Wieder einmal bestimmen die beiden Weltmeister Uli Hoeneß und Lothar Matthäus die Schlagzeilen der Republik. Ihr Streit ist mittlerweile legendär. Doch liegen die Anfänge der medialen Auseinandersetzungen zwischen den beiden schon länger zurück als bisher gedacht?

"Uli kann sich nicht alles erlauben, auch wenn er meint, er ist der liebe Gott. Vielleicht steht er zu wenig in der Zeitung, seit Beckenbauer und Rummenigge da sind und er weniger zu sagen hat." Diese Worte von Lothar Matthäus, gesagt in der für den FC Bayern München äußerst problematischen Saison 1992/93, haben möglicherweise die Kettenreaktion in Gang gesetzt, die bis zum heutigen Tag nicht nur die beiden Protagonisten Uli Hoeneß und Lothar Matthäus selbst, sondern ganz Fußball-Deutschland in Atem hält.

Tatsächlich fühlte sich der sonst so mächtige Bayern-Manager damals in seiner Macht durch die neuen Vizepräsidenten eingeschränkt. Und auch die Medien unkten: "Auf den ersten Blick scheint der Mann, der der FC Bayern war und der Entscheidendes zur immergrünen Position des Klubs beitrug, weitgehend entmachtet."

"Pressesprecher des FC Bayern"

Rückblickend muss man wohl sagen, dass die Anfang-Neunziger-Jahre für den FC Bayern in der Tat eine seltsame und bedrückende Zeit der Erfolglosigkeit waren und vor allem von unterhaltsamen Eskapaden ("FC Hollywood") abseits des grünen Rasens geprägt gewesen sind. Und tatsächlich hatte Präsident Fritz Scherer durch die Inthronisierung der beiden Vize-Präsidenten Franz Beckenbauer und Karl-Heinz Rummenigge die Macht und Handlungsfähigkeit von Uli Hoeneß in dieser Zeit nicht nur für die Öffentlichkeit, sondern auch intern entscheidend beschnitten.

Im Alltag sah sich Hoeneß plötzlich eher als "verdienten Staatsmann" des Rekordmeisters, der in der zweiten Reihe stehend die wirtschaftlichen Geschicke des Klubs leitete. Ein Beispiel: So verkündete Franz Beckenbauer bereits die Rückkehr von Lothar Matthäus von Inter Mailand zum FC Bayern, lange bevor überhaupt die Verträge unterschrieben waren. Das soll Uli Hoeneß mehr als nur sauer aufgestoßen sein.

Doch die Worte von Lothar Matthäus über den "lieben Gott" Hoeneß waren damals im Grunde nur eine direkte Antwort auf einen Frontalangriff des Bayern-Managers auf den Weltmeister von 1990. Denn Hoeneß hatte Matthäus öffentlich als "Pressesprecher des FC Bayern" verhöhnt und ihm sein besonderes Verhältnis zu den Medien vorgeworfen: "Der Tag kommt noch, wo er am Freitagabend die Note vom Samstag hat." Tatsächlich ist der Vorwurf von Uli Hoeneß, dass Lothar Matthäus einen speziellen Draht zur Presse hat und diesen medial auszuschlachten weiß, bis zum heutigen Tag präsent und immer wieder Gegenstand der gemeinsamen Auseinandersetzungen.

"Erwarte nicht viel von dir"

Doch Lothar Matthäus war in der Vergangenheit nicht der einzige ehemalige Akteur des FC Bayern, mit dem sich Uli Hoeneß öffentlich fetzte. Immer dann, wenn frühere Spieler oder Trainer in ihren Jobs in den Medien nicht nur positiv über den FC Bayern sprachen, mussten sie fürchten vom langjährigen Manager des Rekordmeisters attackiert zu werden. Als einer der ersten durfte dies der frühere Meistertrainer Udo Lattek erfahren. Als ihm Hoeneß damals das ehrliche Wort über den FC Bayern untersagen wollte, reagierte Lattek deutlich und bestimmt, als er in einer direkten Antwort an Hoeneß zurückschoss: "Ich erwarte nicht viel von dir, aber bitte Respekt. Ich bin unabhängig, habe meine freie Meinung und lasse mir nicht den Mund verbieten, auch nicht von dir."

Auch die immer wieder aufkommenden Streitigkeiten mit seinem langjährigen Freund Paul Breitner hatten später stets mit der öffentlich geäußerten Kritik am FC Bayern seines früheren WG-Partners zu tun. Erst als es um Paul Breitner öffentlich ruhiger wurde, kam es anlässlich des 70. Geburtstag von Hoeneß zur Versöhnung. In seinem Brief an den Jubilar schrieb Breitner: "Ich habe manche Entscheidung kritisiert, weil ich der Einzige war, der sich getraut hat, Dir Kontra zu geben." Und genau das wollte Hoeneß - obwohl Breitner dies nur "zum Wohl unseres FC Bayern" getan haben wollte - nicht akzeptieren. Genau wie zuvor schon nicht bei Lattek, Beckenbauer - und eben auch bei Lothar Matthäus.

"Macht keinen Sinn mehr"

"Sich mit Uli Hoeneß an einen Tisch zu setzen, macht keinen Sinn mehr. So wie ich sein Lebenswerk respektiere, kann er das umgekehrt anscheinend nicht", hat der Weltfußballer von 1990 und 1991 die Tage gesagt. Vermutlich sollte Matthäus da nicht zu pessimistisch sein, auch wenn er völlig zu Recht kritisiert, dass Hoeneß immer "gleich ins Persönliche" gehen würde.

Denn im Grunde scheint es der großen Persönlichkeit des FC Bayern immer nur um "seinen" Klub zu gehen. So, wie er Matthäus vorwirft, dass er "manchmal vergisst, dass er mal für diesen Verein gespielt hat", kann man daraus schließen, dass, wenn Matthäus sich eines Tages, ähnlich wie einst Paul Breitner, aus den Medien weitgehend zurückzieht und die öffentliche Kritik seinerseits am FC Bayern vorbei ist, die Arme des Uli Hoeneß weit ausgebreitet sind.

"Dann würde Uli helfen"

Denn im Grunde ihres Herzens sind sich beiden Alphatiere Hoeneß und Matthäus viel zu ähnlich. Und eine Sache wird, trotz aller Auseinandersetzungen, auch für den Weltmeister von 1990 und langjährigen Bayern-Spieler Matthäus gelten. Das, was Uli einst so formulierte: "Wer beim FC Bayern war und sich seriös verhalten hat, hat auf Lebenszeit eine Carte blanche der Hilfe." Denn das wusste auch Udo Lattek, selbst in den Höchstzeiten verbaler Scharmützel, immer: "Wenn ich schwer krank wäre und würde Uli anrufen, er würde helfen."

Vielleicht wäre es wieder einmal angebracht, dass sich die beiden großen Männer des deutschen Fußballs an einen Tisch setzen und miteinander sprechen. Lothar Matthäus wenigstens, daran hat er ja nie einen Zweifel gelassen, würde sich sehr darüber freuen. Und Uli Hoeneß sollte bedenken: Am Ende ist keine Sache auf Erden es wert, dass man im Streit auf ewig auseinandergeht!

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