Karl Geiger beendet im von weiteren Enthüllungen und Sperren im Manipulationsskandal überschatteten Weltcup in Oslo die dreimonatige Podestflaute der deutschen Skispringer. Philipp Raimund als Fünfter und Andreas Wellinger auf Rang sieben überzeugten ebenfalls.
Neue Regeln, neue Rätsel, neue Sperren - und verhaltene Freude über das Ende der deutschen Podestflaute: An einem Tag, an dem die größte Krise der Skisprung-Geschichte erneut eskalierte, ist das sportliche Geschehen in den Hintergrund gerückt. Bevor Karl Geiger beim Weltcup-Sieg des Japaners Ryoyu Kobayashi am Holmenkollen auf Rang drei flog, hatte der Weltverband in Oslo neue Erkenntnisse zum WM-Manipulationsskandal verkündet - und mitten im Trainingsdurchgang die nächsten Norweger gesperrt.
"Es liegen Erkenntnisse vor, die einen Manipulationsverdacht erhärten. Dies hat zur vorläufigen Suspendierung dreier weiterer Athleten geführt, die in Trondheim dabei waren", sagte FIS-Renndirektor Sandro Pertile bei einer eilig anberaumten Pressekonferenz. Nachdem die Topstars Marius Lindvik und Johann Andre Forfang bereits am Mittwoch wegen nachgewiesener betrügerischer Manipulation an ihren Anzügen suspendiert worden waren, zog die FIS einen Tag später den früheren Skiflug-Weltrekordler Robert Johansson, den Weltcup-Siebten Kristoffer Eriksen Sundal und Robin Pedersen aus dem Verkehr. Alle WM-Anzüge der Norweger waren am Mittwoch eingesammelt und kontrolliert worden, erneut fielen Manipulationen auf. Welche? Wollte die FIS nicht sagen.
Es seien nicht die gleichen Befunde gewesen wie bei Weltmeister Lindvik und Forfang - die (im Video festgehaltene) Manipulation bei den beiden hatte Norwegens Teamleitung bereits gestanden, nachdem das Duo in Trondheim disqualifiziert worden war. Nun scheint es aber so, als würde der Betrug weit über das bereits eingeräumte Maß hinausgehen. Am Freitag will die FIS alle Anzügen aller weiteren Nationen in Oslo checken - noch ist es ein reines Problem der Norweger, die bislang die Hälfte ihrer Sponsoren verloren haben.
"Skispringen schwer beschädigt"
"Bereits jetzt ist das Skispringen aber schwer beschädigt", sagte Pertile. Zur Schadensbegrenzung hatte die FIS bereits am späten Mittwochabend neue Regeln erlassen. So darf bis Ende März jeder Springer über nur noch einen Anzug verfügen, dieser wird bis 30 Minuten vor dem ersten und 30 Minuten nach dem letzten Sprung von der FIS verwahrt.
Quasi im Rahmenprogramm diverser Sitzungen, Pressekonferenzen und Enthüllungen wurde dann am Abend doch noch gesprungen - und das mit erfreulichem Ergebnis für die DSV-Adler, die es erstmals nach drei Monaten wieder auf ein Weltcup-Podest schafften. "Ich freue mich sehr. Bei der WM war ich als Vierter so nah dran, jetzt hätte ich nicht damit gerechnet", sagte Geiger, der sich nur Kobayashi und dem Österreicher Jan Hörl geschlagen geben musste.
Paschkes Krise setzt sich erschreckend fort
Philipp Raimund als Fünfter und Andreas Wellinger auf Rang sieben überzeugten ebenfalls an einem schwierigen Tag. "Es war wieder skurril, von den Suspendierungen habe ich nach der Quali erfahren. Seit Trondheim ist alles anders", sage Wellinger. Pius Paschke, der bei seinem Sieg im Dezember in Titisee-Neustadt für das zuvor letzte deutsche Podest gesorgt hatte, verpasste als 35. den zweiten Durchgang. Markus Eisenbichler, der am Mittwoch sein Karriereende mit Saisonabschluss angekündigt hatte, schied als 41. ebenfalls aus.
Dass auch die Frauen in Oslo einen Wettkampf austrugen, bei dem sich die slowenische Dauersiegerin Nika Prevc erneut den Gesamtweltcup sicherte und Selina Freitag als beste Deutsche Achte wurde, ging im Skandal-Getöse fast unter. "Wir können eigentlich nur springen und abwarten, was rauskommt", sagte Rekordweltmeisterin Katharina Schmid, "optimal ist es nicht."
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