Die russischen Doping-Whistleblower Julia und Witali Stepanow fürchten um ihr Bleiberecht in den USA und eine Ausweisung in ihre alte Heimat, wo sie als Verräter gelten. „Leider hat sich die Welt in den vergangenen zehn Jahren weiterentwickelt, und wir haben noch immer keine staatsbürgerlichen Rechte oder gültige Dokumente. Wir wissen nicht, ob wir jemals wieder wie normale Menschen leben können“, sagte Witali Stepanow der ARD-Dopingredaktion in einem Bericht auf „sportschau.de“.

Das Ehepaar lebt seit der Flucht aus Russland 2014 und einem Abstecher nach Deutschland in den USA, gemeinsam mit ihren beiden kleinen Söhnen an einem geheim gehaltenen Ort. Ihr Asylstatus hat sich dem Bericht zufolge nicht verändert: Sie besitzen keine amerikanische Staatsbürgerschaft und können das Land nicht verlassen.

Mit ihren Enthüllungen über Staatsdoping in Russland hatten die Stepanows 2014 weltweit für Aufsehen gesorgt. Für die ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping – Wie Russland seine Sieger macht“ gab Witali Stepanow sein Insider-Wissen als früherer Mitarbeiter der russischen Anti-Doping-Agentur Rusada weiter.

Seine Frau war eine Weltklasse-Mittelstreckenläuferin und kannte vor allem die Betrügereien in der Leichtathletik. Von 2013 an war sie selbst wegen Dopings für zwei Jahre gesperrt. Die inzwischen 39 Jahre alte Ex-Sportlerin filmte unter großem Risiko mit versteckter Kamera Treffen von russischen Funktionären und Spitzenathleten. Die Enthüllungen führten unter anderem zu einer Suspendierung des russischen Leichtathletik-Verbandes. Die Welt-Anti-Doping-Agentur entzog dem Doping-Kontrolllabor in Moskau die Akkreditierung.

Bittere Worte von Witali Stepanow

Der harte Kurs in der Migrationspolitik von US-Präsident Donald Trump bereitet den Stepanows nun große Sorgen. „Man versucht, nicht darüber nachzudenken, man versucht, sein Leben zu leben. Aber an manchen Tagen geht das einfach nicht. Es ist, als wäre es in deinem Kopf“, sagt Witali Stepanow und fügt hinzu: „Ich nehme an, so danken es uns die Olympia- und Anti-Doping-Institutionen. So bedanken sie sich dafür, dass man Betrug und Doping aufgedeckt hat.“

In einem Brief an hochrangige Funktionäre, darunter der kürzlich ausgeschiedene IOC-Präsident Thomas Bach, erinnerte er demnach auch Vertreter der Wada und des internationalen Leichtathletik-Verbandes World Athletics an ihr Hilfsversprechen.

Das IOC teilte mit, es habe Julia Stepanowa zwischen 2016 und 2022 mit einem Stipendium unterstützt, die Tätigkeit ihres Mannes als Berater sei mehrmals verlängert worden. Insgesamt belaufe sich die Unterstützung auf einen Betrag von 400.000 US-Dollar. Über den Antrag auf die Staatsbürgerschaft eines Landes würden die dortigen Behörden entscheiden, das IOC habe nicht die Mittel, um in einen solchen Vorgang einzugreifen.

Der frühere deutsche Leichtathletik-Verbandspräsident Clemens Prokop, einst Ansprechpartner der Stepanows in Deutschland, sprach von einer „schrecklichen, unerträglichen Situation“ für das Ehepaar und einem abschreckenden Beispiel für andere Kronzeugen.

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