Das blamable 0:2 (0:1) der deutschen Nationalelf in der Slowakei machte auch Lothar Matthäus fassungslos. Der Rekordnationalspieler sagt: „Die Leistung der deutschen Mannschaft hat mich vollkommen überrascht, fast schockiert. Denn am Ende muss man sagen: Es war in der Höhe noch glücklich. Wenn Torwart Oliver Baumann nach einer 0:2-Niederlage noch der beste Mann war, spricht das Bände über die Leistung.“
Matthäus, 64, weiter: „Konzentration, Bissigkeit, Leidenschaft – das hat alles gefehlt. Deutschland hat sich von einer taktisch gut eingestellten slowakischen Mannschaft überraschen lassen. Die deutsche Mannschaft war mit dem Kopf nicht auf dem Platz.“
Eine der Kernfragen: Braucht die Mannschaft andere Spielertypen, wie sogar Bundestrainer Julian Nagelsmann (38) selbst nach dem Spiel anmerkte: „Vielleicht müssen wir auf weniger Qualität setzen, und mehr auf Spieler, die alles reinwerfen. Das hätte dann zu einem anderen Ergebnis geführt, als wenn die besten Spieler spielen. Das ist amtlich.“
Matthäus sieht es auch so: „Ich habe vor zwei Wochen eine Top-Elf gemacht, bei der mehr Spieler aufgestellt waren, die über die Mentalität kommen. Ich denke an Andrich, Anton, auch Schlotterbeck, wenn er fit ist. Das sind Mentalitätsspieler.“
„Die Spieler bekommen so keine Sicherheit“
Aber auch Nagelsmann bekommt Kritik von Matthäus ab – wegen seiner vielen Experimente. Matthäus: „Taktik und Aufstellung haben mich überrascht. Ich denke, die Grundformation sollte ein 4-2-2-2 sein, so wie es Nagelsmann zu RB-Zeiten auch teilweise spielen ließ. Es gibt bei ihm sehr viele taktische Änderungen, Verschiebungen während der Spiele, immer wieder neue Abläufe. Ich kann von einem Collins nicht im ersten Länderspiel erwarten, dass er gut agiert, wenn er sich komplett umstellen muss und Dinge in einem System verlangt werden, das er normal in Frankfurt nicht spielt.“
Matthäus fährt fort und äußert einen Verdacht zum blamablen Auftritt in Bratislava: „Natürlich kann man eine Niederlage gegen die Slowakei nicht nur mit der Taktik erklären, aber die Spieler bekommen so keine Sicherheit. Vielleicht überfordert Nagelsmann mit seinen Ideen auch den einen oder anderen Spieler.“
Matthäus‘ Vorschlag: Bei der Abwehr anfangen, eine klare Linie haben: „Am wichtigsten wäre jetzt die Defensive zu stabilisieren. Ein System zu finden, das zu den Spielern passt, das zumindest die meisten aus ihrem Verein kennen: Entweder das 4-2-3-1 oder das 3-4-3, mit dem Xabi Alonso in Leverkusen erfolgreich war. Aktuell kann ich bei der deutschen Nationalmannschaft keine DNA erkennen. Mannschaft wie Spanien oder Argentinien stehen für einen Spielstil, bei Deutschland sehe ich das im Moment nicht.“
Der Zustand der Nationalelf macht Matthäus Sorgen – er sagt klar, dass dringend die Wende eingeleitet werden muss: „Nagelsmann hat nun drei Spiele in Folge verloren. Es gab ein kurzes Hoch während der EM. Jetzt stehen wir wieder dort, wo wir nicht sein wollen. Wir haben Schritte in die falsche Richtung gemacht, anstatt nach vorne. Der Bundestrainer sollte das schnellstmöglich korrigieren. Er geht seinen Weg, auf dem er sich nicht beeinflussen lässt. Das kann große Trainer auszeichnen, das macht sie aber auch angreifbar. Der Druck ist jetzt da – auf Julian und seiner Mannschaft.“
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst in BILD veröffentlicht.
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