Der Moderator trug natürlich etwas dick auf, stolz, wie sie da in Vancouver waren. „Die Augen der Welt sind in diesem Moment auf diesen Raum gerichtet“, sagte Blake Price, den die Vancouver Whitecaps engagiert hatten, um die Vorstellung von Thomas Müller zu begleiten. Dann kam er – weißes Hemd, dunkelblaues Sakko, breites Grinsen: Thomas Müller, 35, neuer Spieler des MLS-Klubs aus Kanada.

Um 17 Uhr Ortszeit war er gelandet, unter Trommelklängen begrüßt von den Ur-Einwohnern des Stamms der Musqueam und ein paar hundert Fans. Stunden später dann von Wilson Williams als gewählten Vorsitzenden des squamischen Volkes mit warmen Worten zu Beginn der Pressekonferenz noch mal willkommen geheißen. „Wir begrüßen Thomas Müller in der besten Stadt der Welt“, sagte Wilson, „ihr werdet vielleicht nicht von meinen Worten Gänsehaut bekommen. Aber im Laufe der Pressekonferenz ganz bestimmt.“ Vorher aber bekam Müller von Wilsons Tochter noch eine Adlerfeder überreicht. „Flieg hoch, bring uns den Titel, wir warten darauf“, sagte der Häuptling.

Einer, der darauf auch setzt, ist Vancouvers deutscher Sportdirektor Axel Schuster, der sich auf dem Podium an Müllers Seite setzte. Müller nun als Spieler in Vancouver zu wissen, in leibhaftig bei den Whitecaps zu haben sei„der größte Tag, seit ich hier im Klub bin“, sagte Schuster, „ein guter Tag für die Fans und die MLS. Heute können wir sagen, dass wir weit gekommen sind. Für mich ist es noch nicht das Ende. Es wird noch viel von uns, von diesem Klub kommen. Das ist ein großer Moment für alle“.

In fließendem Englisch parlierte Thomas Müller über das und jenes

Danach begann die Müller Show. Smart, witzig, mit persönlichen Botschaften, wie man das von ihm beim FC Bayern kannte. In fließendem Englisch parlierte er über das und jenes. „Hello Vancover“, sagt er zu Beginn, Applaus hallte durch das Gebäude. : „Ich bin froh hier zu sein. Danke Axel, danke Jesper (Whitecaps dänischer Trainer Jesper Sörensen, die Redaktion) für die Chance. Ich möchte so schnell wie möglich auf dem Platz stehen. Ich habe gehört, dass die Stadt gut ist. Das habe ich gerade in einer Minute dreimal gehört.“ Die Anwesenden lachten. Ein typischer Müller eben, und so ging es weiter „Ich bin eigentlich hier, um Fußball zu spielen, jetzt spiele ich hier Soccer“, sagte er. In den USA wird Fußball nicht wie in England als Fußball/Football, sondern als „Soccer“ bezeichnet. Ein sicherer Lacher war ihm gewiss.

Warum er ausgerechnet in Vancouver gelandet sei, wurde Müller gefragt. Er hätte doch überall hin gehen können. Nun, sagte Müller, Sportdirektor Schuster habe an sich schon „alles gesagt. Ich möchte eigentlich nichts anderes sagen, auch weil er neben mir sitzt.“ Müller lacht, das Publikum johlt. Sein Humor scheint auch in Kanada sehr gut anzukommen.

Dann aber brach er es wieder auf das Wesentliche herunter. „Ich habe so viele Jahre bei Bayern in Europa gespielt, aber es war Zeit für ein Abenteuer. Ein Abenteuer ist aber nur spannend, wenn man um Titel spielen kann. Die Mannschaft ist gut“, sagte er dann noch, „ich wollte etwas Neues und freue mich auf was Neues, was Frisches. Nächstes Jahr findet die WM in den USA, Kanada und Mexiko statt. Vancouver ist ein Austragungsort. Ich hoffe, dass wir es schaffen, dass ein stückweit die ganze Welt Schritt, für Schritt nach Vancouver schaut und die Stadt als Fußball-Stadt wahrnimmt.“

Randnotiz: In so kurzer Zeit haben sie bei den Whitecaps noch nie so viele Trikots verkauft, es gibt Probleme, die Kontingente aufzustocken. Die Ticketverkäufe für die restlichen Heimspiele sind in die Höhe geschnellt. „Ich weiß, dass ich ein bisschen einen Hype ausgelöst habe. Davon wollen wir so lange wie möglich profitieren“, sagte Müller.

Dann sorgt er für den nächsten Lacher. Ein Journalist fragte ihn, ober er denn bei all seinen Titel und seiner Klasse sich der Qualität der Liga anpassen könne. „Ich habe keine Ahnung“, antwortete Müller. Große Erheiterung bei den Anwesenden, vor allem Sportdirektor Schuster kriegte sich kaum ein vor Lachen.

Als er dann auf seinen Post auf Instagram angesprochen wurde, in dem er seinen langjährigen Mitspieler Manuel Neuer als GOAT (Greatest of all time) bezeichnet hatte und ihn der Moderator fragte, ob er dann auch wie eine Ziege (englisch: goat) meckern könne, da ließ sich Müller nicht bitten und määääääähte drauflos. Wieder Lacher.

Müller hat bei den Whitecaps einen Vertrag bis zum Ende der kommenden Saison erhalten. Sein ausgelaufener Kontrakt beim FC Bayern München war nicht verlängert worden. Nach langer Bedenkzeit und der Klub-WM als Abschiedsturnier bei den Bayern entschied er sich für Nordamerika und gegen ein Karriereende. „Mein Körper fühlt sich noch viel zu fit an, um jetzt einfach aufzuhören. Ich bin sehr motiviert und einfach froh, hier zu sein“, sagte Müller, für den seine vielen Erfolge keine große Rolle spielen: „Es geht nicht um Titel in der Vergangenheit, es geht darum, Titel in der Zukunft zu gewinnen.“

Schon am Freitag soll Müller erstmals mit dem Team aus der Westküsten-Metropole trainieren. Am Sonntag gegen Houston Dynamo FC rechnen die Klub-Verantwortlichen um Sportdirektor Schuster mit Müllers Debüt in der nordamerikanischen Major League Soccer.

Was er der Mannschaft geben könne, wurde Müller gefragt. In einer ausführlichen Antwort sprach er über seine Ziele. Er spiele „nicht für Zahlen, sondern immer für die Mannschaft“, sagt er: „Für mich ging es immer darum, ich selbst zu sein. Das werde ich auch hier sein.“ Wieder brandete herzlicher Applaus auf

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