Serbien galt als absoluter Top-Favorit für die Europameisterschaft. Nach dem Achtelfinale gegen Finnland müssen sie überraschend ihre Koffer packen. Gegen den Außenseiter unterlagen sie mit 86:92 (48:44). Während die Finnen ihr kleines Wunder feierten, rollten bei so manchem serbischen Fan in der Halle Tränen. In Deutschland werden dagegen einige erleichtert aufgeatmet haben.
„Erschreckendes Spiel, erschreckendes Ergebnis“, titelte die serbische Zeitung Danas. Mit diesem Ergebnis hatte tatsächlich niemand gerechnet. Zur Erinnerung: Finnland war in der deutschen Gruppe, für das Team von Dennis Schröder ein müheloser Sieg – 91:61 gewann das Nationalteam vergangenen Mittwoch. Die deutschen Basketballer galten zwar als Mitfavorit, aber Serbien schien überlegen.
„Wir gehen erhobenen Hauptes, wir haben unser Maximum gegeben. Ihr wisst, was wir in den letzten 72 Stunden durchgemacht haben“, versuchte sich Guard Aleksa Avramovic an einer Erklärung.
Verletzungssorgen warfen das Team zurück. Avramovic selbst ging angeschlagen in die Partie. NBA-Profi Tristan Vukcevic konnte überhaupt nicht spielen. Außerdem verletzte sich ausgerechnet Kapitän Bogdan Bogdanovic im zweiten Spiel am Oberschenkel. Er war nicht nur der Leader der Mannschaft, sondern auch der zweitbeste Scorer. Schon als die Diagnose bekannt wurde, sahen einige Deutschland als den neuen Favoriten auf einen EM-Triumph.
Die Tragödie der goldenen Generation
Die Spieler um Bogdanovic, Nikola Jokic aber auch Vasilije Micic gilt als goldene Generation des serbischen Basketballs. Schon 2022 gingen sie bei der EM mit Platz neun leer aus. 2017 reichte es nur für Silber, im Finale unterlagen sie Slowenien. Ebenso bei der WM 2023 – Weltmeister wurde seinerzeit Deutschland.
Gold gekürt ist die goldene Generation noch nicht. Doch langsam läuft dem Trio die Zeit davon. Micic ist 31, Jokic 30 und Bogdanovic sogar schon 33. Allzu viele Möglichkeiten auf einen gemeinsamen Titel werden sie nicht mehr haben.
Auch die Deutschen wollen Koffer packen
Falls alles wie geplant läuft, könnten auch die Deutschen bald die Koffer packen. Allerdings nicht, um nach Hause zu fahren. Das Nationalteam ist unzufrieden mit dem Hotel, in dem es untergebracht sind.
„Das Hotel entspricht nicht den Anforderungen an so ein Turnier. Deshalb würden wir gerne umziehen und haben bei der Fiba einen entsprechenden Antrag gestellt“, erklärte DBB-Vizepräsident Armin Andres gegenüber dpa. Bei der Zuteilung hatten die Deutschen Pech: Ihr Hotel liegt zwischen einer Schnell- und Hauptverkehrsstraße – Lärm programmiert.
Ansonsten heißt es beim deutschen Team momentan, erst mal Akkus aufladen und entspannen. Mit 85:58 gegen Portugal sicherten sie sich den Einzug ins Viertelfinale und gelten nach dem serbischen Aus als neuer Top-Favorit. Weiter geht es allerdings erst am Mittwoch – eine ungewöhnlich lange Pause während eines Basketball-Turniers.
Pause kommt deutschem Team gelegen
Im Spiel gegen Portugal feierte Bundestrainer Alex Mumbru gerade erst seine Rückkehr. Zuvor hatte der Spanier mit einer Baucherkrankung gefehlt – ein „aktues Abdomen“, eine Symptomkombination, die unter anderem starke Bauchschmerzen hervorruft, aber auch von Erbrechen und Fieber begleitet werden kann. Dabei ist sofortige medizinische Behandlung notwendig. Dadurch hatte Mumbru die komplette Vorrunde verpasst.
Assistenztrainer Alan Ibrahimagic hatte ihn währenddessen vertreten. Der übernahm im Spiel gegen Portugal größtenteils das Kommando an der Seitenlinie. Mumbru dagegen ergriff während der Auszeiten das Wort, saß aber ungewöhnlich oft und lange auf der Bank. In den vergangenen Tagen hatte er sichtlich an Gewicht verloren. Unklar ist daher, wie fit er tatsächlich ist – die lange Pause könnte ihm dabei wichtige Zeit verschaffen.
„Der Coach ist ein Warrior. Man merkt, dass er diese Mentalität hat. Wir wissen, was er mitgemacht hat“, erklärte Kapitän Schröder nach dem Spiel. „Dass er jetzt hier steht, das ist nicht selbstverständlich. Das würde nicht jeder so machen. Am Ende des Tages rechnen wir ihm das hoch an.“
Auch in der Übertragung von MagentaSport wurde die Rückkehr des Trainers diskutiert und vor allem gewürdigt. „Es tut mir total leid für den Mumbru. Der Coach will natürlich coachen und dann kriegt er da so eine unglückliche Geschichte einen Tag vor der EM“, sagte Weltmeister Moritz Wagner, der dem Team verletzt fehlt und daher als TV-Experte arbeitet. „Du siehst ihm das ja an: Der ist nicht bei vollen Kräften. Der versucht sein Bestes und will dabei sein, aber das kann nicht Spaß machen.“
Trotzdem hatte Mumbru seinen Anteil am Weiterkommen. In der Pause war er es, der die Mannschaft darauf einstellte den Rückstand noch zu drehen. „Der Trainer hat die richtigen Worte gefunden. Er hat uns beruhigt. Er hat gemerkt, dass wir angespannt sind. Er hat bei uns etwas den Druck rausgenommen“, erzählte Maodo Lo.
Der Druck wird nicht weniger werden für den neuen Favoriten. Nach 32 Jahren könnte Deutschland endlich wieder den EM-Titel holen. Dafür muss die Auswahl am Mittwoch Italien oder Slowenien, die NBA-Superstar Luka Doncic in ihren Reihen haben, schlagen. Keine leichte Aufgabe für Mumbru und sein Team – aber immerhin wartet nicht Serbien als Kontrahent.
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