Bayer Leverkusen meistert die Generalprobe fürs Champions-League-Duell mit Bayern München eindrucksvoll. Vor allem die erste Halbzeit bei Eintracht Frankfurt ist ein Statement in Richtung der Münchner. Ein Vorfall am Ende des Spiels wird schnell abmoderiert.

Der FC Bayern hatte in der Fußball-Bundesliga am Freitagabend beeindruckend vorgelegt. Beim VfB Stuttgart spielte die Mannschaft so gut, dass der sonst so reservierte Trainer Vincent Kompany für einen kurzen Moment die Kontrolle über seine Emotionen verlor. Er stürmte wie ein Derwisch nach dem 3:1 (90.), das war auch der Endstand, auf den Torschützen Kingsley Coman los und herzte ihn. Der knallharte Februar, der so schwierig für die Münchner war, war erfolgreich beendet. Ohne Niederlage und mit einer starken Leistung. Rechtzeitig zum Duell in der Champions League mit Bayer Leverkusen sind die Bayern in Form.

Am Samstagabend war Leverkusen dann gefordert nachzulegen. Dabei ging es weniger um Punkte im Titelkampf, der wirkt seit dem 0:0 im direkten Duell vor zwei Wochen längst vorentschieden. Die Leistung der Leverkusen war vielmehr ein "Heatcheck": Wie gut ist Bayer vor den beiden Achtelfinalduellen drauf? Die Antwort: Bayer ist verdammt gut drauf. Beim Tabellendritten Eintracht Frankfurt spielte die Werkself eine erste Halbzeit auf dem allerhöchsten Niveau. Bereits nach 33 Minuten stand es 3:0, das war beeindruckend in Zahlen und der Art, wie die Mannschaft von Xabi Alonso die Tore erzielt hatte.

Leverkusen ließ mit dem Anpfiff nicht eine Sekunde Zweifel aufkommen, dass das in der Frankfurter Arena eine spannende Sache werden könnte. Der überragende Mittelfeldmann Granit Xhaka spielte Nathan Tella an, der pfefferte den Ball von der Strafraumkante in die lange Ecke (26.). Tella hätte kurz danach erhöhen können, aber Kevin Trapp, der zuletzt kritisierte Keeper der Eintracht, verhinderte den Doppelpack. Dann Ecke für Bayer und das 2:0, Nordi Mukiele drückte den Ball über die Linie. Leverkusen reihte eine Attacke an die nächste. Frankfurt war hilflos, chancenlos. So wie der FC Bayern vor zwei Wochen in der BayArena zuletzt auch. Patrik Schick erzielte nach Vorlage von Alejandro Grimaldo den dritten Treffer innerhalb von sieben Minuten. Bayer sei eine "Top-Mannschaft" mit "unfassbarer Qualität", lobte Trapp, der weiß, wovon er spricht. In der Vorwoche hatte er ein 0:4 in München kassiert, nun folgte die nächste Abreibung.

"Wir sind stabil genug, um Bayern zu ärgern"

Hätte Leverkusen den Druck und das Tempo aufrechterhalten, es hätte ein ganz, ganz schlimmer Abend für die Gastgeber werden können, die durch einen Blackout von Mukiele auf 1:3 verkürzten. Hugo Ekitiké sprintete in einen völlig missratenen Rückpass und schob ins leere Tor ein. Bayer schonte sich in Durchgang zwei, Frankfurt wehrte sich. Aleix Garcia (62., 1:4) sorgte mit einem Distanzschuss dafür, dass es nicht mehr spannend wurde. Bayer konnte sogar mühelos verkraften, dass ihr seit Wochen in allerbester Form spielender Star Florian Wirtz mal einen Abend erwischte, über den niemand jemals wieder reden wird.

"Es war eine sehr, sehr gute erste Halbzeit – hohes Pressing, viele Ballgewinne. Wir haben die entscheidenden Duelle gewonnen, die Torchancen genutzt und souverän 4:1 gewonnen", lobte Kapitän Xhaka und wollte sich gar nicht mehr lange mit dem Spiel aufhalten. Denn auch in Leverkusen gucken sie derzeit nur auf das große Duell mit dem FC Bayern. "Wir sind stabil genug, um Bayern zu ärgern", sagte der Schweizer. Das klingt fast ein wenig zu niedlich, denn Leverkusen ist längst der Angstgegner der Münchner. Seit Xabi Alonso die Werkself trainiert, konnte der Rekordmeister in sechs Duellen keinen Sieg einfahren.

"Wir sind nicht dumm. Wir wissen, dass wir gegen den FC Bayern spielen. Wir wollen aber wieder zeigen, dass wir gegen sie kämpfen können", sagte Alonso. Er differenzierte jedoch klar zwischen den Wettbewerben. Die Königsklasse sei "total anders, Champions League ist immer ein bisschen emotionaler". Es sei wichtig, "die emotionale Kontrolle zu haben", meinte Alonso: "Fünf schlechte Minuten und du bist weg."

Schubserei sorgt für Wirbel bei Bayer

In die alleinige Favoritenrolle drückt diese Bilanz Bayer nicht. Mehr schon die außerordentlich starke Leistung in der Bundesliga zuletzt. Die Bayern verteidigten zwar leidenschaftlich, waren aber historisch harmlos und Thomas Müller bekannte hernach, dass man vom Leverkusener Pressing überrascht gewesen sei und keine Antworten gefunden hatte. Xabi Alonso spielte damals ohne echten Neuner. Dabei hat er mit Schick und Victor Boniface zwei herausragende Männer für diese Position. Und einer von ihnen sorgte am Samstag für mächtig Wirbel.

Der Nigerianer hatte sich auf dem Platz bei Winter-Neuzugang Emiliano Buendía beschwert und ihn körperlich angegangen, weil dieser ihn in der Schlussphase bei einem Schussversuch beeinträchtigt hatte. Zunächst konnte Frankfurts Abwehrspieler Arthur Theate die Szene vor Boniface per Kopf klären. Das Spielgerät landete dann bei Emiliano Buendía, der es mit links per Direktabnahme versuchte. Doch der Winter-Neuzugang traf das Leder nicht richtig. Beide wollten den Nachschuss abfeuern, wodurch sie sich gegenseitig im Weg standen.

Danach diskutierten beide aufgebracht und gestenreich. Wie man auf TV-Bildern sehen konnte, ging der 24-jährige Boniface gar mit erhobenem Zeigefinger auf den Argentinier zu, der letztlich abwinkte und demonstrativ den Kopf schüttelte. Boniface schubste Buendía sogar, sodass Abwehrspieler Nordi Mukiele deeskalierend auf den Mittelstürmer einwirken musste. Auch Jonathan Tah griff ein. Er wolle aus so einer kleinen Sache, befand Xabi Alonso, nicht etwas Großes machen: "Kann passieren. Wir bleiben ruhig." Sport-Geschäftsführer Simon Rolfes verwies auf den Wunsch nach "einer Mannschaft, die lebt", kritisierte aber gleichwohl: "Trotzdem muss Boni ihn nicht wegstoßen." Auch der durchaus emotionale Xhaka kochte den Vorfall schnell runter. Nach dem Spiel sei so etwas schnell vergessen. Schließlich steht der FC Bayern schon vor der Tür.

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