Hertha 03 Zehlendorf hat noch immer einen klangvollen Namen im deutschen Fußball. Der Klub aus dem Südwesten Berlins galt einst als Verein mit einer der besten Nachwuchsarbeiten Deutschlands. Nationalspieler wie Christian Ziege, Maximilian Mittelstädt, Antonio Rüdiger, Carsten Ramelow, Pierre Littbarski oder die Brüder Niko und Robert Kovac haben bei der kleinen Berliner Hertha das Fußballspielen gelernt.
Zwischenzeitlich verschwand der Klub in der regionalen Bedeutungslosigkeit. 2014 stieg Hertha dann wieder in die Oberliga auf und spielte dort zehn Jahre, ehe im vergangenen Sommer der Aufstieg in die viertklassige Regionalliga gelang. Mit einem überschaubaren Etat behauptete sich die Mannschaft und sicherte sich als Tabellen-Zwölfter ein weiteres Jahr in der Regionalliga Nordost. Die erste Saison in der vierten Liga war auch von Enttäuschungen geprägt – mit der Bürokratie, festgefahrenen Strukturen und vor allem Spielerberatern.
„Der Schritt von der Oberliga in die Regionalliga ist kein kleiner – viele hatten uns gewarnt, dass dieser Sprung mit erheblichen Herausforderungen verbunden ist. Und sie sollten Recht behalten“, resümierte Klub-Präsident Kamyar Niroumand. Wegen hoher Sicherheitsauflagen – dem sogenannten Gästekäfig – konnte Hertha viele seiner Heimspiele nicht im eigenen Stadion austragen.
Keine Rücksicht auf persönliche, schulische oder sportliche Entwicklung
Für Niroumand ist dies im Vergleich zu den Umtrieben von Spielerberatern in der Regionalliga ein vergleichsweise kleines Ärgernis. Der Klub-Präsident holte in seinem Saison-Fazit zum Rundumschlag gegen den Berufsstand aus.
„Was mir persönlich jedoch nicht bewusst war – und worüber kaum jemand offen spricht – ist die Realität im Umgang mit Spielerberatern. Ich war schockiert, wie viele unseriöse, illoyale und allein auf kurzfristigen Profit ausgerichtete Akteure in diesem Bereich unterwegs sind“, sagt Niroumand.
Für ein paar Euro würden junge, oft ahnungslose Spieler von einem Verein zum nächsten geschoben – ohne Rücksicht auf ihre persönliche, schulische oder sportliche Entwicklung: „Noch schlimmer: Einige dieser Berater sind zugleich als Sportdirektoren oder Scouts bei Vereinen angestellt. Ein moralisch wie professionell untragbarer Zustand. Es werden Spieler aus stabilen Verhältnissen herausgerissen – etwa während ihres Studiums – und in sportlich völlig irrelevante Klubs verfrachtet, die weder Infrastruktur, Fans noch eine funktionierende Jugendarbeit vorweisen können.“
„Das würde 90 Prozent der aktuellen Berater überflüssig machen“
Niroumand hofft auf Solidarität der anderen Regionalliga-Klubs und ruft dazu auf, sich gegen unseriöse Machenschaften zu wehren: „Diese Erfahrung mit Spielerberatern war für mich neu – und sie hat mich tief enttäuscht. Die Vereine in der Regionalliga sollten sich zusammentun, um gegen diese Form des modernen Menschenhandels vorzugehen. Wir investieren alle gemeinsam Unsummen, verlieren Zeit in endlosen Verhandlungen – und riskieren dabei, die Zukunft junger Menschen nachhaltig zu beschädigen.“
Niroumand schert nicht alle Spielerberater über einen Kamm und nimmt explizit die seriösen Vermittler aus seiner Kritik aus: „Ich habe nichts gegen seriöse Berater, die im Sinne der Spieler, der Vereine und einer gesunden sportlichen Entwicklung handeln. Aber die Regionalliga ist ein Sprungbrett in den Profibereich – und gerade deshalb sollten Berater erst dann bezahlt werden, wenn sie es tatsächlich schaffen, einen Spieler dorthin zu bringen. Das würde den Markt von heute auf morgen bereinigen – und vermutlich 90 Prozent der aktuellen Berater in der Regionalliga überflüssig machen.“
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