Noch im Wasser reckte Florian Wellbrock seine linke Hand aus den Fluten vor der zu Singapur gehörenden Insel Sentosa. Den Daumen legte er auf die Handinnenfläche, die anderen vier Finger zeugten davon, was er gerade vollbracht hatte: WM-Gold Nummer vier bei seinem vierten Start dieser Titelkämpfe. Dieses Mal mit der Staffel.

Zurück an Land, brauchte Freiwasser-Dominator Wellbrock im Schatten der Palmen erst mal eine kalte Cola, um den Kreislauf nach einer erneuten extremen Anstrengung bei extremen Bedingungen wieder nach vorn zu bringen. Seine drei Gold-Kollegen aus der Staffel – Oliver Klemet, Isabel Gose und Celine Rieder – brachten ihn nach dem Team-Triumph dann schnell ins Teamzelt. Dort gab es weiteren Zucker und eine kalte Dusche.

Vier Starts, vier Siege in fünf Tagen: Besser geht es nicht. Und das nur ein Jahr nach den für ihn so enttäuschenden Olympischen Spielen von Paris, als Wellbrock im Becken zweimal im Vorlauf ausschied und als Freiwasser-Olympiasieger von Tokio dieses Mal nur Achter wurder. „Da wird dir der Boden unter den Füßen weggezogen. Du stehst da und weißt erst mal nicht, was du machen sollst“, sagte er vor der WM im WELT-Interview. Singapur nun markiert seine triumphale Rückkehr an die Spitze. Und die WM ist für ihn ja noch nicht vorbei.

In seiner Karriere hat der gebürtige Bremer jetzt neun WM-Titel im Freiwasser gewonnen. Nur Thomas Lurz (45) war mit zwölf goldenen WM-Medaillen zwischen 2002 und 2013 noch erfolgreicher. „Das ist verrückt“, kommentierte Bundestrainer Bernd Berkhahn die Leistung Wellbrocks. Trotz – oder gerade wegen – zuvor drei Titeln über zehn und fünf Kilometer sowie im neuen Knockout-Sprint war Wellbrocks erneut starke Leistung in der Staffel keine Selbstverständlichkeit.

Wellbrocks Anspannung vor der Staffel war immens

Ganz klar: vier lange Rennen in so kurzer Zeit bei großer Hitze und Wassertemperaturen von über 30 Grad – das zehrt. „Die Woche hat wahnsinnig viel Kraft gekostet“, sagte Wellbrock denn auch. „Und zwar nicht nur körperlich, sondern auch mental. Alle Batterien sind leer.“

Die drei Goldmedaillen vor dem Staffelrennen hatten ihm zwar viel Selbstbewusstsein gegeben, aber die Anspannung vor der vierten Siegchance nicht gerade schmelzen lassen. Zumal Staffelrennen immer etwas Besonderes sind. „Der Druck wird nicht kleiner. Ich hatte ganz schön Probleme einzuschlafen, weil ich so nervös war. Ich wusste, es geht um die vierte Goldmedaille“, sagte Wellbrock. „Ich hatte ja nicht nur die Verantwortung für mich, sondern auch fürs Team.“

Rieder führte am Sonntagmorgen Ortszeit dann die deutsche Mixed-Staffel über 4x1500 Meter ins Rennen und übergab an Klemet. Der Olympia-Silbergewinner von Paris wechselte als Zweiter knapp hinter Frankreich auf Gose. Die 23-Jährige, die in Singapur ihre Freiwasser-Premiere bei Weltmeisterschaften feierte, schwamm ebenfalls stark. Sie schickte Schlussschwimmer Wellbrock mit einem Vorsprung von rund zehn Sekunden auf die ersten Verfolger auf die letzte Runde. Der 27-Jährige ließ die Konkurrenz zwar noch einmal herankommen, brachte den Sieg vor Italien und Ungarn aber ins Ziel. Sein Vorsprung auf Rang zwei betrug 2,1 Sekunden.

Kurze Pause für Wellbrock, dann geht es ins Becken

Das Staffelrennen markierte den Schlusspunkt der Freiwasserwettkämpfe in Singapur. Jetzt steht erst einmal das Synchronschwimmen und die Wettbewerbe im Wasserspringen im Fokus, bevor am 27. Juli die Beckenschwimmer um Medaillen kämpfen.

Wellbrock freut sich nach dem Ende der Freiwasser-Wettkämpfe zunächst auf ein gemeinsames Abendessen mit seinen aus der Heimat angereisten Eltern. Und auf die dringend nötige Erholung – gefeiert wird erst später.

„Ich merke, dass der Körper wirklich ausgelaugt ist. Da jetzt Alkohol draufzukippen, wäre mit Sicherheit keine gute Idee – auch, wenn mir das vielleicht schmecken würde“, sagte der Magdeburger. „Das Bier kommt dann, wenn ich im Flugzeug sitze auf dem Rückweg.“

Zuvor will er über 1500 Meter Freistil aber noch um Edelmetall schwimmen. Jene Strecke, über die er zwar in Paris das Finale verpasste, über die er aber auch schon den kompletten Medaillensatz bei Weltmeisterschaften gewann und 2021 in Tokio Olympia-Bronze feierte.

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