Wieder nichts mit einem Grand-Slam-Titel: Für einen schwachen Alexander Zverev ist Paris im Viertelfinale gegen Novak Djokovic Schluss. Dabei gewinnt der Deutsche den ersten Satz, danach läuft aber überhaupt nichts mehr rund.
Um 23.51 Uhr senkte Alexander Zverev den Kopf, schlich zum Netz und gratulierte Novak Djokovic mit versteinerter Miene: Zverevs Hoffnungen auf den erlösenden ersten Grand-Slam-Titel sind am erfolgreichsten Tennisspieler der Geschichte zerschellt. Im Viertelfinale der French Open unterlag der Weltranglistendritte dem 38 Jahre alten Serben nach einer Leistung, die am Ende fast eine Bankrotterklärung war.
Nach starkem Beginn brach Zverev völlig in sich zusammen und unterlag dem unerwartet großartig aufspielenden 24-maligen Major-Sieger 6:4, 3:6, 2:6, 4:6. "Ich wünsche Sascha alles Gute, es waren keine einfachen Bedingungen", sagte Djokovic am Platzmikro mitfühlend, als Zverev schon in den Katakomben verschwunden war: "Mein Alter ist nicht ohne. Aber solche Matches wie heute sind der Grund, aus dem ich weiterspiele."
Während Zverev zum ersten Mal seit 2020 das Halbfinale beim Sandplatz-Klassiker verpasste und auch im 37. Anlauf ohne den ersehnten Major-Triumph blieb, schreibt Djokovic ein neues Kapitel seiner sagenhaften Erfolgsgeschichte: Bei seinem 21. Start in Roland Garros steht er zum 13. Mal im Halbfinale.
Djokovic im Topduell gegen Sinner
Dort trifft Djokovic am Freitag auf den italienischen Weltranglistenersten Jannik Sinner, der am Mittwoch beim 6:1, 7:5, 6:0 gegen den Kasachen Alexander Bublik seine Titelambitionen eindrucksvoll unterstrich. "Novak hat gezeigt, dass er zurück auf einem hohen Level ist", sagte Sinner: "Mit seiner ganzen Erfahrung ist er ganz schwieriger Gegner."
Davon war auch Zverev ausgegangen, hatte ein "ganz schweres Spiel" prognostiziert. Doch das brockte er sich letztlich vor allem selbst ein. Und überhaupt: Mit einer Vorstellung wie gegen den 38 Jahre alten Djokovic hätte er gegen Sinner oder Titelverteidiger Carlos Alcaraz, der im zweiten Halbfinale auf den Italiener Lorenzo Musetti trifft, wohl eine sportliche Tracht Prügel kassiert.
Viermal waren Zverev und Djokovic zuvor bei Grand-Slam-Turnieren aufeinandergetroffen, nur einmal hatte Zverev gewonnen - und das war im Halbfinale der Australian Open im Januar ein Aufgabesieg. Das zuvor einzige Match bei den French Open hatte der Serbe 2019 im Viertelfinale glatt gewonnen. "Damals war er nach dem ersten Satz klar besser", sagte Zverev, der mit einer Matchbilanz von 5:8 - "da waren große Niederlagen dabei, aber auch harte Niederlagen" - in die Neuauflage gegangen war. Und in dieser begann eigentlich alles nach Plan.
Match entgleitet Zverev völlig
An einem milden Abend nach einem nasskalten Tag war Zverev bei geöffneten Dach auf dem Court Philippe Chatrier von Beginn an voll da. Der 28-Jährige nahm seinem zehn Jahre älteren Rivalen sogleich den Aufschlag ab. Der dreimalige Paris-Sieger Djokovic fand danach besser ins Spiel, deutete immer wieder seine sagenhaften Fähigkeiten an, doch Zverev zog ganz ruhig und schnörkellos sein Spiel durch. Nach 46 Minuten war der erste Satzverlust des Serben im laufenden Turnier perfekt.
Alles gut soweit, alles schlecht danach: Zverev verlor aus heiterem Himmel die Linie. Er ließ er sich auf Dispute mit Stuhlschiedsrichterin Louise Azemar Engzell (Schweden) ein, was ihn einige Sympathien des ohnehin eher pro Djokovic eingestellten Publikums kostete. Er spielte zu passiv und kassierte fast folgerichtig das Break zum 1:3.
Djokovic zauberte plötzlich, peitschte das Publikum an und schaffte den Satzausgleich. Das Match drohte Zverev zu entgleiten. Auch im dritten Durchgang kassierte er das Break zum 2:3, haderte, wirkte ratlos und rief verzweifelt in seine Box hoch. In dieser Phase ging kaum noch etwas, Djokovic verpasste Zverev mit all seiner Cleverness Wirkungstreffer um Wirkungstreffer.
Im vierten Satz kassierte der zunehmend apathische Zverev früh ein Break, biss noch einmal, vergab aber seinerseits im hochgradig umkämpften sechsten Spiel dieses Durchgangs eine Chance zum Rebreak - und dann das Match gegen den mit Stopps groß aufspielenden Djokovic.
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