Das spanische Königshaus veröffentlichte nach der Endspiel-Demütigung noch ein denkwürdiges Kabinenfoto: Die Prinzessinnen Leonor und Sofia inmitten der Fußballerinnen, die sich partout kein Lächeln abringen konnten. „Ich stehe etwas unter Schock“, sagte Weltfußballerin Aitana Bonmatí stellvertretend für das Team der Weltmeisterinnen, die ihren ersten EM-Titel verpassten. „Das ist einfach grausam.“
Die 27-Jährige vom FC Barcelona sowie ihre Trainerin Montse Tomé erwiesen sich auch noch als schlechte Verliererinnen nach einem nervenaufreibenden Abend im mit 34.203 Zuschauern ausverkauften St. Jakob-Park. 1:1 hieß es nach 120 Minuten. Und beim 1:3 im Elfmeterschießen patzte unter anderem die später als beste Spielerin des Turniers ausgezeichnete Bonmatí.
„Für mich ist England ein Team, das in der Lage ist, nicht gut zu spielen und trotzdem zu gewinnen“, sagte die 1,61 Meter große Strategin. „Manche Teams brauchen nicht viel, um zu gewinnen.“
Ideenlosigkeit trifft Abschlussschwäche
Manche Teams sind dafür nach Abpfiff verbal stärker als mit den Füßen auf dem Platz. Natürlich waren die Spanierinnen die dominante Mannschaft mit permanentem Ballbesitz und klarer Überlegenheit. Aber waren sie auch besser? Nein, weil sie mit ihrem Vorteil nichts anzufangen wussten. Am Strafraum angekommen – und da kamen sie oft an – herrschte die große Ideenlosigkeit, gepaart mit einer eklatanten Abschlussschwäche. Ein Ball nach dem anderen flog neben oder übers Tor, teils recht weit. Von insgesamt 22 Versuchen gingen gerade mal fünf aufs Gehäuse. England schoss genauso oft aufs Tor.
Diese Schwäche setzten die Spanierinnen nach der regulären Spielzeit konsequent fort. Elfmeterschießen werden ja gern mit einer Lotterie verglichen. Wenn aber gleich drei von vier Strafstößen vergeben werden, ist das kaum noch eine Frage von Glück und Pech. Zumal die Spanierinnen damit das Kunststück fertigbrachten, bei diesem Turnier insgesamt fünf von sechs Elfmetern zu verschießen: zwei in der regulären Spielzeit im Viertelfinale gegen die Schweiz, drei (Bonmatí, Salma Paralluelo, Mariona Caldentey) im Final-Drama vom Punkt. Bonmatí entschuldigte sich für ihren Fehlschuss und klagte: „Wir waren die Besseren auf dem Spielfeld – nicht aber beim Elfmeterschießen.“
Nachdem sie sich nach dem Halbfinale mit ihrem Tanz vor dem deutschen Mannschaftsbus als nicht gerade gute Gewinnerinnen präsentiert hatten, konnte die Spanierinnen nun also auch mit der Niederlage im Finale nicht wirklich umgehen.
Trainerin Tomé sagte in der Pressekonferenz: „Ich glaube, dass wir besser waren. Aber Fußball ist ein Sport, wo nicht immer die beste Mannschaft gewinnt.“ Die 43-Jährige, deren Vertrag Ende August ausläuft, muss nun um ihre Zukunft als Nationaltrainerin bangen.
„Wir hätten ein anderes Finale verdient gehabt“
Schon bei Olympia 2024, als ihr Team im Bronze-Spiel Deutschland unterlag, hatte sie den großen Triumph verpasst. „Wir hätten ein anderes Finale verdient gehabt. Heute habe ich das Gefühl, wir haben es fast geschafft – und dann war es vorbei“, haderte Tomé. Über ihre persönliche Zukunft wollte sie nicht groß sprechen: „Das ist jetzt nichts, worüber ich gerade nachdenke.“
Und Bonmatí erinnerte daran, dass ihr Team kein einziges Spiel in der Schweiz verloren habe – aber das galt beim Finale eben nur für die reguläre Spielzeit und die Verlängerung. Und mit bitterer Stimme erinnerte Bonmatí auch daran, „dass ich mich vor zwei Monaten in der gleichen Situation mit meinem Klub befunden habe“. Damals unterlag sie mit Barça im Champions-League-Finale dem FC Arsenal 0:1.
Mit Tränen in den Augen verabschiedete sich Kapitänin Irene Paredes: „Das ist ein harter Moment. Wir hätten mehr verdient gehabt. Ich bin mir sicher, dass diese Mannschaft bald wieder Freude bereitet.“ Bonmatí verwies auf die WM in zwei Jahren in Brasilien: „Da wollen wir den Titel, das können wir hier so nicht stehen lassen.“
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