In Tschechien sind MMA-Events für die ganze Familie zugänglich - auch für Kinder. In Deutschlands Nachbarland gelten andere Regularien. Der Veranstalter Oktagon will sich nun dafür einsetzen, dass sich die FSK-Standards beider Länder annähern.

Wer sein Kind zum Kampfsport schicken möchte, kann das recht früh tun. Ab vier Jahren gibt es Kurse für Ringen und Jiu-Jitsu, die Mischform Mixed Martial Arts können Kinder ab elf Jahren trainieren. Anschauen darf man den mittlerweile populären Sport in Deutschland erst ab 18 Jahren. Was paradox klingt, hängt mit dem Jugendschutz in Deutschland zusammen. In Tschechien dagegen sind MMA-Veranstaltungen für Kinder zugänglich. Aus diesem Land kommt auch Oktagon, der Veranstalter, der den deutschen Markt derzeit dominiert - und der gerne dafür sorgen würde, dass sich die Bewertung von MMA auch in Deutschland ändert.

"In Tschechien haben die Menschen erkannt, dass der Sport sehr inspirierend sein kann", sagt Oktagon-Mitgründer Pavol Neruda im Gespräch mit ntv/RTL. Selbst Kinder hätten dort verstanden, dass MMA ein Wett- und kein Straßenkampf sei. In seinem Heimatland habe es vor fast zehn Jahren zwar Bedenken gegeben, aber vor allem, weil der Sport neu war. "Unbekanntes Territorium", sagt Neruda. Anti-Mobbing-Kampagnen, an denen viele Kämpfer beteiligt waren, hätten den Sport schließlich in ein anderes Licht gerückt.

Mit Regularien wurde Oktagon vor der Deutschland-Expansion erstmals in der Slowakei konfrontiert. Dort durfte erst ab 20 Uhr im Free-TV ausgestrahlt werden. Diese Vorgabe sei aber schnell weggefallen, so Neruda. "Es gab eher das Problem, dass Sponsoren und TV-Partner etwas vorsichtig, teilweise ängstlich agierten."

In Deutschland sieht es anders aus

Das änderte sich aber innerhalb weniger Monate. Oktagon startete mit einer Reality-Show, die Sport und die Geschichten der Fighter in den Fokus rückte. Bei den großen Privatsendern in Tschechien und der Slowakei war das der Türöffner für Live-Events.

In Deutschland sah es dann laut Neruda anders aus: "Das war für uns sehr überraschend. Jedes Bundesland hatte seine eigenen Regeln." In Frankfurt seien Events erst gar nicht und nur für Menschen ab 18 Jahren möglich gewesen. In Oberhausen hätten Zuschauer bereits ab 16 Jahren die Möglichkeit, ein Event zu besuchen. "Und dann diese Vorgabe, den Sport erst ab 23 Uhr im TV ausstrahlen zu dürfen - das war für uns sehr überraschend", so der Oktagon-Chef.

Anders als Boxen, das bereits ab 22 Uhr im TV laufen darf, wird Mixed Martial Arts als FSK 18 eingestuft. Das liegt an den Bildern, die der knallharte Kampfsport erzeugt und wie sie transportiert werden. Die Altersfreigabe bezieht sich nämlich nicht auf den Sport an sich, sondern auf die mediale Darstellung.

Die Inszenierung spielt bei MMA eine große Rolle, beim Boxen auch. In beiden Sportarten werden die Highlights, harte Treffer oder ansehnliche Kombinationen, noch einmal in Szene gesetzt. Das Boxen ist gesellschaftlich aber bereits anerkannt. Und die Bewertung durch die Landesmedienanstalten erfolgt nicht pauschal oder nach einer Checkliste.

Oktagon will sich wie in ihrem Heimatland um Aufklärung bemühen. "Viele Regularien sind nicht geschaffen für diese neue Situation", sagt Neruda. "Ein sehr neuer und populärer Sport, der immer größer wird. Ob USA, Frankreich oder Großbritannien - in vielen Ländern ist der Sport anerkannt. Daher sollten die Regularien auch in Deutschland angepasst werden."

MMA ins Free-TV zurückzubringen, sei dabei ein wichtiger Schritt in Sachen Aufklärungsarbeit. "Das würde vieles ändern", sagt Neruda. Er sei nicht überrascht, wenn Leute Angst davor hätten. "Aber so wie wir MMA präsentieren, ist sehr familienorientiert. Wir können erklären, dass es ein Sport ist, wie die Kämpfer sich vorbereiten, Respekt zeigen und nicht im Käfig stehen, um sich umzubringen."

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