Die Bundesliga will die Fans näher an die Spieler heranbringen. Das ist das Ziel der neuen TV-Produktion in der Ersten und Zweiten Liga für die kommende Spielzeit, die im August startet. Das sind die DFL-Pläne.
Rund um die Spiele ermöglicht die DFL nach Rücksprache mit den Klubs mehr Zugänge. Dies beginnt in der mit Trikots für die Teams vorbereiteten Spielerkabine: Die Sender dürfen dort jetzt Anmoderationen filmen, bevor die Teams eintreffen. Bisher wurde dies – wie viele der jetzt eingeführten Neuerungen – nur punktuell getestet. Während des Warmmachens können Moderatoren und Experten künftig bis 15 Minuten vor dem Anstoß aufs Feld – in einem Korridor auf Höhe der Mittellinie bis zum Mittelkreis.
Neu sind Kameras an den Mannschaftsbussen. Diese sind vorn angebracht und filmen nach außen, um die Begrüßung der Fans zu zeigen. Jeder Klub muss dies bis zu zweimal pro Saison vor Heimspielen möglich machen. Bei der Busankunft werden jetzt Interviews die Regel. Voraussetzung: Es muss pro Team ein Startelf-Spieler sein.
Handy-Kameras bieten neue Einblicke
Zunächst nur in der Zweiten Liga wird ein Vertreter einer Mannschaft (Spieler oder Betreuer) mit dem Handy aus der Ich-Perspektive („Point-of-View“) den Gang zur Kabine filmen. Nach Spielen wird die Kamera dann zum Jubeln mit den Fans oder in die Umkleide mitgenommen. Über Social Media soll es außerdem kurze Botschaften der Spieler an die Fans geben – zum Beispiel aus dem Hotel. Zudem soll eine Kamera im Kabinentrakt rund um die Ankunft der Teams eingesetzt werden. Hier prüft die DFL gerade, was in den Stadien von der Infrastruktur jeweils möglich ist.
In der Halbzeitpause sollen die Klubs jetzt verstärkt Funktionäre oder Spieler, die nicht im Kader sind, für Gespräche zur Verfügung stellen. Bisher hatten die Sender meist externe Gäste. Außerdem sind in der Zweiten Liga erstmals Interviews mit Mitgliedern des Trainerteams geplant, um noch letzte Eindrücke aus der Kabine zu liefern.
Nach dem Spiel wird es emotionale Interviews direkt am Mittelkreis auf dem Platz geben, bevor sich die Profis in der Kurve bedanken oder zum Feiern gehen. Das gab es früher bereits bei berühmten Szenen wie dem Ausraster von Lothar Matthäus am Premiere-Mikro 1994 nach dem Spiel Bayern gegen Karlsruhe („Das ist eine Frechheit!“). Hier sind zwei Fragen die Regel. Im Anschluss werden auch Interviews im Kabinentrakt geführt.
Fokus liegt auf den Leuchtturmspielen
Der Fokus der meisten Neuerungen liegt auf den Leuchtturmspielen (15 in Liga eins, fünf in Liga zwei). Drei davon werden der Supercup sowie die Eröffnungsspiele der beiden Spielklassen sein.
Ebenfalls neu: Die „RefCam“, die der Schiedsrichter am Headset trägt, soll bei 40 bis 50 Spielen eingesetzt werden – unter Vorbehalt einer Freigabe durch die Fifa. Diese wurde bereits in Bundesliga-Spielen getestet. Außerdem sah man die Bilder aus der Schiri-Perspektive bei der Klub-WM und dem DFB-Pokalfinale.
Durch die DFL-Tochterfirma Sportcast werden die 617 Partien der Ersten und Zweiten Liga sowie Relegationen plus Supercup produziert. Dabei gibt es acht verschiedene Kamera-Pläne (bisher fünf). In der Ersten Liga sind dies Standard (16 Kameras), Top-Spiel (20, zum Beispiel Sonntagspartien), Top-Spiel Plus (28, Samstag um 18.30 Uhr), Event (23, Free-TV-Spiele in Sat.1) und Supercup (28). Bei der 2. Liga heißen diese: Einzelspiel (elf Kameras), Top-Spiel (zwölf, Samstagabend) und Event (16, Zweitliga-Eröffnung).
Die 28 Kameras sind Bundesliga-Rekord und auf dem Niveau eines Europa-League-Finals. Bisher lag der Topwert bei 26. Die Veränderungen: eine zusätzliche CineCam (mit geringerer Tiefenschärfe für Kinofilm-Look), die zum Beispiel nach Toren auch aufs Feld kann, eine weitere Polecam hinterm Tor (eine Superzeitlupe an einem Stab) sowie zwei Kameras auf der Gegentribüne, mit denen speziell die Trainerbänke gefilmt werden. Es fallen die Eckfahnenkameras weg.
Mini-Drohnen und Robotic-Cams im Einsatz
Die DFL analysiert die Übertragungen darauf, welche Kameras wie oft von den Regisseuren eingesetzt werden – und diese waren zu selten im TV zu sehen. Im Supercup gibt es erstmals eine Schienenkamera, die über einen Magnetstreifen neben den Spielern gleitet und sogar um die Ecke fahren kann (bisher nur an der Seitenlinie, jetzt neben der Eckfahne entlang).
Um die TV-Produktion weiterzuentwickeln, hat die DFL ein Innovationsbudget. Mit diesem können die TV-Sender zum Beispiel zusätzliche Kameras einsetzen: automatische Robotic-Cams, die einzelne Spieler über eine gesamte Partie beobachten, oder eine Mini-Drohne. Außerdem nutzt die Liga diese Mittel, um Neues auszuprobieren. Das Verkabeln von Trainern, Spielern oder Funktionären mit Mikrofonen soll getestet werden. Auch immersive Reality-Produktionen (für VR-Brillen) sind angedacht.
Der Artikel wurde für das Sport-Kompetenzcenter (WELT, SPORT BILD, BILD) verfasst und zuerst in SPORT BILD veröffentlicht.
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