Der deutsche Fußball trauert um Frank Mill. Der Fußball-Weltmeister von 1990 starb in der Nacht von Montag auf Dienstag um 2.30 Uhr im Alter von 67 Jahren. Einen Bericht von „Bild“ bestätigte sein Heimklub Rot-Weiß Essen.

Mill erlag den Folgen eines schweren Herzinfarkts. Diesen hatte er Ende Mai kurz nach der Landung auf dem Flughafen Malpensa von Mailand als Beifahrer in einem Auto erlitten. Der gebürtige Essener soll einige Minuten lang leblos gewesen sein, ehe es den Notärzten gelang, ihn zu reanimieren.

Mill war nach Italien gereist, um am Dreh einer Dokumentation mit einigen anderen Fußball-Weltmeistern von 1990 teilzunehmen. Zuletzt lag er dem Bericht zufolge in einer Essener Klinik.

„Die Nachricht vom Tod Frank Mills hat uns tief getroffen“, sagte RWE-Vorstand Alexander Rang: „Unsere Gedanken sind in diesen schweren Stunden bei seiner Familie und seinen Angehörigen. (...) Frank war nicht nur einer der größten Fußballer, die Rot-Weiss Essen je hervorgebracht hat – er war auch ein feiner Mensch: bodenständig, authentisch und voller positiver Energie. Mit seiner Art hat er nicht nur unseren Verein und das Ruhrgebiet geprägt, sondern war darüber hinaus ein Botschafter des Fußballs in ganz Deutschland.“

Mill zählte in den 80er- und 90er-Jahren zu den bekanntesten Stürmern Deutschlands. Er hatte seine Profikarriere bei RWE begonnen, wo er bereits als Jugendlicher Erfolge feierte, wechselte später zu Borussia Mönchengladbach und prägte anschließend acht Jahre lang die Offensive von Borussia Dortmund. Mill absolvierte 387 Bundesligaspiele und erzielte 123 Tore. In der Zweiten Liga kamen 157 Partien und 88 Treffer hinzu.

„Der Mill ist mit allen Abwässern gewaschen“

1988 gewann Mill mit der deutschen Olympia-Auswahl in Seoul die Bronzemedaille, 1989 wurde er mit Dortmund DFB-Pokalsieger. In Italien feierte der 17-malige A-Nationalspieler dann 1990 schließlich den WM-Titel. Da er aber ebenso wie die beiden Teamkollegen Günter Hermann und Paul Steiner in keinem Spiel zum Einsatz kam, sagte er einmal: „Eigentlich bin ich kein Weltmeister.“

Dass Mill damals nicht spielte, lag an der extrem starken Konkurrenz im deutschen Sturmzentrum. Für die DFB-Auswahl gingen auch Jürgen Klinsmann, Rudi Völler und Karlheinz Riedle auf Torejagd.

Mill war wegen seiner lockeren Art auf seinen Stationen stets ein Publikumsliebling, sie riefen ihn „Franky“ oder wegen seiner mittlerweile verbotenen Vorliebe für das Spielen ohne Schienbeinbeinschoner auch „Hängesocke“. Der nur 1,76 große Angreifer galt als Schlitzohr, dem vor dem Tor viele Mittel recht waren. Sein Mitspieler Norbert Dickel sagte einmal treffend: „Der Mill ist mit allen Abwässern gewaschen.“

Nun trauert der einstige Teamkollege. Dickel, der heute Stadionsprecher beim BVB ist: „Wir haben so viel gemeinsam erlebt, hatten immer einen engen Draht und gerne über alte Zeiten geredet. Ich bin sehr, sehr traurig. Ich habe einen guten Freund verloren.“

Für eine seiner berühmtesten Szenen galt dieses Zitat jedoch nicht. Im Auftaktspiel der Bundesliga-Saison 1986/87 hatte Mill während seines ersten Einsatzes für den BVB überhaupt Bayerns Torwart Jean-Marie Pfaff ausgespielt und lief aufs leere Tor zu. Er ließ sich aber etwas viel Zeit, spürte dann den von hinten anstürmenden Schlussmann im Nacken und schoss den Ball schließlich überhastet an den Pfosten.

Mill gründete eine Fußballschule

Es gibt wohl kaum einen Film über die Historie der höchsten deutschen Spielklasse, der ohne diese Aktion auskommt, was der Pechvogel selbst bestätigte. Mill erzählte einmal: „Ich habe mal während eines Urlaubs in Los Angeles im US-TV einen Film über die größten Pannen im Sport gesehen. Da war mein ,Tor‘ auch dabei.“

Nach der aktiven Karriere wurde Mill 1996 Manager von Fortuna Düsseldorf, nach nur einer Saison aber wieder entlassen. Er wurde Unternehmer, hatte unter anderem einen Containerdienst in Essen und gründete die „Frank Mill Fußballschule“, die bis heute Ferienkurse für Kinder und Jugendliche im ganzen Bundesgebiet anbietet.

Seinen Klubs war Mill stets treu geblieben. Das letzte Essener Heimspiel der abgelaufenen Drittliga-Saison gegen den VfL Osnabrück (3:1) hatte er Mitte Mai live im Stadion verfolgt. Bis zuletzt stand er auch regelmäßig für die BVB-Traditionsmannschaft auf dem Platz.

Privat war Mill geprägt von Offenheit und Bodenständigkeit. Er lebte in Essen und – seit seiner Beziehung zu einer Sizilianerin – auch häufig auf Sizilien. Seine frühere Ehefrau Beate, von der er lange getrennt lebte, starb 2006. Aus der Ehe gingen zwei Kinder hervor.

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