Der Trainer schimpft, der Boss verliert die Geduld, die Mannschaft schlägt auf sich selbst ein. Borussia Dortmund - im Pokal längst raus, in der Bundesliga im Niemandsland - droht ein bitterer Abschied aus der Champions League.

Sieg oder Saisonende - am sportlichen Nullpunkt kämpft Borussia Dortmund gegen einen traurigen Champions-League-Abschied für lange Zeit. Doch nicht nur das: Mit einem Achtelfinal-Aus beim OSC Lille am Abend (18.45 Uhr/DAZN und im Liveticker auf ntv.de) wären sämtliche Wettbewerbe einer missratenen BVB-Saison quasi gelaufen. Es droht ein Dahindümpeln in der Bedeutungslosigkeit bis Mitte Mai.

Lars Ricken hat die Geduld mit seinen Möchtegern-Stars längst verloren. "Die ganze Mannschaft ist gefordert, in Lille (...) endlich Kampfgeist und unbändigen Siegeswillen zu zeigen", forderte der Sport-Boss in der "Bild"-Zeitung unmissverständlich. "Und zwar nicht nur eine Halbzeit lang wie im Hinspiel, sondern bis der Schiedsrichter abpfeift." Ohne Ausreden: "Es liegt definitiv nicht am Trainer!"

Die Besinnung auf das Positive fällt schwer. Ja, das 1:1 vor einer Woche bietet alle Chancen auf ein Weiterkommen und ein großes Viertelfinal-Duell. Das ist doch eine Aussicht! "Unsere letzte Chance, den Turnaround zu schaffen", sagt Nationalspieler Nico Schlotterbeck.

Kovac schießt gegen die Mannschaft

Aber wo soll der Umschwung herkommen? Ohne Feuer, ohne Spielkultur und Ideen ergab sich der BVB zuletzt sogar dem selbst recht biederen Bundesliga-Tabellennachbarn FC Augsburg (0:1). Es fehlt die Fantasie dafür, wie dieselben Spieler vier Tage später das schicke Stade Pierre-Mauroy vor den Toren Lilles stürmen sollen.

Zumal Trainer Niko Kovac mit seinem Latein am Ende zu sein scheint. Nach fünf Wochen im Amt beklagt er öffentlich, dass sich die Mannschaft nicht an seine Vorgaben hält. Die kurze Phase des Schützens und Starkredens ist vorbei. "Wir haben das bekommen, was wir gezeigt haben", sagte er vernichtend: "Nichts."

Im Almanach der Fußball-Psychologie schlägt der erfahrene Kroate das Kapitel mit den Durchhalteparolen auf. Es ist traditionell eines der letzten. Bis Mittwoch könne "im Leben eines Menschen und einer Mannschaft noch so viel passieren", betonte Kovac. Er wolle "nicht alles schwarzmalen" und schöpfe "Hoffnung" daraus, dass die nächste Herausforderung naht.

Ricken fordert "Konzentration und Einsatzwillen"

Immerhin gibt es noch Herausforderungen. Ab Donnerstag könnte es für Kovac bedeutend schwieriger werden: Wenn er seiner mit großen Bühnen verwöhnten Mannschaft vermitteln muss, sie möge sich in den verbleibenden Liga-Wochen bitte für einen Conference-League-Startplatz zerreißen. Im DFB-Pokal war der BVB in der zweiten Runde am VfL Wolfsburg gescheitert.

Spieler, die sich selbst ein Rätsel sind, sollen mit einem Trainer, der an ihrem Phlegma zu verzweifeln scheint, irgendwie die Wende schaffen. Das klingt nicht sonderlich erfolgsversprechend, allerdings hat der BVB in der Champions League schon häufiger sein zumindest weniger abstoßendes Gesicht gezeigt. Lars Ricken fordert Basics, "100 Prozent Konzentration, Einsatzwillen und Gemeinsamkeit". So kann es klappen. Es muss.

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