Die Füchse Berlin stürmten nach einem dramatischen Saisonfinale mit einer furiosen Aufholjagd aufs Parkett und feierten die erste Meisterschaft ihrer Vereinsgeschichte wie im Rausch. Bei Sportvorstand Stefan Kretzschmar und Füchse-Boss Bob Hanning glitzerten beim Beginn der Titelparty in Mannheim die Augen. In Berlin erlebten rund 1.500 Fans beim Public Viewing den historischen Handball-Moment über eine große Leinwand mit.
„Ich will das erst genießen mit meiner Freundin und meiner Familie und dann feiern die ganze Nacht“, sagte Überflieger Mathias Gidsel in Richtung der wartenden Anhänger in der Hauptstadt. „Es war so eine schwere Reise. Heute war der schwerste Schritt“, berichtete der Welthandballer sichtlich emotional am Dyn-Mikrofon.
„Wie 60 Minuten auf dem Zahnarztstuhl“
Wenig später stemmte der Däne gemeinsam mit seinen Teamkollegen die funkelnde Meisterschale in die Luft. Dass sie die Trophäe teilweise falsch herum hielten, war zweitrangig. „Das war eine überragende Mannschaftsleistung mit einem super Gidsel. Ein Riesen-Glückwunsch geht auch an Trainer Jaron Siewert“, lobte Bundestrainer Alfred Gislason.
Ziehvater Hanning beobachtete die Vollendung seines Lebenswerks abseits des Trubels. „Leer“ fühle er sich, sagte der 57-Jährige und verglich das Spiel mit einem Arztbesuch: „Es war wie 60 Minuten auf dem Zahnarztstuhl bei Voll-OP ohne Spritze“.
Dank einer Steigerung nach der Pause setzten sich die Hauptstadt-Handballer im Saisonfinale bei den Rhein-Neckar Löwen mit 38:33 (17:20) durch. Der SC Magdeburg hatte im Fernduell das Nachsehen und lag am Ende mit einem Punkt hinter den Berlinern.
Dem Titelverteidiger nutzte der 35:25 (18:10)-Sieg bei der SG BBM Bietigheim nichts mehr. Am kommenden Wochenende greifen die beiden Titelrivalen beim Final Four der Champions League nach Europas Handball-Krone. Berlin trifft im Halbfinale auf Nantes, Magdeburg bekommt es mit dem Rekordsieger FC Barcelona zu tun.
Berliner Fehlstart
Vor 13.200 Zuschauern in Mannheim hatten die Füchse einen denkbar schlechten Start erwischt und lagen nach nur 90 Sekunden bereits mit 0:3 hinten. Diesem Rückstand liefen die Berliner in der ersten Halbzeit vergeblich hinterher, weil sie im Angriff und in der Abwehr zu fehlerhaft agierten. Beim 10:14 (19. Minute) reagierte Trainer Jaron Siewert mit einer ersten Auszeit. Die von ihm erhoffte Aufholjagd blieb aber auch danach vorerst aus. So nahmen seine Schützlinge eine Drei-Tore-Hypothek mit in die Pause.
Über die deftige Halbzeitansprache berichtete Gidsel später: „Wir haben gesagt: „Jungs, wir sind die beste Mannschaft der Welt. Jetzt müssen wir auch so spielen wie die beste Mannschaft der Welt““. Gesagt, getan.
Nach dem Wechsel legten Welthandballer Mathias Gidsel & Co. dann deutlich zu. Der dänische Weltmeister und Olympiasieger war von der Löwen-Abwehr kaum zu stellen und mit zehn Toren erfolgreich. Neben ihm glänzte auch Linksaußen Tim Freihöfer (elf) als sicherer Vollstrecker. Zudem steigerte sich Torwart Dejan Milosavljev, der in der ersten Halbzeit überhaupt kein Faktor gewesen war und seinen Platz phasenweise für Lasse Ludwig räumen musste.
18 Minuten vor dem Ende gelang den Gästen beim 27:26 die erstmalige Führung im Spiel, das für die Berliner fortan in den erhofften Bahnen verlief. Das erfreute die zahlreichen Füchse-Fans in der SAP Arena und rund 1.500 Anhänger, die in Berlin beim Public Viewing am Badeschiff an der Spree mitfieberten.
„Echte Handarbeit“ und Gidsel als Erfolgsfaktor
Der größte Erfolg der Vereinsgeschichte ist laut Füchse-Boss Hanning ein Resultat „echter Handarbeit“. Seit 20 Jahren zieht der ehemalige DHB-Vizepräsident die Strippen bei den Berlinern und entwickelte die Mannschaft von einem Zweitligisten zum derzeit besten Team der Welt. „Ich bin nicht konzerngesteuert und habe auch keinen Mäzen an meiner Seite. Ich mache das seit 20 Jahren mit diesen Händen, von Montagmorgen 7.00 Uhr bis Sonntagabend 23.00 Uhr“, sagte Hanning.
Dass echte Handarbeit allein keine Titel holt, weiß auch Hanning. Ohne Gidsel wären die Füchse keine Meister-Mannschaft. Bei seiner Vertragsverlängerung im Winter bis 2029 hatten die Berliner ihrem Superstar das Versprechen gegeben, die Mannschaft in den nächsten Jahren weiter zu verstärken.
Doch schon jetzt wirkt es, als sei das Team optimal zusammengestellt und Gidsel am Ziel seiner Bundesliga-Träume. Ein Star-Ensemble aus dem besten Spieler der Welt und Eigengewächsen wie Nationalspieler Nils Lichtlein oder Tim Freihöfer, die mittlerweile auf Top-Niveau agieren. „Mathias Gidsel macht jeden Mitspieler besser“, begründete Sportvorstand Stefan Kretzschmar die Leistungssteigerung alle Spieler im Team.
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