Die Fans des englischen Viertligisten – zumindest diejenigen, die es auf der Tribüne gehalten hatte – konnten es selbst kaum glauben. „Das ist der beste Tag meines Lebens – und ich habe dieses Jahr geheiratet“, sagte eine Frau, die von der BBC auf den Rängen interviewt wurde. Es sei „am Ende verrückt“ gewesen, ergänzte ein kleiner Junge im Trikot. Und ein älterer Herr sprach nur von einer „unglaublichen Nacht“. Ein ganzer Verein versank mit seinen Fans im Freudentaumel.
Grimsby Town hatte kurz zuvor für eine der größten Sensationen in der englischen Pokalgeschichte gesorgt. Mit 12:11 im Elfmeterschießen (nach regulärer Spielzeit hatte es 2:2 gestanden) besiegte der Tabellenvierte der League Two Manchester United in der zweiten Runde des League Cups und bescherte dem englischen Rekordmeister damit eine peinliche Blamage, die nachhallen dürfte. Das Urteil der heimischen Presse jedenfalls fällt vernichtend aus.
Die „Daily Mail“ sprach im Anschluss schon von einem „nicht für möglich gehaltenen Tiefpunkt“. Die BBC sah, dass „Manchester United eine der peinlichsten Niederlagen seiner Geschichte hinnehmen“ musste. Von einer „Demütigung am Ufer des Humber“ war die Rede. Die Humber ist die Flussmündung an der Ostküste Englands, an der die 85.000-Einwohner-Stadt Grimsby liegt.
Wie groß die Blamage war, zeigt allein ein Blick auf die Marktwerte. Während Uniteds Star-Ensemble laut „transfermarkt.de“ 887 Millionen Euro wert ist, sind es bei Grimsby gerade einmal 3,6 Millionen Euro. Ein Unterschied um den Faktor 246.
Dabei konnte United noch von Glück sagen, dass es überhaupt die Chance hatte, das Aus im Elfmeterschießen abzuwenden. In der regulären Spielzeit hatte die Mannschaft von Trainer Ruben Amorim schon mit 0:2 hinten gelegen. Passend zu einem unglücklichen Abend ließ Keeper André Onana den Ball vor dem zweiten Gegentor nach einer Flanke fallen, den schweren Patzer nutzte Tyrell Warren, ausgerechnet ehemaliger Spieler aus dem United-Nachwuchs, um ins verwaiste Tor einzuschieben. Zuvor hatte Charles Vernam den Außenseiter in Führung gebracht.
Manchester, das neben unerfahrenen Spielern wie Ayden Heaven (18) und Tyler Fredricson (20) auch Stars wie Ex-Leipzig-Stürmer Benjamin Sesko und den Ex-Herthaner Matheus Cunha aufbot, rettete sich durch zwei späte Tore in den Showdown vom Punkt. Dort hätte der Europa-League-Finalist der Vorsaison das Spiel tatsächlich noch auf seine Seite ziehen können. Doch nach einem Fehlschuss Grimsbys verpasste Cunha als fünfter Schütze die Entscheidung.
„Dieser Moment gehört der ganzen Stadt“
Grimsby behielt in der Folge die Nerven und profitierte im 26. Schuss von einem Lattentreffer von Bryan Mbeumo. Danach gab es kein Halten mehr. Hunderte Zuschauer stürmten auf den Rasen des rund 9000 Plätze fassenden Blundell Parks. „Dieser Moment gehört der ganzen Stadt. Es ist magisch“, sagte Jason Stockwood, Mehrheitsgesellschafter von Grimsby Town der BBC.
Manchester United hingegen ist nach der enttäuschenden Vorsaison mit Platz 15 in der Liga schon wieder am Boden. „Alles lief falsch. So wie wir ins Spiel gestartet sind – wir waren gar nicht richtig da“, analysierte Trainer Amorim, der sich bei den Fans entschuldigte. „Es sollte meine Aufgabe sein, zu verstehen, was passiert ist. Noch einmal, es tut mir wirklich leid für unsere Fans“, sagte der Portugiese.
Im Hinblick auf den unterklassigen Gegner präsentierte sich Amorim als fairer Verlierer: „Ich finde, der Fußball war heute wirklich fair. Die bessere Mannschaft hat gewonnen.“ Nach einer Niederlage bei einem Viertligisten ist das eine besonders bittere Erkenntnis.
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