Was für ein heftiges Ende einer Erfolgsgeschichte: Nur zwei Bundesligaspiele darf Meistertrainer Jaron Siewert nach dem Titelgewinn auf der Bank der Füchse Berlin sitzen, dann fliegt er raus. Auch Sportvorstand Stefan Kretzschmar muss sofort gehen.
Tabula rasa in der Hauptstadt: Die Füchse Berlin vollziehen nur drei Monate nach dem Gewinn ihrer ersten Meisterschaft einen radikalen personellen Schnitt. Trainer Jaron Siewert wird mit sofortiger Wirkung freigestellt. Nach dessen angekündigten Abschied trennt sich der Verein zudem sofort von Sportvorstand Stefan Kretzschmar. Stattdessen wird Nicolej Krickau als neuer Trainer und Sportchef bei den Füchsen bereits am Samstag (15.40 Uhr/ARD und Dyn) im Topspiel gegen den SC Magdeburg sein Debüt geben.
"Nach den Entwicklungen der vergangenen Tage haben wir gespürt, dass es einer grundlegenden Veränderung bedarf. Dass es nun am Ende turbulenter 48 Stunden auch zur Trennung von Jaron kommt, ist die schwerste Entscheidung meiner 20-jährigen Zeit bei den Füchsen", sagte Geschäftsführer Bob Hanning.
"Großes Bedauern"
Der Däne Krickau, zuletzt beim Berliner Ligakonkurrenten SG Flensburg-Handewitt angestellt, unterschrieb einen Drei-Jahres-Vertrag. Auch Vereinsurgestein Paul Drux erhält eine neue Rolle in der Hauptstadt: Der Ex-Nationalspieler, der in der Vorsaison seine Karriere verletzungsbedingt beenden musste, soll als "Bindeglied zwischen Mannschaft, Trainer und Geschäftsführung" ab der kommenden Saison unterstützend zur Seite stehen. Drux gilt als höchstwahrscheinlicher Nachfolger Hannings, wenn dieser planmäßig 2028 als Geschäftsführer ausscheidet.
Am Dienstag hatten die zuletzt immer stärker werdenden Spannungen zwischen Hanning und Kretzschmar, der zuletzt wie Siewert auf eine vorzeitige Vertragsverlängerung gedrängt hatte, ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. Der ehemalige Weltklasse-Linksaußen hatte via Instagram und offenbar ohne Absprache mit dem Verein angekündigt, sein 2026 auslaufendes Arbeitspapier definitiv nicht zu verlängern. Der Klub reagierte in einem knappen Statement "überrascht" und mit "großem Bedauern".
"Die gemeinsame Zeit hat uns alle viel Kraft gekostet. Die Füchse Berlin stehen bei allen unseren Entscheidungen über allem, deswegen haben wir uns gemeinsam für einen Schlussstrich entschieden", sagte Hanning nun. Kretzschmar teilte mit, dass die Entscheidung "weh" tue: "Aber sie schafft Klarheit für alle Beteiligten und ermöglicht es dem Verein, sich neu aufzustellen."
Die Entwicklungen der vergangenen Tage und Wochen sind in der Handball-Szene eine große Überraschung. Der 31-jährige Siewert war in der Vorsaison zum jüngsten Meister-Trainer der Bundesliga-Geschichte aufgestiegen. Wie Kretzschmar hatte er seit 2020 Verantwortung bei den Berlinern getragen und das Team um Welthandballer Mathias Gidsel in der Vorsaison neben dem Meistertitel auch bis ins Champions-League-Finale geführt. Auch sein Vertrag läuft 2026 aus.
"Blick geht nach vorne"
"Wir sind Jaron sehr dankbar für seinen Einsatz und sein Engagement. Die letzten Jahre tragen wir tief im Herzen. Gleichwohl geht der Blick auch nach vorn", sagte Hanning: "Mit Nicolej Krickau haben wir unseren Wunschkandidaten für die kommenden, großen Aufgaben gewinnen können. Er wird unserer Mannschaft seinen Stempel aufdrücken. Wir freuen uns auf die Zusammenarbeit."
Krickau war 2023 nach langer Zeit bei GOG Handbold in seiner dänischen Heimat zu den Flensburgern gewechselt. Bei der SG endete sein Engagement jedoch nach knapp eineinhalb Jahren, der Verein stellte den heute 38-Jährigen frei. Seitdem war Krickau, der als Entdecker zahlreicher jetziger Stars wie Gidsel oder Simon Pytlick im Land der dänischen Handball-Weltmeister gilt, ohne neuen Verein. Bis jetzt.
Bereits am Samstag, wenn es in der Max-Schmeling-Halle zur Neuauflage des Champions-League-Endspiels gegen den SCM kommt, wartet die wohl größtmögliche Herausforderung auf den neuen Trainer. Am Mittwochabend hatte sich der frisch gekürte Supercup-Sieger von den jüngsten personellen Turbulenzen unbeirrt gezeigt und bei Frisch Auf Göppingen (32:26) den zweiten Sieg im zweiten Bundesliga-Spiel gefeiert. Wie sich das jüngste Beben auswirkt, ist eine von vielen spannenden Fragen rund um den Berliner Titelverteidiger.
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