Nach ein paar Minuten Verschnaufpause hatte Florian Lipowitz zumindest wieder ein kleines bisschen Luft, um auf die extrem herausfordernde 18. Etappe der Tour de France zurückzublicken. „Ich habe es versucht“, sagte er in der ARD zu seiner Attacke. „Aber die letzten zehn Kilometer habe ich gemerkt: Die Energie ist nicht mehr da. Und dann war es nur noch eine Qual. Die letzten zwei Kilometer war es dann die Hölle, ich habe es zum Glück ins Ziel geschafft.“

Deutschlands Radsport-Hoffnung hat trotz seines Einbruchs auf den letzten fünf Kilometern der Königsetappe seinen dritten Platz und das Weiße Trikot knapp verteidigt. Auf dem steilen Schlussanstieg hinauf zum Ziel auf den Col de la Loze büßte der 24-Jährige aber viel Zeit auf den viertplatzierten Briten Oscar Onley ein, sodass sein Vorsprung von rund zwei Minuten auf 22 Sekunden schmolz. „Ich hoffe, ich kann mich erholen“, sagte Lipowitz, der als Elfter ins Ziel kam.

Der sonst so angriffslustige Tadej Pogacar verzichtete zunächst auf einen großen Angriff. Erst kurz vor dem Ziel ließ der 26-Jährige seinen Dauerrivalen Jonas Vingegaard als Etappenzweiter hinter sich und baute den ohnehin komfortablen Vorsprung um elf Sekunden auf 4:26 Minuten aus – knapp zwei Jahre nach seiner wohl größten Niederlage an Ort und Stelle kommt der Slowene seinem vierten Triumph bei der Frankreich-Rundfahrt immer näher.

Vingegaard wollte trotz der schwindenden Chancen noch nicht ans Aufgeben denken. „Heute war ein brutaler Tag“, sagte der zweimalige Tour-Champion. „Wir waren ungefähr gleich auf. Bis auf die paar Sekunden. Die Tour ist noch nicht vorbei.“

Der Australier Ben O'Connor feierte den Tagessieg vor Pogacar und Vingegaard nach 171,5 Kilometern und 5450 Höhenmetern zwischen Vif und dem Col de la Loze.

Lipowitz ist mutig und geht ins Risiko

Pogacar lächelte, als Lipowitz kurz vor dem Anstieg zum Col de la Loze die Stars attackierte und sich zunächst wenige Minuten Abstand verschaffte. Der 24-Jährige wollte sich zeigen auf der großen Bühne. Mit seinem Angriff 32 Kilometer vor dem Ziel ging Lipowitz aber auch das Risiko ein, dass ihn beim harten Endspurt die Kräfte verlassen – und so sollte es auch kommen.

Auf den letzten fünf Kilometern fiel er zurück. Schon zuvor konnte er nicht auf die Unterstützung seines Kapitäns Primoz Roglic zählen. Der Slowene schloss sich früh im Rennen einer Ausreißergruppe an – und wartete beim zweiten großen Anstieg des Tages nicht auf seinen jungen Kollegen –, 40 Kilometer vor dem Ziel waren sie wieder zusammen. Lipowitz ist dennoch weiter auf dem Weg, als erster deutscher Profi nach Andreas Klöden vor 19 Jahren das Podium in Paris zu erreichen.

Nach der Königsetappe steht am Freitag gleich der zweite Teil der spektakulären Klettershow in den Alpen auf dem Programm. Fünf steile Anstiege müssen die Protagonisten auf den Weg zum Ziel im Skiort La Plagne meistern. Von Albertville aus führt die 19. Etappe über 129,9 Kilometer und 4.550 Höhenmeter hinauf zur Bergankunft in La Plagne. Der Schlussanstieg ist 19,1 Kilometer lang und durchschnittlich 7,2 Prozent steil.

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