Selin Oruz läuft 177-mal für die deutschen Hockey-Frauen auf. Mit dem Abpfiff des Finalspiels der Heim-EM endet ihre Zeit im DHB-Dress. Dabei ist sie erst 28 Jahre alt und in ihren besten Jahren als Sportlerin. Was ist der Grund für das Ende der Karriere?
Nach der Finalpleite flossen auch bei Selin Oruz die Tränen, minutenlang lag sie sich mit ihren Mitspielerinnen in den Armen. Mit dem Ende der Heim-EM in Mönchengladbach betrauerte sie mehr als nur den geplatzten Traum von Gold. "Wenn ich zurückblicke, dann kommen natürlich ganz viele Emotionen der letzten Jahre hoch", sagte die 177-malige Hockey-Nationalspielerin, direkt nach Abpfiff hatte sie ihr Karriereende im DHB-Dress verkündet.
"Aber gleichzeitig bin ich total froh, unter diesen Bedingungen, bei dieser Atmosphäre, mein letztes Spiel zu machen", sagte Oruz weiter. Gemeinsam hatte die Auswahl des Deutschen Hockey-Bundes den Olympiasiegerinnen aus den Niederlanden einen erbitterten Kampf geliefert, letztendlich musste sich das junge Team von Bundestrainerin Janneke Schopman aber 1:2 dem Topfavoriten geschlagen geben.
"Märchen- und Kitsch-Abschluss" bleiben Oruz verwehrt
Noch lange nach dem Schlusspfiff hatte Oruz den zahlreichen Fans ihre Zeit gewidmet, als eine der letzten Spielerinnen hatte sie den blauen Kunstrasen des Mönchengladbacher Hockeyparks verlassen. Es war "ein sehr, sehr schöner Abschluss", sagte Oruz, "auch wenn der Märchen- und Kitsch-Abschluss sicherlich die Goldmedaille gewesen wäre".
Die "Aufgabe von heute" sei es nun, fügte Oruz an, dass das Team "die Trauer beiseiteschiebt und dann doch das große Ganze sieht", denn ein bisschen Stolz und ein bisschen Freude seien durchaus angebracht. In der Zukunft traue sie ihrer Mannschaft dann "alles zu", so Oruz, "so viele haben ihr erstes Turnier gespielt und super tolle Leistungen gebracht".
Ganz freiwillig ist ihr Abschied allerdings nicht. Denn Oruz ist erst 28, also eigentlich in ihren "besten Jahren", die "am meisten Spaß machen", so die Spielerin. Eine Fortsetzung ihrer Karriere im Nationalteam könne sich die promovierte Ärztin aber "partout nicht leisten" - es fehlt die finanzielle Unterstützung.
"Die Frage, ob man aus finanziellen Gründen Hockeyspielerin wird, stellt sich gar nicht, da plant man besser gleich drumherum", sagte etwa die damalige Nationalspielerin Kira Horn im September 2023. Horn arbeitete neben ihrer sportlichen Karriere als Unternehmensberaterin für die Wirtschaftsprüfgesellschaft PWC. Die ohnehin schon niedrigen Gehälter der Randsportart Hockey liegen bei den Frauen noch einmal unter denen der Männer. Die "Danas" werden zudem von der Deutschen Sporthilfe finanziell unterstützt.
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