Äußerlich cool, fast unbeteiligt, stand Ann-Katrin Berger nach dem Schlusspfiff auf der Tribüne im St.-Jakob-Park von Basel. Die deutsche Nationaltorhüterin, mit der Nationalmannschaft im Halbfinale an Spanien gescheitert, blickte auf den Rasen, wo sich ihre Verlobte Jessica Carter und andere englische Spielerinnen ausgelassen im Konfetti wälzten. Vor wenigen Augenblicken war England Frauenfußball-Europameister geworden. Nach einem dramatischen Spiel, inklusive Elfmeterschießen, gegen Spanien (4:2).
Die 34 Jahre alte Berger hatte das Finale im Hoodie und mit New-York-Yankees-Basecap aus der ersten Reihe verfolgt: im Angehörigen-Block der englischen Spielerinnen, mit der Familie ihrer langjährigen Partnerin Carter, mit der sie gemeinsam bei Gotham FC in New York spielt. Nach dem Spiel lief die 27 Jahre alte Engländerin zum Block, umarmte ihre „Ann“, wie sie Berger nennt.
Frage: Wie stolz sind Sie auf Ihre Verlobte, die in Englands Defensive in der Startelf stand?
Ann-Katrin Berger: Natürlich bin ich sehr stolz auf sie. Sie hat ein fantastisches Spiel im Finale gemacht. Nach den ganzen Problemen der vergangenen Tage hat sie der Welt gezeigt, was sie draufhat.
Frage: Sie meinen die Kritik an ihren Leistungen und die rassistischen Anfeindungen im Internet, woraufhin sie sich von ihren Social-Media-Kanälen zurückgezogen hat.
Berger: Darauf, was sie danach hier geleistet hat, kann sie stolz sein und die ganze Familie auch.
Frage: Wie nervenaufreibend war es, beim Finale zuzuschauen, im Vergleich zu Spielen, in denen Sie selbst auf dem Platz stehen?
Berger: Ich habe das Finale recht locker angeschaut. Ich stehe ja nicht mehr auf dem Platz, von daher kann ich es auch nicht beeinflussen, was auf dem Feld passiert. Deswegen habe ich mich einfach nach hinten gelehnt und ein gutes Fußballspiel genossen.
Frage: Und auch bei Ihrer Spezialdisziplin Elfmeterschießen hat es nicht gekribbelt?
Berger: Nein, überhaupt nicht. Da kann man dann schon abschalten. Wenn ich nicht dabei bin, ist es mir recht egal.
Frage: Die englische Heldin war Torhüterin Hannah Hampton mit zwei gehaltenen Elfmetern. Was halten Sie von ihr?
Berger: Sie ist ein gutes Talent. Sie hat auch im Finale gute Paraden dabeigehabt. Ihre Zukunft wird richtig gut sein.
Frage: Sie haben 2017 bis 2019 mit ihr als ganz junges Torwart-Talent zusammen bei Birmingham City gespielt. Haben Sie da schon ihr Potenzial gesehen?
Berger: Als Torhüterin fokussiert man sich meistens nur auf sich selbst. Ich habe da nicht so sehr um mich herumgeschaut. Ich achte zwar auf die Gemeinschaft der Mannschaft. Aber für die Talente ist der Trainer zuständig.
Am Montag musste Berger wieder nach New York fliegen. Am Freitag steht in Chicago das erste Liga-Spiel nach der EM-Pause an. Spielt sie dann schon wieder? „Wenn mich der Trainer aufstellt“, sagt sie schmunzelnd und cool wie immer.
Der Text wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) erstellt und zuerst bei BILD veröffentlicht.
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