Debütant bei der Tour de France und schon ein Anwärter auf das Podium in Paris: Deutschlands Hoffnungsträger Florian Lipowitz hat mit seinem dritten Platz auf der ersten Hochgebirgsetappe in den Pyrenäen die Radsport-Welt beeindruckt. Das größte Kompliment für seine Leistung erhielt der 24-jährige Schwabe vom Tour-Dominator höchstpersönlich.

„Ich denke, wir werden noch viel von ihm in den nächsten Tagen und Jahren sehen“, prophezeite Tadej Pogacar, der mit seinem Sieg auf der 12. Etappe auf unnachahmliche Art zurück ins Gelbe Trikot stürmte und wohl schon für eine Vorentscheidung im Kampf um den Tour-Sieg sorgte. Hauptkonkurrent Jonas Vingegaard verlor am Donnerstag über zwei Minuten, liegt jetzt schon 3:31 Minuten zurück.

Für Lipowitz könnte es bei der ersten Frankreich-Rundfahrt unterdessen besser nicht laufen. Das von seinem deutschen Rennstall Red Bull ausgegebene Ziel, mit einem Fahrer in Paris auf dem Podium zu stehen, nimmt nach der überzeugenden Kletterpartie hinauf nach Hautacam realistische Formen an. In der Gesamtwertung kletterte Lipowitz vom achten auf den vierten Gesamtplatz.

Rang drei ist schon jetzt in Sichtweite – nur 49 Sekunden liegt er hinter Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel. Der Belgier war auf der 12. Etappe schon früh abgehängt worden, am Anstieg zum Col du Soulor rund 50 Kilometer vor dem Ziel. Er kämpfte sich der zwar noch einmal zurück ins Feld der Top-Favoriten, musste dann am Schlussanstieg aber erneut Federn lassen. Lipowitz hatte die deutlich besseren Beine, nahm Evenepoel mehr als eine Minute ab.

Ein Bergzeitfahren bei der Tour de France wie nach Lipowitz‘ Geschmack

Den nächsten großen Schritt ins Rampenlicht kann Lipowitz bereits heute auf der 13. Etappe machen. Das kurze, aber extrem harte Bergzeitfahren über 10,9 Kilometer von Loudenvielle hinauf zum kleinen Flugplatz nahe Peyragudes ist ganz nach seinem Geschmack: „Kurz und superhart. Dann hoffen wir, dass es so weitergeht.“ Schon beim ersten Zeitfahren der Tour hatte Lipowitz einen starken sechsten Rang belegt.

Lipowitz scheint kurz davor zu sein, den routinierten Kapitän Primoz Roglic abzulösen. Für seinen Chef Ralph Denk ist jedenfalls eine klare Tendenz erkennbar: „Er ist wahrscheinlich der Bessere“, sagte er nach dem grandiosen Auftritt seines jungen Fahrers in Hautacam. Das wurde in den Pyrenäen überdeutlich. Lipowitz blickte sich am Schlussanstieg immer wieder nach Roglic um, doch der Slowene konnte dem Tempo nicht folgen. Er verlor 1:45 Minuten auf Lipowitz. Hätte sich der Deutsche früher auf eigene Kappe von Roglic gelöst, hätte er wohl auch Vingegaard noch eingeholt. 13 Sekunden fehlten Lipowitz am Ende auf den Dänen.

„Er hatte die Beine heute, eine großartige Leistung von ihm“, lobte auch Roglic seinen Teamkollegen nach der Etappe. „Ich bin wirklich glücklich und hoffe, er bleibt auf diesem Level und wir können das bis zum Ende aufrechterhalten.“ Final festlegen auf einen Wechsel im Amt des Kapitäns wollte sich Bora-Sportdirektor Rolf Aldag aber immer noch nicht. „Ich glaube, es macht überhaupt keinen Sinn, sich jetzt festzulegen, weil wir dann auch ausrechenbar wären“, sagte Aldag. „Wenn ich nicht ganz falsch liege, sind wir die Einzigen, die noch zwei vorne haben. Da wäre es mit Verlaub gesagt, ziemlich dämlich zu sagen, wir legen uns auf einen absolut fest.“

Über das Podium wird nach der Meinung von Teamchef Denk ohnehin erst am Samstag bei der Etappe hoch zum Mont Ventoux oder danach in den Alpen entschieden, aber erst einmal schaue es ganz gut aus. Bis dahin heißt die Devise: „Gesund bleiben, dann ist es möglich.“

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