Christian Wück hatte direkt nach dem Drama gegen Frankreich (6:5 i.E.) so eine Vorahnung. „Ich glaube, wir brauchen jetzt drei Tage Eistonne und Erholung und dann schauen wir, ob wir noch elf Spielerinnen gegen Spanien aufstellen können“, sagte der Bundestrainer. Ganz so dramatisch wie von Wück suggeriert ist die Situation natürlich nicht, er wird auch im EM-Halbfinale gegen Spanien am Mittwoch (21.00 Uhr/ARD, DAZN und im WELT-Liveticker) eine Mannschaft zusammenbekommen. Dennoch plagen Wück große Personalsorgen.

Dem Coach stehen nur noch 20 seiner 24 Spielerinnen zur Verfügung, darunter befinden sich schon die beiden Ersatztorhüterinnen Stina Johannes und Ena Mahmutovic. Die neueste Hiobsbotschaft gab es am Sonntagabend. Auch Abwehrspielerin Sarai Linder fällt für das Duell mit Weltmeister Spanien aus. Die 25-Jährige vom VfL Wolfsburg zog sich gegen Frankreich eine Kapsel-Band-Verletzung am linken Sprunggelenk zu. Ein Einsatz von Linder in einem möglichen Finale sei „derzeit noch offen“, teilte der DFB mit.

Damit ist insbesondere die deutsche Abwehr völlig auseinander gepflückt. Kapitänin und etatmäßige Rechtsverteidigerin Giulia Gwinn wird mit ihrer Innenbandverletzung, die sie sich im ersten Spiel gegen Polen zuzog, im Turnier definitiv nicht mehr zum Einsatz kommen. Innenverteidigerin Kathrin Hendrich fehlt nach ihrer Roten Karte mindestens im Halbfinale. Hendrich hatte ihrer Gegnerin Griedge Mbock Bathy an den Haaren gezogen und dadurch den Elfmeter zum zwischenzeitlichen 0:1-Rückstand verursacht. Und nun fällt auch Linder, die gegen Frankreich von der linken auf die rechte Abwehrseite rückte, aus.

Wie kann Wück das Problem lösen? Die Innenverteidigung scheint gesetzt. Mit Aushilfs-Kapitänin Janina Minge und Rebecca Knaak dürfte das Duo auflaufen, das schon in der Gruppenphase in allen drei Spielen zusammen agierte. Minge sollte gegen Frankreich eigentlich als defensiv orientierte Spielerin vor der Abwehr auftreten, musste aber nach der Roten Karte gegen Hendrich zurück in die Kette.

Kett präsentierte sich gegen Frankreich fehlerfrei

Für die Position auf der rechten Seite kehrt Carlotta Wamser in den Kader zurück. Sie hatte beim völlig desorientierten Defensiv-Auftritt der deutschen Mannschaft gegen Schweden (1:4) nach einem Handspiel auf der Torlinie die Rote Karte gesehen. Links spricht wenig dagegen, Franziska Kett wieder in die Startelf zu stellen. Die 20-Jährige zeigte bei ihrem EM-Debüt gegen Frankreich eine fehlerfreie Leistung. „Ich denke, die Französinnen waren schon genervt von mir“, sagte sie im Anschluss.

Viel passieren darf in der Abwehr in Sachen Verletzungen vor dem Spiel gegen Spanien aber nicht mehr. Hinter den genannten vier Spielerinnen steht mit Sophia Kleinherne nur noch eine gelernte Abwehrspielerin zur Verfügung. Nachnominieren darf Bundestrainer Wück übrigens nicht: Die Regel der Uefa besagt, dass dies bei Feldspielerinnen nur bis zum ersten Spiel eines jeden Teams möglich ist. Nur Torhüterinnen dürfen auch während des Turniers ersetzt werden.

Im Mittelfeld des deutschen Teams hinterlässt Sjoeke Nüsken eine Lücke. Sie sah ihre zweite Gelbe Karte und fehlt gegen Spanien damit gesperrt. Sie könnte zum Beispiel von Sara Däbritz ersetzt werden. Im Sturm stellt sich die Frage, ob Lea Schüller – eigentlich der Sturm-Star der Deutschen – zurück in die Startelf rückt oder Giovanna Hoffmann, die gegen Frankreich startete, noch eine Chance bekommt.

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