Es wäre ein Novum in der 25-jährigen Geschichte der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Mit großer Wahrscheinlichkeit wird am Mittwoch auf der Generalversammlung der 36 Profiklubs in Berlin erstmals der Vertreter eines Ausnahmevereins von der 50+1-Investorenregel in ein DFL-Führungsgremium gewählt: Bayer Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro.

Der Spanier wurde von Bayern Münchens scheidendem Finanzvorstand Michael Diederich und von Frankfurts Vorstandssprecher Axel Hellmann für den DFL-Aufsichtsrat vorgeschlagen. „Ich bin noch nie vor Verantwortung weggelaufen und würde mich freuen, wenn ich von den 18 Bundesligaklubs gewählt werden würde“, sagt der 61 Jahre alte Carro gegenüber WELT.

Seine Chancen stehen gut, mindestens die für eine einfache Mehrheit nötigen zehn Stimmen zu sammeln. Aus drei Gründen: Carro ist in sportpolitisch relevanten Themen auf Ballhöhe, zudem als Vorstand von Europas Klub-Verband ECA und als Mitglied der Uefa-Klubwettbewerb-Kommission international gut vernetzt.

Zudem ist Carro ein kritischer Geist, nimmt kein Blatt vor den Mund. Weshalb ihn einige Bundesliga-Bosse lieber mit in der DFL-Verantwortung sehen als in der Rolle des außerparlamentarischen Oppositionsführers. Und: Carro, so die Hoffnung, werde es als DFL-Aufsichtsratsmitglied schwerer fallen, im Streit um die 50+1-Regel mit der Bayer AG gegen die DFL zu klagen für den Fall, dass Leverkusen (und der zweiten Ausnahme VfL Wolfsburg) aufgrund der Vorgabe des Bundeskartellamts nach einer mehrjährigen Übergangsfrist die Ausnahmestellung aberkannt wird.

Carro: „Das ist für mich nicht vorstellbar“

Für den Fall seiner Wahl in den Aufsichtsrat hat Carro bereits eine klare Vorstellung, was er will – genauer gesagt nicht will. Ligaspiele im Ausland nach dem Beispiel der spanischen LaLiga (Villarreal gegen Barca im Dezember in Florida) oder der italienischen Serie A (AC Mailand gegen Como im Februar 2026 in Australien) für eine bessere TV-Auslandsvermarktung der Bundesliga lehnt er strikt ab. „Unabhängig von einem Mandat ist das für mich nicht vorstellbar“, sagt er. „Wir sind es unseren Fans schuldig, dass wir unsere Spiele in Deutschland austragen. Beim Supercup habe ich eine andere Meinung. Da wäre ich nicht abgeneigt, kreative Szenarien zu entwickeln, die der Liga beim global notwendigen Wachstum helfen, und zum Beispiel in die USA zu gehen.“

Kritisch sieht Carro auch die Idee, dass die DFL ihre 36 Klubs im Lizenzierungsverfahren dazu verpflichtet, ihre Hauptversammlungen – wie der BVB im November mit der geplanten Wahl von Watzke zum neuen Präsidenten – hybrid durchzuführen. Um auch älteren, kranken oder im Ausland ansässigen Mitgliedern die Teilnahme zu ermöglichen. Und den Einfluss der organisierten Ultras einzuschränken.

Carro: „Ich bin ein Fan davon, dass in Präsenz abgestimmt wird. Aber: Das sollte wie bei den Präsidentschaftswahlen in Spanien – ich bin Mitglied des FC Barcelona – den ganzen Tag möglich sein, von 9 Uhr bis 20 Uhr. Und nicht in einem begrenzten Zeitraum, den es auch bei einer hybriden Wahl nur während der Mitgliederversammlung geben würde. Hybrid würde ich gegenüber der jetzigen Form aber selbstverständlich auch vorziehen.“

Gewählt wird am Mittwoch für erstmals vier statt drei Jahre auch ein neues DFL-Präsidium. Der wahrscheinliche Ausgang: Hans-Joachim Watzke (66/BVB) kann von seiner Wiederwahl als Sprecher des Gremiums ausgehen, dazu kommen aus der Bundesliga Oliver Leki (52/Freiburg) als sein 1. Stellvertreter, Hellmann, Rückkehrer Jan-Christian Dreesen (57/FC Bayern) und Oke Göttlich (49/St. Pauli) voraussichtlich als Watzkes 2. Stellvertreter.

Diesen Posten, der eigentlich der 2. Liga vorbehalten ist, aber der von allen 36 Klubs vergeben wird, hatte bislang Steffen Schneekloth (61/Kiel) inne, der wie Holger Schwiewagner (48/ Paderborn) Favorit für die beiden übrigen Zweitliga-Plätze ist.

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