Als Justin Engel erstmals auf der ATP-Tour gewann, fiel sofort der Name Carlos Alcaraz. Der 17 Jahre Nürnberger war der jüngste Tennisspieler seit dem mittlerweile fünfmaligen spanischen Grand-Slam-Champion (2020), der auf der ATP-Tour eine Runde überstand. Im Oktober des vergangenen Jahres war das, im kasachischen Almaty.
Engel war vor allem Insidern bekannt. Er ist noch weit entfernt von einem Alcaraz. Nun macht er sich aber immer mehr auch in Deutschland bei den Tennis-Zuschauern einen Namen – wie jetzt in Stuttgart. Am Donnerstag wird er beim Rasenturnier auf dem Weissenhof im Achtelfinale den klar favorisierten Alex Michelsen herausfordern. Der Kalifornier zählt als 20-Jähriger selbst zu den Youngstern, ist aber bereits die Nummer 35 der Welt.
„Ich kann es kaum erwarten, noch mal vor so viel Publikum in der nächsten Runde zu spielen“, sagte Engel: „Ich mag es, die Zuschauer mitzunehmen, wenn es eng wird. Wenn ich schon hier in Deutschland bin, dann will ich auch, dass mir das Publikum ein bisschen hilft.“
Zum Auftakt deutete er an, warum er als eins der größten Tennis-Talente weltweit in seinem Alter gilt. Beim 4:6, 6:4, 7:6 (7:5) gegen Top-100-Spieler James Duckworth aus Australien überzeugte der Wildcard-Starter mit knallenden Aufschlägen und dominanten Grundschlägen. Er zog das Publikum mit, ließ Nervosität und Schwindel („Ich habe vergessen, Bananen zu essen“) hinter sich. Und steckte auch zwei vergebene Matchbälle weg.
Derzeit steht Justin Engel auf Platz 281 der Weltrangliste
„Wenn man viel darüber nachdenkt oder negativ darüber denkt, dann verliert man das Match“, erklärte Engel auf die Frage zur mentalen Stärke. „So wurde ich auch erzogen, dass ich viel wegstecke.“
Von Weltranglistenplatz 281 wird er weiter nach vorn klettern. Der ehemalige Top-20-Spieler Philipp Kohlschreiber als Coach neben dem Vater und der frühere dreimalige Davis-Cup-Sieger Carl-Uwe Steeb als Berater begleiten ihn in Stuttgart – und auf seinem angestrebten Weg, die Nummer eins der Welt werden zu wollen.
Kohlschreiber traut Engel zu, die Lücke im deutschen Herren-Tennis hinter Spitzenspieler Alexander Zverev zu füllen. „Er hat auf jeden Fall das Potenzial“, hatte Kohlschreiber bereits vor dem Saisonbeginn gesagt: „Ob das in ein, zwei, drei Jahren ist, kann ich nicht sagen.“
Es geht aufwärts mit dem deutschen Herren-Tennis
Engel hatte in Hamburg vor wenigen Wochen mit einem Sieg gegen Davis-Cup-Spieler Jan-Lennard Struff auf sich aufmerksam gemacht. Dass er nun auch in Stuttgart überraschte, reiht sich ein in positive Schlagzeilen deutscher Nachwuchsspieler. Bei den French Open wurde Niels McDonald im deutschen Finale gegen Max Schönhaus Junioren-Champion. Auch Diego Dedura zählt zum hoffnungsvollen Quartett von 17-Jährigen. Es scheint wieder aufwärtszugehen mit dem Herren-Tennis hinter Alexander Zverev.
Engel möchte sich am liebsten noch in diesem Jahr auf der großen Grand-Slam-Bühne präsentieren. Im August an der Qualifikation zu den US Open in New York teilzunehmen, habe er sich zum Ziel gesetzt, sagte der Nürnberger. Rund 50 Plätze müsste Engel in der Weltrangliste voraussichtlich dafür noch gutmachen.
„Jetzt mit dem Sieg macht es das natürlich noch ein bisschen spannender. Ich hoffe, dass ich das schaffe“, sagte Engel. Ein Coup am Donnerstag gegen Michelsen wäre ein immenser Schritt.
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