Die Klub-WM in den USA ist das Prestigeprojekt von FIFA-Boss Gianni Infantino. Für das neue Turnier macht der Weltverband vieles möglich. Unter anderem beim VAR-Einsatz soll es zu einer Neuerung kommen. Die aber ist höchst brisant.

Die FIFA tut alles dafür, die in ein paar Tagen beginnende Klub-WM zum ganz großen Spektakel zu machen. Boss Gianni Infantino will sich mit dem Turnier schließlich selbst ein Denkmal bauen. Der Weltverband hat extra ein neues Transferfenster eingerichtet, damit die Vereine sich auf dem Transfermarkt nochmal so richtig hübsch für das riesige Turnier machen können, ehe es am 14. Juni in den USA losgeht. Und dann soll es krachen, die WM soll nie dagewesene Bilder erzeugen und den Fußball auf ein neues Niveau heben. Vor allem technisch.

Für das Turnier hat die FIFA einige große Ideen (wie Sie hier nachlesen können). Eine könnte sich aber im Einsatz über die WM hinaus als höchst brisant erweisen: In den Stadien sollen erstmals auf den großen Bildschirmen in Echtzeit die Sequenzen gezeigt werden, die sich der Schiedsrichter nach einem VAR-Eingriff dann am Monitor anschaut. Die FIFA erhofft sich dadurch mehr Transparenz. "So können die Fans leichter die Entscheidungen der Unparteiischen nachvollziehen", heißt es dazu in der Mitteilung des Verbands.

Nun ist es aber so: Der VAR ist in der Wahrnehmung der Fußball-Fans nie als das angekommen, was er sein sollte. Ein Instrument, um klare Fehlentscheidungen zu revidieren. Woche für Woche wird diskutiert, wo die Eingreifschwelle liegt, was wirklich eine Fehlentscheidung ist und was nicht. Was also passiert in einem Stadion, wenn plötzlich eine strittige Szene verhandelt wird? Eine, die das Spiel entscheiden kann. Was passiert im Stadion, wenn es nochmal um so etwas geht, wie das bis in alle Ewigkeit ins Gedächtnis eingebrannte Handspiel des Spaniers Marc Cucurella im eigenen Strafraum gegen Deutschland im EM-Viertelfinale 2024? Der Fußball-Fan denkt nicht in den Kategorien richtig oder falsch. Er denkt in Emotionen. Da geht bisweilen jede Objektivität verschüttet. Erst recht bei Szenen, die in beide Richtungen ausgelegt werden können. Als für das eigene Team oder eben dagegen.

Was also passiert in einem Stadion, wenn etwas Heikles, Uneindeutiges entschieden wird? Genau: Das Stadion geht auf die Barrikaden. Bei der Klub-Weltmeisterschaft mag das noch nicht so sehr ins Gewicht fallen, weil es keine klassischen Heimspiele gibt. Aber was, wenn die Sequenzen in Echtzeit Einzug in K.-o.-Wettbewerbe mit Hin- und Rückspiel bekommen? Was für ein wahnsinniger Druck der maximalen Überwachung lastet auf den Schiedsrichtern. Wie soll es da zu einer objektiven Entscheidung kommen? Schiedsrichter müssen im Stadion ohnehin schon mit ausufernder Wut und Hass umgehen. Diese Neuerung der FIFA dürfte diese negativen Emotionen nochmal potenzieren. Wer will sich das noch antun?

Ein Kompromiss wäre: Den Schiedsrichter erst alleine entscheiden lassen und dann die entsprechende Sequenz einspielen. Transparenz ist gut und die Unparteiischen müssen zu ihrer Entscheidung stehen, das ist ihr Job und war es immer schon. Aber die Entscheidung unter dem Druck von für alle eingespielten Bildern zu fällen, ist ein Irrsinn. Die Schiedsrichter werden damit einem Stadion zum Fraß vorgeworfen.

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