Fünf Kinder hat Bundestrainer Alex Mumbru – zwei Jungen und drei Mädchen. Das Familienleben hilft dem 46-jährigen Spanier bei der Vorbereitung auf seine erste große Aufgabe mit der deutschen Basketball-Nationalmannschaft: die Europameisterschaft in Finnland, Polen, Zypern und Lettland (27. August bis 14. September). Die Auswahl des Deutschen Basketball Bundes (DBB) bestreitet ihre Vorrundenspiele in Tampere/Finnland. Gegner sind Montenegro (27.8.), Schweden (29.8.), Litauen (30.8.), Großbritannien (1.9.) und Finnland (3.9). Danach geht es zur K.-o.-Runde in die lettische Hauptstadt Riga.
Zwölf Spieler nimmt Mumbru mit nach Finnland. Er sagt: „Alle sind besondere Typen, jeder hat seine eigene Psyche, seine eigene Persönlichkeit, sein eigenes Ego.“ Und zieht Parallelen zum Vatersein: „Da lernt man, Geduld zu haben. Und man versucht, wirklich jeden zu verstehen. Fünf Kinder zu haben, das ist die beste Vorbereitung!“
Seit November 2024 ist Mumbru Bundestrainer. Es ist seine erste Auslandsstation. Als Spieler war er unter anderem bei Real Madrid, gewann mit Spanien die WM 2006 und die EM 2009. Nach seiner aktiven Karriere war er Trainer in Bilbao und Valencia. Beim DBB hat er einen Vertrag bis 2026 unterschrieben. Mit Option auf Verlängerung.
Der Druck auf Mumbru ist hoch. Unter Vorgänger Gordon Herbert holten die Deutschen erst EM-Bronze 2022, dann WM-Gold 2023 und schließlich den vierten Platz bei Olympia 2024. Einer, der alles einreißen und anders machen will, ist Mumbru nicht: „Gordon hat mir ein großartiges Erbe hinterlassen. Als wir die Nationalmannschaft übernommen haben, haben wir versucht, einige Dinge von ihm weiterzuführen. Gordon und ich telefonieren auch jetzt noch miteinander.“
Mumbru hat keine Angst vor großen Namen
Vielleicht sprechen sie auch über eine Gemeinsamkeit: Beide haben ihr erstes Spiel auf der deutschen Trainerbank verloren. Herbert in der WM-Qualifikation 2021 gegen Estland (66:69), Mumbru in der EM-Qualifikation in Schweden (72:73) drei Jahre später. Seither aber geht es bergauf. In der Vorbereitung auf die EM gab es vier Siege aus fünf Spielen. Zweimal gewannen die Deutschen gegen Slowenien. Dabei zeigte Mumbru, dass er auch vor großen Namen keine Angst hat, lieferte sich in Ljubljana ein Wortgefecht mit Luka Doncic (Los Angeles Lakers), dem Superstar des europäischen Basketballs.
Beim Supercup in München gewann die deutsche Auswahl nach schwacher Leistung erst gegen die Türkei (73:71) und verlor dann gegen Serbien (81:91). Am Donnerstag gab es einen 106:105-Sieg in der Verlängerung bei EM-Titelverteidiger Spanien. Dabei wurden allerdings auch einige Probleme offensichtlich, die die deutsche Mannschaft noch hat: Nicht alle Spieler kommen mit dem schnellen Spiel klar, das Mumbru einfordert. Und die Wurfquoten der Anführer Franz Wagner (Orlando Magic) und Dennis Schröder (Sacramento Kings) aus dem Dreierbereich geben noch Anlass zur Sorge.
Die bislang einzige Vorbereitungsniederlage gegen die Serben kam nicht überraschend. Bei allen Experten ist das Team um Superstar Nikola Jokic (Denver Nuggets) der große Favorit auf den EM-Titel. Dahinter: Deutschland, Frankreich und Griechenland.
Glaubt man Kapitän Dennis Schröder, dann geht Deutschland mit dem stärksten Aufgebot seiner Geschichte ins Turnier: „Jede Position ist mindestens doppelt stark besetzt. Ich glaube, jeder Spieler in unserem Kader könnte theoretisch starten – und das wissen die Gegner. Sie können uns nicht einfach aus dem Spiel nehmen, weil von der Bank sofort die nächste Waffe kommt. Das macht uns unberechenbar.“
Mit Wagner fehlt einer, der den Mund aufmacht
Dabei muss der Bundestrainer auf einige wichtige Spieler verzichten. Weltmeister Moritz Wagner von den Orlando Magic ist nach einem Kreuzbandriss nicht mit dabei. Damit fehlt auch einer, der in der Kabine mal den Mund aufmacht und der die Mannschaft mit seiner Art mitreißen kann. Das versucht er nun aus der Ferne. Schröder verrät: „Er ist trotzdem irgendwie dabei. Er schreibt uns jeden Tag, gibt Input, ist im Austausch mit uns. Das zeigt, was für ein Team wir sind.“ David Krämer wird bei dem Turnier wegen einer Muskelverletzung nicht dabei sein.
Auch Isaiah Hartenstein hat seine Teilnahme an der Europameisterschaft abgesagt. Der NBA-Champion von den Oklahoma City Thunder spielte zuletzt 2018 für die deutsche Nationalmannschaft. Unter Herbert spielte er keine Rolle, weil er sich nicht verpflichten wollte, in drei aufeinanderfolgenden Jahren für Deutschland zu spielen. Mumbru nahm einen neuen Anlauf, besuchte Hartenstein in den USA, blieb mit ihm in Kontakt. Auch Dennis Schröder und Franz Wagner meldeten sich regelmäßig bei Hartenstein, wollten ihn von einer Teilnahme überzeugen. Zunächst mit Erfolg, schien es.
Der Bundestrainer sagt: „Er hat mir seine Zusage gegeben, für die Nationalmannschaft zu spielen. Er wollte diesen Sommer kommen. Aber in den letzten beiden Finalspielen hat er Probleme mit der Achillessehne bekommen und musste absagen.“ Auch auf die Nachwuchsspieler Sananda Frau, 21, Hannes Steinbach, 19, und Eric Reibe, 19, der an die Elite-Uni UConn wechseln wird, muss Mumbru verzichten. Ihre Transfers an die US-Colleges machten eine Nominierung von vornherein nahezu unmöglich.
Aber auch Spieler, die nominiert sind, machen Mumbru Sorgen. In keinem der Spiele konnte er bisher aus dem Vollen schöpfen. So stand Weltmeister Daniel Theis bislang nur in zwei Partien auf dem Parkett. Der Center musste vergangene Saison mit Knieproblemen pausieren, verpasste ab Ende Mai das Saisonfinale mit der AS Monaco.
Für Ex-Nationalspieler Per Günther (65 Länderspiele für Deutschland), der als Experte für Magenta Sport bei der EM dabei sein wird, ist Theis einer der Schlüsselspieler: „Man braucht ihn unbedingt. Er ist der defensive Anker. Gerade weil es viele Fragezeichen gibt, ist Daniel umso wichtiger.“
Schröder und Wagner auf der Bank? „Will ich keine Sekunde sehen“
Günther war es auch, der erste leise Kritik an Mumbrus Konzept äußerte, möglichst vielen Spielern Spielzeit zu gewähren und dabei mitunter auch seine Superstars Dennis Schröder und Franz Wagner gleichzeitig auf die Bank zu setzen: „Ich will keine einzige Sekunde in diesem Sommer sehen, in der weder Dennis noch Franz auf dem Feld steht. Ich will, dass Franz die Schlüssel überreicht bekommt, wenn Dennis vom Feld geht“, sagt Günther.
Und auch um den Kapitän selbst gibt es Wirbel. In einem Interview mit dem „Stern“ verglich sich Dennis Schröder mit Deutschlands Basketballidol Dirk Nowitzki und unterstellte Teilen der Anhängerschar latenten Rassismus: „Ich werde in diesem Land nicht die gleiche Liebe bekommen, weil ich dunkelhäutig bin“, sagte er und führte aus: „Ich saß schon mit 14 Jahren vor dem Fernseher, als Dirk Nowitzki die Fahne bei den Sommerspielen 2008 in Peking getragen hat. Damals dachte ich: Wie cool, eine größere Wertschätzung kann es nicht geben. Heute weiß ich allerdings: Es ist eine große Ehre, aber es wird bei mir niemals so sein wie bei Dirk.“
Wie sich der Vorwurf auf die Unterstützung in der Heimat auswirkt, bleibt abzuwarten. In Tampere selbst erwartet der Deutsche Basketball Bund eine signifikante Anzahl an Anhängern aus Deutschland. Einige der größten Fans kommen dabei aus dem Umfeld des Bundestrainers: seine fünf Kinder, die ihm sogar bei der Vorbereitung geholfen haben. Einer der Söhne besitzt sogar ein Trikot von Franz Wagner. Auch seine Frau wird ihm die Daumen drücken. Und sogar seine Kumpels. Der Spanier sagt lachend: „Auch meine Freunde sind für Deutschland. Wenn sie uns nicht die Daumen drücken, sind sie nicht meine Freunde …“
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