Etwas mehr als 2000 Einwohner, aber ein ganz großer Traum: Der AC Virtus aus San Marinos Ort Acquaviva will Fußball auf europäischer Bühne spielen. In der Conference League könnte das klappen - nur noch ein Duell trennt die Amateur-Fußballer von der Ligaphase. Der Weg dahin ist steinig.

Vor der Reise ins ferne Island ließ Stefano Scappini seinen Träumen freien Lauf. "Jetzt gibt es keine Grenzen mehr. Wir wollen in die Ligaphase", sagte der Stürmer von San Marinos Meister AC Virtus. Scappini mag ein unbedeutender Amateur-Fußballer aus dem 2000-Einwohner-Örtchen Acquaviva sein. Doch er ist auch Teil eines "europäischen Sommers, der einfach nicht enden will", wie der Klub sein kleines Fußball-Märchen nennt.

Denn Virtus hat schon jetzt Geschichte geschrieben. Nie zuvor war ein Klub aus San Marino in die Playoffs eines europäischen Wettbewerbs eingezogen. Dort geht es am Donnerstag zunächst auswärts gegen den isländischen Meister UMF Breidablik. Eine schwere, aber nicht unmögliche Aufgabe. "Wir tragen die Farben San Marinos durch Europa, das macht uns stolz. Wir hoffen, dass wir alle mit diesem 'Virtus-Fieber' angesteckt haben", sagte Vizepräsident Alessandro Cattini bei San Marino TV.

Erfolg ist späte Genugtuung

Hinter Virtus liegt schon jetzt eine verrückte Reise. In der Champions-League-Qualifikation scheiterte das Team an Zrinjski Mostar, stieg in die Conference League ab und erhielt in der dortigen Qualifikation zunächst eines von zwei Freilosen. Weiter ging es gegen Moldaus Meister FC Milsami, nach einem 2:3 im Hinspiel setzte sich Virtus auch dank Torschütze Scappini mit 3:0 im eigenen Stadion durch. Es war der bislang höchste Sieg eines Teams aus San Marino im Europapokal.

Der Erfolg ist auch eine späte Genugtuung. Vor zwei Jahren war dem Klub wegen der Verwicklung in einen Wettskandal die Europacup-Premiere verweigert worden. 2017 waren vor einem Pokalspiel ungewöhnlich viele Einsätze auf den Außenseiter San Giovanni registriert worden, Virtus verlor durch ein Eigentor 0:1. Torhüter Massimiliano La Monaca musste für sechs Wochen ins Gefängnis - allerdings wegen der 150 Gramm Cannabis, die vor dem Verhör bei ihm gefunden wurden.

3000 Kilometer nach Island

Der Klub stellte sich in der Folge neu auf und wurde 2024 und 2025 Meister. In der FIFA-Weltrangliste mag San Marino als 210. auf dem letzten Platz liegen, doch der Aufschwung des Landes ist unverkennbar. Erst im September feierte das Nationalteam den ersten Sieg seit 20 Jahren und stieg einen Monat später sogar in die C-Liga der Nations League auf.

Auch auf Klubebene geht es nun voran, die 3000 Kilometer lange Reise in den Norden sollen nur ein Zwischenschritt sein. "Jetzt, wo wir so weit gekommen sind, träumen wir von mehr", sagt Mittelfeldspieler Alessandro Golinucci: "Wir fahren nach Island, um es zu versuchen."

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