Das Viertelfinale der Fußball-EM steht an, für Deutschland geht es gegen die groß aufspielenden Französinnen. Sjoeke Nüsken betont, wie sehr sie dem Spiel entgegenfiebere. Die schwerste Aufgabe sollte eine Selbstverständlichkeit sein: Es braucht ganz dringend Konstanz.
Es ist die wohl ausgelutschteste Plattitüde des Fußballs: "Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten." Sepp Herberger hat da vor mehr als 70 Jahren einen Satz geprägt, der so einfach ist wie wahr. Wobei das mit dem Einfach so eine Frage ist. Denn den DFB-Frauen gehen 90 Minuten guter Fußball allzu oft ab.
Es ist ein Phänomen, das sich durch die Amtszeit von Bundestrainer Christian Wück zieht. Das Spiel unter ihm ist extremen Schwankungen unterzogen, seit er das Amt im vergangenen Spätsommer antrat. Gleich mehrfach hintereinander kamen die Deutschen in der Nations League überhaupt nicht in die Gänge, die erste Halbzeit lief am Team vorbei. Um dann in der zweiten Halbzeit mit einem anderen Gesicht aus der Kabine zu kommen und doch noch Siege einzuspielen.
Auch der Start in diese Europameisterschaft war zäh. Zum Auftakt gegen Polen hätte es 0:1 gestanden, hätte sich Giulia Gwinn nicht mit einer Grätsche geopfert. Statt des Gegentores standen die Verletzung und der Turnierausfall der Kapitänin zu Buche. Weil eine Leistungssteigerung folgte, feierte man am Ende einen 2:0-Sieg. Gegen Dänemark lag das DFB-Team dann tatsächlich mit 0:1 hinten, ehe es die Partie noch zu einem 2:1-Erfolg drehte und die vorzeitige Qualifikation für das Viertelfinale schaffte.
Schweden-Start als Motivation
Dann aber kam die Partie gegen Schweden. Und ein furioser Start. Zwei Großchancen in den ersten zwei Minuten, der Führungstreffer durch Lea Schüller in der siebten Minute. Ein Blitzstart, der Hoffnung machte: guter Zugriff aufs Spiel, viel Engagement. "Ich hatte total Lust auf das Spiel und nach den ersten zehn Minuten auch das Gefühl, dass es genauso läuft, wie wir uns das erhofft hatten", sagte Laura Freigang nach der Partie.
Auch Sjoeke Nüsken erklärte: "Ich glaube, dass wir jetzt gegen Schweden auch schon gezeigt haben, dass wir von Anfang an da waren. Wir haben sofort viel Kommunikation auf dem Platz gehabt, haben die Zweikämpfe sofort angenommen."
Und doch überwog nach dem Spiel die Enttäuschung, denn es wurde bekanntlich trotzdem eine 1:4-Pleite. Nachdem der Ausgleich noch relativ aus dem Nichts gefallen war, ging es anschließend dahin. "Uns ist dieses Spiel innerhalb von 10, 15 Minuten aus den Händen geglitten", so Freigang. Sie betonte, die Partie sei "auf jeden Fall ein Reality-Check in dem Sinne, dass es uns erinnert, wie präsent man zu jeder Minute des Spiels sein muss."
Da war es nämlich wieder, das andere Gesicht des Teams. Auch die neue Vize-Kapitänin Sjoeke Nüsken sagte: "Wir müssen es irgendwie hinkriegen, dass wir trotzdem weiter unseren Fußball spielen. Auch wenn ein Gegentor passiert, müssen wir weitermachen. Das war heute nicht der Fall, da haben wir ein bisschen geschwankt."
"Für uns alle so ein kleines Rätsel"
Bekanntlich nicht zum ersten Mal, sagte bei der Pressekonferenz am Nachmittag nun auch Co-Trainerin Maren Meinert. Warum es das Team nicht schafft, über 90 Minuten gut zu spielen? "Das ist ja was, was wir tatsächlich jetzt auch länger schon diskutieren. Es ist halt für uns alle so ein kleines Rätsel." Sie betonte: "Wir wissen, dass wir das können. Es ist nichts Konzeptionelles, es ist eigentlich nichts von der Konzentration, es ist nichts vom Willen."
Das Rätsel muss das Team schnellstens lösen, am Samstag (21 Uhr/ZDF und im ntv.de-Liveticker) steht "ein Viertelfinale ohne doppelten Boden. Ein K.-o.-Spiel" an, wie Meinert es ausdrückte. Gegen Frankreich bedeutet das, "wenn du verlierst, fährst du tatsächlich nach Hause". Und Frankreich ist nicht zum bisschen Mitkicken in die Schweiz gereist. Die Frauen haben bislang noch keinen Titel feiern können, obwohl sie seit Jahren zur Weltspitze gehören. Diesmal, so scheint es, könnten sie durchziehen. Drei Spiele, drei Siege und elf Tore sprechen eine deutliche Sprache. Das erste K.-o.-Spiel ist gleich ein echter Brocken.
Ein Fakt, der dem DFB-Team natürlich bewusst ist. Ein Fakt, der dem Team aber auch Spaß macht und Motivation weckt, so Nüsken: "Wir freuen uns einfach enorm darauf, dass wir jetzt ein Spiel haben. Ich glaube, dafür spielt Jede Fußball. Wir haben Spiele, wo wir beweisen können, dass wir eine Topmannschaft sind, wo wir alles geben werden. Und ich bin überzeugt davon, dass wir es schaffen können." Es wäre auf jeden Fall der richtige Zeitpunkt, das Rätsel zu lösen.
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