Wenn am Samstag die 112. Frankreich-Rundfahrt in Lille startet, sind die Rollen klar verteilt. Radstar Tadej Pogacar ist nach seiner jüngsten Machtdemonstration bei der Dauphiné-Rundfahrt der klare Favorit und visiert seinen vierten Gesamtsieg bei der Tour de France an.

Auf den 3338,8 Kilometern bis nach Paris richten sich die Augen aus deutscher Sicht auch auf Senkrechtstarter Florian Lipowitz, der zuletzt mit den Besten der Szene die Berge hochgeklettert ist. Es warten unter anderem der berüchtigte Mont Ventoux und der Col de la Loze. Die längste Etappe erwartet die Fahrer gleich am zweiten Tag: Am 6. Juli geht es von Lauwin-Planque nach Boulogne-sur-Mer – insgesamt 209,1 Kilometer. Die wichtigsten Informationen:

Tour de France: Start nach vier Jahren wieder in Frankreich

Der Grand Départ findet in Lille und damit erstmals seit vier Jahren wieder in Frankreich statt. Im rauen Norden herrscht jeher eine große Radsport-Euphorie. Vor allem der Kopfsteinpflaster-Klassiker Paris-Roubaix, der unweit von Lille entfernt endet, steht jedes Frühjahr im Blickpunkt. Als letztmals im Jahr 2014 eine Tour-Etappe in Lille endete, triumphierte Marcel Kittel im Sprint.

Höhepunkte: Mont Ventoux, Montmartre und mehr

Nach drei Jahren Pause geht es wieder den berüchtigten Mont Ventoux hinauf. Vor der Kletterpartie auf der 16. Etappe am Riesen der Provence, wo 1967 der Brite Tom Simpson auch aufgrund der Einnahme von Aufputschmitteln starb, warten aber bereits in den Pyrenäen zwei Bergankünfte in Hautacam und in Luchon-Superbagnères sowie das Bergzeitfahren nach Peyragudes.

Die Entscheidung fällt dann in den Alpen mit weiteren Bergankünften auf dem Col de la Loze, wo Pogacar 2023 einen historischen Einbruch erlebte, und in La Plagne. Eine Neuerung gibt es auf der Schlussetappe, wo es nach dem Erfolg bei den Olympischen Spielen gleich dreimal über den Anstieg in Montmartre geht.

Wer kann Tadej Pogacar gefährlich werden?

Im vergangenen Jahr fuhr Ausnahmekönner Pogacar in einer anderen Liga. Erst gewann er den Giro d'Italia, dann die Tour und zur Krönung auch noch die WM in Zürich. An der Dominanz des 26-jährigen Slowenen scheint sich nichts geändert zu haben.

Nach einer überragenden Klassiker-Saison mit Siegen bei der Flandern-Rundfahrt, Lüttich-Bastogne-Lüttich, Strade Bianche und dem Flèche Wallonne war Pogacar auch jüngst bei der Dauphiné-Rundfahrt als Tour-Generalprobe nicht zu schlagen. Die Vorbereitung sei „nahezu perfekt“ gewesen. Jonas Vingegaard, der Tour-Champion von 2022 und 2023, muss sich noch gehörig steigern, wenn er zurück auf den Thron will.

Deutscher Hoffnungsträger: Florian Lipowitz

Bei der Dauphiné-Rundfahrt fuhr der Youngster überraschend auf den dritten Gesamtrang hinter Pogacar und Vingegaard. In dieser Form ist eine Top-Ten-Platzierung wie bei der Vuelta 2024 (Siebter) für den 24-Jährigen drin. Bei seiner ersten Tour soll Lipowitz aber erst noch lernen. Offizieller Kapitän im Red-Bull-Team ist Rundfahrt-Spezialist Primoz Roglic, der nach vielen Stürzen und seinem vorzeitigen Aus beim Giro d‘Italia noch nicht die gewünschten Saisonergebnisse liefern konnte.

Nils Politt, übrigens der letzte deutsche Tour-Etappensieger im Jahr 2021, ist mit seinem großen Motor wieder als wichtiger Helfer von Pogacar auf den Flachstücken gefragt. Eine ähnliche Aufgabe kommt auf Maximilian Schachmann im Team von Doppel-Olympiasieger Remco Evenepoel zu.

Sein Tour-Comeback gibt Emanuel Buchmann nach einem Jahr Auszeit. Dieses Mal geht der Tour-Vierte von 2019 aber im Cofidis-Trikot an den Start. In den Sprints könnten Phil Bauhaus und Pascal Ackermann eine Rolle spielen.

Sicherheit und Stürze bei der Tour de France

Gerade in der ersten Woche geht es bei der Frankreich-Rundfahrt auf den vielen Flachetappen hektisch zu. Vor allem, wenn die Abstände im Gesamtklassement gering sind und das Gelbe Trikot für viele Fahrer noch greifbar ist. Dazu kommt die immer höhere Geschwindigkeit auch aufgrund des verbesserten Materials.

Da nicht selten riskante Fahrmanöver der Grund für Stürze sind, hat der Weltverband Maßnahmen wie die Einführung von Gelben Karten beschlossen. Bei zwei Verwarnungen in einem Rennen erfolgt eine siebentägige Sperre. Auch die Ausweitung der sogenannten Drei-Kilometer-Regel auf bis zu fünf Kilometer hat sich bewährt. Bei Stürzen auf Flachetappen innerhalb des Bereichs werden die betroffenen Fahrer mit der gleichen Zeit der Gruppe zum Zeitpunkt des Zwischenfalls gewertet.

Doping: Ist der Radsport sauber?

Es ist tatsächlich ruhig geworden nach der dunklen Doping-Ära im Radsport. Der Verdacht fährt aber weiter mit, vor allem angesichts der verblüffenden Geschwindigkeitsrekorde, die jedes Jahr aufgestellt werden. „Wir kennen die Grenzen der menschlichen Leistungsfähigkeit. Wir wissen, was für einen Menschen machbar ist und was nicht. Es gibt sicherlich Grauzonen, aber irgendwann wird die Zone schwarz, dann ist es zu 100 Prozent Doping“, sagte jüngst der französische Sportwissenschaftler Pierre Sallet in der ARD-Dokumentation „Geheimsache Doping: Im Windschatten“. Die Branche verweist dagegen auf die vielen Fortschritte bei Mensch und Maschine. Prominente Dopingfälle gibt es nicht.

Die Tour de France live im Fernsehen

Die ARD geht täglich gegen 14 Uhr live auf Sendung. Der ARD-Livestream im Internet startet bereits früher, meist kurz nach Etappenbeginn. Die kompletten Etappen sind auch live bei Eurosport im Free-TV oder bei Discovery+ im kostenpflichtigen Eurosport-Player zu sehen. Eine weitere Möglichkeit bietet sich bei DAZN, da der Streamingdienst die TV-Kanäle von Eurosport überträgt.

Etappenplan der 112. Frankreich-Rundfahrt

  • 1. Etappe (5. Juli): Lille - Lille (184,9 km)
  • 2. Etappe (6. Juli): Lauwin-Planque - Boulogne-sur-Mer (209,1 km)
  • 3. Etappe: (7. Juli): Valenciennes - Dünkirchen (178,3 km)
  • 4. Etappe (8. Juli): Amiens - Rouen (174,2 km)
  • 5. Etappe (9. Juli): Einzelzeitfahren in Caen (33 km)
  • 6. Etappe (10. Juli): Bayeux - Vire Normandie (201,5 km)
  • 7. Etappe (11. Juli): Saint-Malo - M“r-de-Bretagne Guerlédan (197 km)
  • 8. Etappe (12. Juli): Saint-Méen-Le-Grand - Laval Espace Mayenne (171,4 km)
  • 9. Etappe (13. Juli): Chinon - Châteauroux (174,1 km)
  • 10. Etappe (14. Juli): Ennezat - Le Mont-Dore Puy de Sancy (165,3 km)
  • Ruhetag (15. Juli) in Toulouse
  • 11. Etappe (16. Juli): Toulouse - Toulouse (156,8 km)
  • 12. Etappe (17. Juli): Auch - Hautacam (180,6 km)
  • 13. Etappe (18. Juli): Bergzeitfahren Loudenvielle - Peyragudes (10,9 km)
  • 14. Etappe (19. Juli): Pau - Luchon Superbagnères (182,6 km)
  • 15. Etappe (20. Juli): Muret - Carcassonne (169,3 km)
  • Ruhetag (21. Juli) in Montpellier
  • 16. Etappe (22. Juli): Montpellier - Mont Ventoux (171,5 km)
  • 17. Etappe (23. Juli): Bollène - Valence (160,4 km)
  • 18. Etappe (24. Juli): Vif - Courchevel Col de la Loze (171,5 km)
  • 19. Etappe (25. Juli): Albertville - La Plagne (129,9 km)
  • 20. Etappe (26. Juli): Nantua -Pontarlier (184,2 km)
  • 21. Etappe (27. Juli): Mantes-La-Ville - Paris Champs Élysées (132,3 km)

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