Das Bundeskartellamt empfiehlt der DFL einen "bemerkenswerten Kurswechsel" im Umgang mit drei Klubs - und die sind mächtig sauer. Dem Profifußball droht eine Zerreißprobe.

Die Drohung war unmissverständlich. "Zur Wahrung unserer Interessen behalten wir uns zudem alle rechtlichen Möglichkeiten vor", ließen Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg den Rest des Profifußballs wissen. Die beiden betroffenen Bundesligisten sind stocksauer über die Bewertung der 50+1-Regel durch das Bundeskartellamt und rasseln mit dem juristischen Säbel. Die befürchtete Zerreißprobe steht der Deutschen Fußball Liga (DFL) schneller als gedacht bevor.

Dabei hatte Hans-Joachim Watzke nach der Aufforderung des Kartellamts zu Nachbesserungen bei der sogenannten Investorensperre genau davor gewarnt. Der DFL-Präsidiumssprecher warb nachdrücklich für die gemeinsame Suche nach einem Kompromiss. "Der gesamte Ligaverband DFL e.V. wird Lösungen finden müssen, um die Regelung gemeinschaftlich abzusichern und zu stärken", sagte Watzke - doch sein Appell verhallte in Leverkusen und Wolfsburg offenbar ungehört.

"Bemerkenswerter Kurswechsel"

Der deutsche Vizemeister und die Niedersachsen reagierten mit Ablehnung auf das Schreiben des Kartellamts. "Diese neue Einschätzung halten wir weder inhaltlich noch im Ergebnis für überzeugend", ließ Bayer den "Kölner Stadt-Anzeiger" wissen. Die "rechtlich unverbindliche" Stellungnahme der Behörde bedeute einen "bemerkenswerten Kurswechsel in der Frage der Rechtmäßigkeit der seit 25 Jahren bestehenden Ausnahme von der 50+1-Regel". Der VfL äußerte sich fast wortgleich.

Das Kartellamt hatte am Montag seine "vorläufige kartellrechtliche Bewertung" zur 50+1-Regel vorgelegt, die im Kern besagt, dass der Mutterverein immer die Mehrheit bei einer ausgegliederten Profiabteilung halten muss. Die Behörde hat zwar keine grundlegenden Bedenken gegen 50+1, sieht allerdings Klagerisiken. Mit Blick auf die Ausnahmeklubs aus Leverkusen und Wolfsburg, die Mitgliederproblematik bei RB Leipzig sowie hinsichtlich der Auseinandersetzung um klubinterne Weisungen (Hannover 96/Martin Kind) sollte die DFL nachjustieren.

Leverkusen (Mehrheit Bayer AG) und Wolfsburg (Mehrheit VW) brauchen ein anderes Konstrukt, um die Ungleichheit in Relation zu den anderen Klubs zu beenden. Leipzig muss garantieren, dass stimmberechtigte Mitglieder problemlos in den Verein eintreten dürfen. Und die DFL ist aufgefordert, dass Weisungen der Klubs an ihre Vertreter bei Abstimmungen umgesetzt werden.

Das DFL-Präsidium will sich so rasch wie möglich mit der Thematik beschäftigen, um einen Kompromissvorschlag zu erarbeiten. Doch wie schon in der Vergangenheit werden die tiefen Gräben zwischen den "normalen" Vereinen und den Spezialfällen erneut sichtbar.

"Es ist ungewöhnlich ..."

RB wünsche sich weiter Rechtssicherheit bei 50+1 und möchte nun die "richtigen Ableitungen" treffen. "Dabei wird es erforderlich sein, dass die 50+1 Regel konsequent und systematisch zur Anwendung kommt - und zwar für alle 36 Klubs", hieß es auf Anfrage der "Sportschau".

Bei Hannover 96 fielen die Reaktionen erwartungsgemäß konträr aus. Der Mutterverein sah sich in seiner Ansicht "bestätigt" und "fordert daher DFB und DFL auf, die 50+1-Regel konsequent umzusetzen und eine konsistente Anwendung jederzeit sicherzustellen." Kind teilte mit: "Jetzt erfolgt eine seriöse Prüfung. Es ist ungewöhnlich, dass das Kartellamt sieben Jahre benötigt, um eine solche Empfehlung ohne Rechtswirkung abzugeben."

Ungeteilte Zustimmung erhielt die Bewertung des Kartellamts dagegen von den Fans. Die Organisation "Unsere Kurve" machte zudem klar, dass mit Blick auf die Umsetzung nun die DFL am Zug sei. Falls Gerichte den Ligaverband nicht zuvor Schachmatt setzen.

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