Wie es sich anfühlt, im Outfit von Borussia Dortmund zu gewinnen, erlebte er bereits in circa 10.000 Meter Höhe. Gegen einige Kollegen, darunter Serhou Guirassy, Ramy Bensebaini und Felix Nmecha, trat Jobe Bellingham während des Flugs in die USA zum Kartenspielen an. Und gewann umgehend die erste Runde bei Uno. Kein wirklich anspruchsvolles Spiel, aber immerhin.
Bellingham ist nach nur wenigen Tagen genau das, was er schon bei seinem Ex-Klub Sunderland war: im Mittelpunkt der Mannschaft, ein Anführer, ein Helfer. Ein schlauer Kopf auf jungen Schultern, sagten sie in England. Aus der BVB-Kabine ist zu hören, dass vor allem die Talente – lediglich ein, zwei oder drei Jahre jünger als Bellingham – völlig überrascht darüber sind, wie sehr er den Kontakt sucht. Wie sehr er ihnen Hilfe anbietet. Und wie reif er für sein Alter ist. Schon jetzt ist zu spüren, wie sehr der jüngere Bruder von Real Madrids Offensivstar Jude nach Erfolg strebt. Mit dem aus seiner Sicht angenehmen Nebeneffekt, dass er dadurch seinen Kontrakt deutlich aufpolieren kann.
Das geht aus den Vertrags- und Ablösedetails von Dortmunds neuem Jungstar hervor. Das Grundgehalt des Mittelfeldspielers liegt bei rund drei Millionen Euro pro Jahr. Dieses kann jedoch durch Punkt- und Erfolgsprämien deutlich ansteigen: auf bis zu fünf Millionen Euro. Wichtig dabei: Bellingham muss regelmäßig zum Einsatz kommen. Sitzt er 90 Minuten auf der Bank oder fällt aus, kassiert er – wie fast alle anderen BVB-Spieler auch – keine Prämien.
Bellingham erhält gestaffelte Gehaltserhöhungen
Es ist nicht der einzige Erfolgsanreiz im Kontrakt. Auch sein Grundgehalt kann durch Einsätze und Erfolge steigen. Der Gedanke der Verantwortlichen dabei war durchaus einleuchtend: Bellingham unterschrieb einen Vertrag bis 2030 – und soll nicht bis zum Ende der Laufzeit das gleiche Gehalt bekommen. Die Lösung: gestaffelte Gehaltserhöhungen. Sollte Bellingham in den kommenden drei Jahren Stammspieler sein und der BVB in der Liga und in der Champions League erfolgreich abschneiden, kann der englische U21-Nationalspieler in die Riege der Gut-Verdiener aufsteigen. Das Gehalt kann dann – inklusive Prämien – im Bereich zwischen sechs und acht Millionen Euro landen.
Es waren zähe Verhandlungen, die Sportdirektor Sebastian Kehl mit den Verantwortlichen vom FC Sunderland führte. Am Ende bekam der BVB ihn für 30,5 Milionen Euro (plus fünf Millionen Bonuszahlungen), nachdem Bellingham selbst seinen klaren Wechselwunsch hinterlegt hatte. Das ist viel Geld für einen 19-Jährigen. Aber: am Ende ein guter Deal. Die Ausstiegsklausel, die Bellingham beim englischen Erstliga-Aufsteiger im Vertrag hatte, lag nämlich deutlich höher als bisher angenommen.
Die Klausel war nach Ländern und Erfolgen der Klubs gestaffelt. Weil der BVB zuletzt auf den letzten Saison-Metern die Champions-League-Qualifikation schaffte, stieg der Preis nochmals an: auf rund 45 Millionen Euro, also deutlich über dem am Ende abgemachten Preis. Auch dank einer klaren Ansage von Vater Mark Bellingham gegenüber Sunderland konnten die BVB-Bosse diesen Deal schlussendlich aushandeln.
Als heranwachsendes Talent wird Bellingham beim BVB nicht mehr eingestuft. Und auch von seiner Familie nicht. Als Bruder Jude 2020 beim BVB unterschrieb, zog Mutter Denise zusammen mit ihm nach Dortmund. Seit zwei Jahren wohnen sie nun auch zusammen in Madrid. Und Jobe? Der möchte auf diese Art der Betreuung verzichten und lieber auf eigenen Füßen stehen. Geplant ist, dass Vater Mark in England wohnen bleibt und Denise in der spanischen Hauptstadt. Sie wollen ihren jüngeren Sohn möglichst abwechselnd in Dortmund besuchen. Und möglichst viele Siege sehen.
Zum Auftakt saß Bellingham auf der Bank
Das gelang dem Filius beim Debüt jedoch nicht. Zum Auftakt der Klub-WM spielte der BVB gegen Fluminense Rio de Janeiro nur 0:0. Der vermeintlich stärkste Gruppengegner aus Brasilien besaß in East Rutherford nahe New York die deutlich besseren Torchancen, aber Torhüter Gregor Kobel hielt stark. Auf Bellingham hatte Niko Kovač in der Startelf noch verzichtet. Der Trainer wollte ihm noch eine Schonfrist gönnen. „Eine Woche reicht nicht, um schon alle Abläufe und Prinzipien bei uns zu verinnerlichen“, sagte Kovač. Die weiteren Gruppengegner des Bundesliga-Vierten sind die Mamelodi Sundowns aus Südafrika am Samstag und HD Ulsan aus Südkorea am 25. Juni. Der Erst- und der Zweitplatzierte der Gruppe erreichen das Achtelfinale.
Die Borussia muss die fixe Ablöse für Bellingham übrigens nicht als Einmalzahlung überweisen. Beide Klubs einigten sich auf eine Zahlung, die über drei Raten gestreckt ist. Die erste Tranche ist dabei die höchste, in diesem Sommer fließen etwa 15 Millionen Euro. Was dazu führt, dass das Transfer-Budget noch nicht völlig ausgeschöpft ist. Rund zehn Millionen Euro stehen Kehl und Co. noch zur Verfügung, ohne dass Jamie Gittens bisher zum FC Chelsea verkauft wurde oder die Klub-WM aus BVB-Sicht ein großer Erfolg wird. Für den 20-jährigen Gittens wollen die Dortmunder mindestens 60 Millionen Euro haben wollte. Ein Transfer noch vor der Klub-WM nach London scheiterte, über einen späteren Wechsel im Sommer soll aber wieder gesprochen werden.
Im Optimalfall betreibt der 20 Jahre alte englische Flügelflitzer in den USA noch Eigenwerbung. „Ich bin mir sicher, dass Jamie im Turnierverlauf für uns noch wichtig wird“, sagte Kehl, der ansonsten an den Abgängen von Spielern arbeitet, die bei der Klub-WM gar nicht mehr dabei sind: Salih Özcan, Youssoufa Moukoko und Sebastien Haller. „Natürlich gibt es Themen in unserem Kader. Es gibt Spieler, die gerade nicht dabei sind, die natürlich diskutiert werden“, bestätigte Kehl.
Auf der Einkaufsliste stehen derzeit ein Verteidiger und ein Stürmer als Backup für Torjäger Serhou Guirassy. „Gleichwohl ist es an vielen Ecken auch noch ruhig. Vielleicht passiert in den nächsten Tagen noch was. Warten wir mal ab“, sagte Kehl etwas geheimnisvoll: „Mein Wecker klingelt sehr früh am Tag. Ich versuche natürlich, die europäische Zeit ein Stück weit mitzunehmen. Da gibt es natürlich ein paar Hausaufgaben zu machen.“
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