht? „Es gab kein Signal. Generell ist es immer so, dass wir immer von Runde zu Runde gucken“, sagte Kapitän Michael Kohlmann. Der frühere Profi hofft, dass eine deutsche Auswahl nach mehr als 30 Jahren mal wieder um den Titel mitspielt.
Auch wenn das Team in Tokio gegen Japan auch ohne Zverev überzeugte, dürfte klar sein: Nur mit dem Weltranglistendritten ist der erste Davis-Cup-Triumph seit 1993 auch wirklich realistisch und nicht nur eine Wunschvorstellung. Letztmals war der Tennis-Star fürs deutsche Team im Februar 2023 angetreten. Damals verlor man dennoch 2:3 gegen die Schweiz.
„Wir hatten generell gesprochen, dass wir immer in Kontakt bleiben“, sagte Kohlmann über eine mögliche Teilnahme von Zverev für die Finalrunde vom 18. bis 23. November und fügte an: „Es ist jetzt noch nichts zugesagt oder abgesagt.“
Auf das Duell in der zweiten Qualifikationsrunde mit Japan hatte Deutschlands Nummer eins aus Belastungsgründen verzichtet. Beim sportlich eher unbedeutenden Laver Cup ab Freitag in San Francisco will der Olympiasieger von 2021 jedoch dabei sein. Ein Europa-Team trifft auf eine Auswahl aus dem Rest der Welt.
„Ob ich mich freue oder ärgere, das behalte ich für mich. Manchmal muss man Sachen akzeptieren oder hinnehmen“, sagte Kohlmann. Der 51-Jährige wollte stattdessen lieber den Fokus auf jene Profis richten, die die Pflichtaufgabe in Tokio gemeistert und allesamt Anteil an jeweils einem Punkt hatten.
Justin Engel siegt nach Match-Tiebreak
Den 17-jährigen Justin Engel hob der Kapitän nach dessen Traumdebüt in ganz besonders hervor. Beim Sieg gegen den auch erst 19-jährigen Rei Sakamoto zum 4:0-Endstand war Engel der zweitjüngste deutsche Spieler, der bei einem Davis-Cup-Spiel antrat. Nur Boris Becker war jünger, als er im März 1985 bei seiner Premiere mit 17 Jahren und etwas mehr als drei Monaten im schwäbischen Sindelfingen den Spanier Juan Aguilera bezwang.
Engel entschied das Duell 6:3, 6:7 (2:7), 10:7 nach Match-Tiebreak im dritten Satz für sich. Die Partie war allerdings sportlich bedeutungslos, da das deutsche Team schon zuvor den Einzug in die Finalrunde perfekt gemacht hatte. Engel profitierte von den Erfolgen seiner Teamkollegen und wurde für das vierte Match von Kohlmann kurzfristig aufgestellt. Unmittelbar zuvor hatte das Weltklasse-Doppel Kevin Krawietz und Tim Pütz den entscheidenden dritten Punkt gegen die Gastgeber geholt.
„Ja, es ist natürlich schön, das zu hören“, sagte der Nürnberger, der am 1. Oktober 18 Jahre alt wird, über das Lob und die Anleihen bei Boris Becker. Es sei aber immer noch ein langer Weg bis in die Weltspitze, äußerte der Youngster fast schon zurückhaltend.
Kohlmann wirkte da schon deutlich euphorischer. „Ich finde, das ist schon eine große Sache. Gerade nach Boris Becker – das ist was ganz Besonderes“, sagte der Kapitän und ergänzte: „Ich glaube, dass die gestandenen Profis froh sind darüber, dass jetzt von hinten geschoben wird.“
Erfahrenen Spielern läuft langsam die Zeit davon
Das deutsche Tennis lechzt nach ambitionierten und erfolgreichen Newcomern. Hinter Zverev (28) klafft qualitativ eine Riesenlücke, Spieler wie Struff (35) und der ebenfalls für den Davis Cup nominierte Yannick Hanfmann (33) befinden sich auf der Zielgeraden ihrer Karriere.
Engel hat seine ersten Fußspuren im Erwachsenenbereich bereits gesetzt. Beim ATP-Turnier auf Rasen in Stuttgart erreichte er sensationell das Viertelfinale, zuvor in Hamburg auf Sand nach einem Auftaktsieg gegen Struff immerhin die zweite Runde. Kurios: Struff passte einst gemeinsam mit seiner damaligen Freundin, die bei Engels Vater Horst in Nürnberg trainierte, auf den kleinen Justin auf. Beim jüngsten Challenger-Turnier auf Hartplatz im französischen Cassis war für Engel erst im Halbfinale Schluss. Er wird von Ex-Profi Philipp Kohlschreiber trainiert.
Während Engel noch einige Chancen auf einen Davis-Cup-Triumph haben dürfte, läuft den erfahrenen Spielern die Zeit so langsam davon. Außer Engel gehörten in Japan neben Struff, Hanfmann sowie dem Doppel Tim Pütz (37 Jahre) und Kevin Krawietz (33 Jahre) nur Ü-30-Spieler zum Team.
Im vergangenen Jahr scheiterten die vier Routiniers zusammen mit Daniel Altmaier und ohne Zverev in der Finalrunde im Halbfinale an den Niederlanden. „Klar, wollen wir einen Step weiterkommen“, sagte Krawietz. Ob das deutsche Team das Unterfangen dieses Mal mit oder ohne Zverev angeht, bleibt abzuwarten.
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