Xabi Alonso winkte nach einem ersten Interview am Spielfeldrand noch kurz den Real-Fans auf der Tribüne zu. Dann verschwand er mit zügigen Schritten in die klimatisierten Katakomben des Hard Rock Stadiums in Miami. Es war aber nicht nur eine Flucht vor der brutalen Hitze, die auch dem neuen Trainer von Real Madrid in den 100 Minuten inklusive XXL-Nachspielzeit sehr viel abverlangt hatte. Es gab nichts zu jubeln für Alonso, das 1:1 (1:1) gegen Al-Hilal aus Saudi-Arabien war kein königliches Trainer-Debüt.
Immerhin hatte der 43-Jährige tags zuvor „Rock'n' Roll“ auf dem Rasen angekündigt. Doch was Alonso beim Start in die Klub-WM von seinen Fußballstars wie Jude Bellingham vor 62.415 Zuschauern, die meisten davon in Real-Weiß, zu sehen bekam, blieb vor allem anfangs weit hinter den vom Leverkusener Meister-Coach geweckten Erwartungen zurück.
Reals Auftritt ohne den erkrankten Stürmerstar Kylian Mbappé sowie den nach einer Knie-Operation zum Turnierstart noch nicht einsatzfähigen deutschen Nationalspieler Antonio Rüdiger war weder titelreif noch Alonso-like. Dem Nachfolger des großen Carlo Ancelotti blieb nach der mauen Darbietung nichts anderes übrig, als im kühlen Pressekonferenzraum des Stadions um Nachsicht zu bitten.
„Können nicht Perfektion vom ersten Tag an erwarten“
„Das sind nicht die besten Wettkampfbedingungen und nicht die besten Temperaturen“, stöhnte Alonso. Beim Anpfiff waren es 33 Grad im Schatten, den es aber auf dem Platz kaum gab – und auch nicht in der Coaching Zone. Alonso bat zudem um Geduld: „Es ist ein Prozess. Wir können nicht Perfektion vom ersten Tag an erwarten.“ Als ehemals erfolgreicher Real-Profi weiß er, dass Geduld das Letzte ist, was ein Trainer bei Real erwarten darf.
Auch von ihm wird erwartet, dass er in kürzester Zeit, also noch bei dem XXL-Turnier in Amerika, liefert. „Wir brauchen gute Ergebnisse hier. Aber es ist eine harte Konkurrenz“, bemerkte Alonso. Der erste Druck ist schon da.
Dabei hätte zumindest das Ergebnis stimmen können. Aber Fede Valverde scheiterte in der Nachspielzeit mit einem Foulelfmeter am stark haltenden Torwart Bono. So blieb es bei den Toren von Youngster Gonzalo Garcia für Real und dem Portugiesen Ruben Neves, der einen Foulelfmeter für den beherzt auftretenden Außenseiter aus Riad cool verwandelte. Außerdem gab es noch einen Lattenschuss des eingewechselten Real-Jungstars Arda Güler.
Alonso missfiel die Leistung in der ersten Hälfte. „Von Frustration“ mochte er trotzdem nicht reden. Der Grund: „Ich habe eine gute Reaktion in der zweiten Halbzeit gesehen. Das hat mir gefallen.“
In Leverkusen benötigte es auch einige Zeit, bis Alonsos Team perfekten Alonso-Fußball zelebrierte. Zufriedener sein durfte Simone Inzaghi am Mittwoch sein. Nur 18 Tage nach dem erschütternden 0:5 mit Inter Mailand im Champions-League-Finale gegen Paris Saint-Germain in München erlebte der Italiener einen sehr guten Einstand als Chefcoach von Al-Hilal.
Auf die Bayern wartet der erste Härtetest
„Ich bewundere Xabi Alonso als Person. Aber er hat heute einen guten Gegner gefunden. Wir waren gefährlich für Real Madrid. Ich bin glücklich“, sagte der 49 Jahre alte Inzaghi, der im Königreich Saudi-Arabien nun viele, viele Millionen verdient. Alonsos Real-Team wird sich derweil steigern müssen, um in Gruppe H der Favoritenrolle gerecht zu werden. Angeführt wird diese erst einmal von Red Bull Salzburg. Die Österreicher besiegten CF Pachuca aus Mexiko mit 2:1.
Auch für die Bayern steht nach dem 10:0-Auftakt gegen Auckland City FC aus Neuseeland, das Spiel hatte kaum Testspielcharakter, der erste richtige Aiftritt im Turnier an. Und auf dieses Duell in der Hitze der Nacht von Miami haben im Bayern-Tross alle „richtig „Boc(k)a“, wie Turnier-Veteran Thomas Müller in einem Wortspiel scherzte. Auch wenn es ziemlich aufgeheizt und robust zugehen dürfte auf dem Rasen – und extrem stimmungsvoll auf den Rängen des Hard Rock Stadiums mit erwarteten 60.000 Zuschauern.
Bayern München gegen Boca Juniors, das ist bei der Klub-WM eines der Highlight-Spiel in der Gruppenphase. Und Vincent Kompany hätte sich für dieses Fußball-Event am Freitagabend Ortszeit (Samstag, 3.00 Uhr MESZ/Sat.1 und DAZN) eine Karte gekauft, wenn er nicht aktiver Teil des Spektakels wäre. „Also wenn ich jetzt nicht Bayern-Trainer wäre, wäre ich auch gekommen zu diesem Spiel. Traditionsverein in Europa gegen Traditionsverein in Südamerika. Wenn man sich ein Spiel aussuchen würde in dieser Gruppenphase, dann dieses“, sagte der Belgier, der schon viele große Fußball-Abende erlebt hat. Boca war mit einem 2:2 gegen Benfica Lissabon ins Turnier gestartet, und steht gegen die Bayern entsprechen unter Druck.
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