Seine klaren Worte trug Miron Muslic mit ruhiger, fast schon leiser Stimme vor. „Unbeugsam“, „intensiv“ und „aggressiv“ - so stellt sich der neue Schalker Trainer seine Mannschaft vor. Bei der offiziellen Präsentation des Coaches wird klar: Mit den Auftritten in der vergangenen Saison soll das Spiel unter ihm nicht mehr viel zu tun haben. „Ich kann den Schalke-Fans versprechen, dass wir eine neue Dynamik entwickeln wollen, ein neues Miteinander“, sagt Muslic. Das ist auch dringend nötig.
Nach verkorksten Jahren und Platz 14 in der 2. Liga als Tiefpunkt – am letzten Spieltag war die Mannschaft sogar von den eigenen Fans verhöhnt worden – soll es beim stolzen Traditionsklub endlich wieder aufwärts und mittelfristig zurück in die Bundesliga gehen. Die Gelsenkirchener haben dafür einen Trainer verpflichtet, der in Deutschland zwar weitestgehend unbekannt ist, der aber dennoch selbstbewusst auftritt und offenbar ganz genau weiß, was er will und verlangt.
Laufbereitschaft und Hingabe gehören dazu. Die hohe Erwartungshaltung auf Schalke mit seiner riesigen, immer ausverkauften Arena soll kein „Rucksack“, kein Hemmnis mehr sein, sondern ein Ansporn. „Wir sind in einer Performance-Branche. Diese Drucksituation gehört zu unserem Job dazu. Wir müssen Wege finden, damit umzugehen“, sagt Muslic.
„Schalke ist immer noch ein Gigant im deutschen Fußball. Schalke bedeutet vielen Menschen ganz viel, nicht nur in Gelsenkirchen oder im Ruhrpott, sondern in ganz Deutschland“, betont Muslic: „Wenn man das erste Mal mit Schalke in Berührung kommt, dann merkt man, wie groß der Verein ist. Dann merkt man die Wucht.“ Schnell will er einen Fußball implementieren, der dieser Bedeutung gerecht wird. Leidenschaftlich, offensiv. Spieler als Balljäger im Pressing, ein bisschen Fußball im Jürgen-Klopp-Style. Muslic ist davon überzeugt, dass das auch mit seiner neuen Mannschaft geht.
Muslic weiß um den Trainerverschleiß und Druck bei Schalke
Er selbst glaubt, auch durch seine spezielle Kindheit, als Trainer und als Mensch gut zum Revierklub zu passen. „Meine Kindheit, meine Jugend fühlt sich ähnlich an, wie viele Geschichten hier aus Gelsenkirchen“, sagt der 42-Jährige. Er kenne es, dass man sich in seinem Leben alles hart erarbeiten müsse. Der 1982 im heutigen Bosnien-Herzegowina geborene Coach kam als Flüchtling mit seiner Familie nach Österreich. Dort spielte er und absolvierte auch seine ersten Trainerstationen.
Mit dem neuen Coach, den Schalke vom englischen Zweitliga-Absteiger Plymouth Argyle geholt hat, soll endlich die erhoffte Kontinuität auf der Trainerposition her. Dass sein Arbeitgeber nicht nur in Sachen Trainerverschleiß und Druck, sondern auch in Bezug auf sein Umfeld und den Medienrummel ein besonderer Verein ist, weiß Muslic. Jüngstes Beispiel: Nach der vergeigten vergangenen Saison hatte Aufsichtsratschef Axel Hefer öffentlich in einem verbalen Rundumschlag heftige Kritik am Team und der Kaderzusammenstellung geübt.
Das gefiel seinem Gremiumskollegen Ender Ulupinar nicht, der via Social Media seinen Unmut bezüglich Hefers Vorgehen äußerte. Auf der vergangenen Aufsichtsratssitzung kassierte Ulupinar dafür die Quittung. Zwar gehört er dem Rat weiterhin an und hat Stimmrecht, ist jedoch anders als zuvor nun in keinem Ausschuss mehr vertreten und quasi kalt gestellt.
„Er lebt eine Höchstleistungskultur vor“, sagt Baumann über Muslic
Solche Themen tragen nicht zu einem ruhigen Arbeitsumfeld bei, werden Muslic allerdings eher am Rande beschäftigen. Er weiß, dass er auch so genug zu tun hat. Der Trainer ist bereits voll in die Kaderplanung eingebunden. Der neue Sportvorstand Frank Baumann sieht den Coach als „die wichtigste Person im Sport“ und sagt speziell zu Muslic: „Er lebt eine Höchstleistungskultur vor.“ Die beiden pflegen eine enge Abstimmung bei der Zusammenstellung des neuen Teams.
Auch in diesem Sommer steht ein Umbruch an. Um Kenan Karaman, der auch unter Muslic Kapitän bleibt, Rückkehrer Timo Becker in der Abwehr und Torwart Loris Karius soll eine neue Mannschaft aufgebaut werden. Sie soll das Potenzial haben, um den Aufstieg mitzuspielen.
Bei der Gestaltung sind Baumann, Muslic, Kaderplaner Ben Manga und Sportdirektor Youri Mulder aber auch auf Transfer-Erlöse angewiesen. Als Kandidaten, die den hochverschuldeten Gelsenkirchenern Geld bringen könnten, gelten Schalkes bester Torschütze Moussa Sylla und Junioren-Nationalspieler Taylan Bulut. Vor allem Sylla, der in der vergangenen Spielzeit 16 Tore erzielte, würde sportlich jedoch eine große Lücke hinterlassen.
Muslic muss zudem die Sympathien der Fans zurückgewinnen. Beim 1:2 gegen Elversberg am letzten Spieltag verhöhnten viele Anhänger die eigenen Spieler. Das Rezept dagegen klingt einfach: Mit Leistung sollen die Profis die Fans wieder von sich überzeugen. „Sie haben das Recht, alles von der Mannschaft zu verlangen“, sagt Muslic mit Blick auf die Anhänger.
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