6:0, 6:0. Ein Ergebnis, das es in einem Grand-Slam-Finale eigentlich nicht geben kann. Erst zum zweiten Mal in der Open Era gelingt dies der Polin Iga Swiatek im Finale gegen die bemitleidenswerte Amanda Anisimova. Die Polin wandelt damit auf den Spuren von Steffi Graf, der das 1988 in Paris gelungen war.
Iga Swiatek nahm die Venus Rosewater Dish mit breitem Grinsen aus den Händen von Herzogin Kate entgegen, Amanda Anisimova rang nach einer historischen Demütigung unter Tränen nach Worten: Mit einer Machtdemonstration für die Geschichtsbücher hat die Polin den Thron von Wimbledon erobert und ihren sechsten Grand-Slam-Titel perfekt gemacht.
Die Ausnahmeathletin demütigte die US-Amerikanerin Anisimova am Samstag in einem der einseitigsten Endspiele der Tennis-Geschichte im All England Club mit 6:0, 6:0 und feierte ihren ersten Turniersieg seit den French Open 2024 - auf Grand-Slam-Niveau war es ihr 100. Sieg.
"Es fühlt sich sehr surreal an. Ich möchte Amanda für tolle zwei Wochen gratulieren", sagte Swiatek. In ihren kühnsten Träumen hätte sie sich das nicht vorstellen können, so Swiatek, die ihrem Trainer dankte: "Nach den Auf und Abs in letzter Zeit haben wir gezeigt, dass es klappen kann."
Anisimova gratulierte der Polin fair. "Du bist eine Inspiration für mich. Herzlichen Glückwunsch an dich", sagte sie und fügte nach der bitteren Niederlage an: "Mir ist heute ein bisschen der Sprit ausgegangen. Ich hatte gehofft, besser spielen zu können." Die Erfahrungen werde sie jedoch "nie vergessen". Emotional dankte sie ihrer Mutter, die extra eingeflogen war. "Wegen dir habe ich nicht verloren", sagte Anisimova mit einem Lachen.
37 Jahre nach dem "Double Bagel" von Steffi Graf gegen Natasha Zvereva bei den French Open schaffte Swiatek erst das zweite 6:0, 6:0 im Finale eines Grand-Slam-Turniers in der Open Era. Nach 57 Minuten war das Match beendet. Anisimova hatte immerhin elf Punkte mehr geholt als Zvereva 1988.
Turnier trotz Abreibung ein großer Erfolg für Anisimova
Die 24-Jährige darf sich über drei Millionen Pfund Preisgeld sowie die Venus Rosewater Dish freuen. Nach vier Titeln in Roland Garros (Sand) sowie ihrem US-Open-Triumph 2022 (Hartplatz) hat Swiatek nun auf allen drei Belägen einen Major-Titel gewonnen - auf Rasen ist es ihr erster Titelgewinnen überhaupt.
Anisimova, die im Halbfinale die Weltranglistenerste Aryna Sabalenka ausgeschaltet hatte, verpasste hingegen ihren ersten Grand-Slam-Erfolg. Am Montag wird die 23-Jährige dafür erstmals zu den Top Ten der WTA-Weltrangliste gehören. Ihr bleiben 1,52 Millionen Pfund Preisgeld.
Trotz der Demütigung bleibt das Turnier für Anisimova ein Erfolg. Vor zwei Jahren nahm sich die Tochter russischer Auswanderer aufgrund mentaler Probleme eine monatelange Auszeit, auch, um dem Druck des Tenniszirkus zu entkommen. Nun ist sie zurück in der Weltspitze.
Anisimova hat Tränen in den Augen
Zu der gehört Swiatek schon lange, sie beendete eine schwierige Phase in ihrer Karriere. Seit 13 Monaten hatte sie keinen Titel mehr gewonnen, dazu saß sie im zwischen September und Oktober 2024 eine einmonatige Dopingsperre ab. In den zwei Wochen von Wimbledon zeigte sie aber wieder ihr absolutes Topniveau, schon im Halbfinale war sie mit 6:2, 6:0 über die Schweizerin Belinda Bencic hinweggefegt.
Am Tag vor dem mit Spannung erwarteten Männer-Finale zwischen Jannik Sinner und Carlos Alcaraz entwickelte sich unter der Leitung der deutschen Schiedsrichterin Miriam Bley aus Würzburg von Beginn an eine einseitige Partie. Anisimova schien mit dem Druck der ganz großen Bühne nicht klarzukommen und produzierte viele einfache Fehler. Swiatek zeigte sich gnadenlos - und sicherte sich nach nur 25 Minuten Satz eins.
Auch im zweiten Durchgang änderte sich nichts, Anisimova wischte sich beim Stand von 0:2 Tränen aus den Augen. Swiatek machte unbeirrt weiter und stürmte nach rund einer Stunde zum Sieg.
Das kürzeste Wimbledon-Finale bei den Frauen war es aber bei weitem nicht: Diesen Rekord hält noch immer Suzanne Lenglen aus Frankreich, die 1922 in nur 23 Minuten über die Amerikanerin Molla Mallory (6:2, 6:0) hinweggefegt war.
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