Auch wenn das Aprilwetter vielerorts gerade für Regen sorgt: Bisher war das Jahr 2025 vor allem von Trockenheit geprägt. Nach einem vielerorts nassen Januar und einem milden Winter folgten trockene Monate. Vor allem im März liess der Regen auf sich warten. Die Pegel des Brienzersees standen so tief, dass die Passagierschiffe nicht mehr passieren konnten. Auch der Bodensee erreichte einen Tiefstand, wie man ihn seit dreissig Jahren nicht mehr erlebt hat. Die Ostschweiz ist auch nach dem Regen am Osterwochenende noch vergleichsweise trocken, wie aktuelle Daten zur Bodenfeuchte zeigen.
In Graubünden, wo der Rhein entspringt, regnete es zu wenig, um die Pegelstände des Rheins zu normalisieren. «In der Regel besteht Niedrigwasser im Rhein vom November bis in den Februar. Jetzt ist Ende April und das Niedrigwasser besteht noch immer», sagt Massimiliano Zappa, Gruppenleiter Hydrologie bei der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Eigentlich sollte um diese Zeit des Jahres die Schneeschmelze einsetzen und die Flüsse und Seen mit Wasser füllen. Die durch den Klimawandel erwärmte Atmosphäre verschiebt und verkürzt die Schneeschmelze. Massimiliano Zappa erklärt: «Die Schneeschmelze kommt, je nach Höhenlage, ein bis zwei Monate früher.» Anstatt im Mai, Juni, Juli kann so die Schneeschmelze bereits im März und April einsetzen. Diesen Winter sind die Schneemengen über den ganzen Alpenraum hinweg gering ausgefallen – die vorgezogene Schneeschmelze blieb bislang aus.
Tiefe Pegel in den Stauseen – dünne Reserven auf den Bergen
Die anhaltende Trockenheit und die geringe Schneeschmelze zeigen sich auch am Pegelstand der Stauseen. Zudem wurden ihre Speicher schon Ende Jahr stark beansprucht, als Europa Strom benötigte.
Wie wichtig Stauseen für die Stromversorgung der Schweiz sind, zeigt das Beispiel Sihlsee. Dieser wird von der SBB immer zu Beginn des Jahres erheblich für die Stromproduktion für rund zehn Prozent ihres Bahnbetriebs genutzt. Diese Wassernutzung ist in Jahren, in denen wenig Niederschlag fällt, gut sichtbar. In den letzten Wochen lagen Teile des Sihlsees auf dem Trockenen, wie eine Analyse von Satellitenbildern durch SRF Data zeigt.
Im Verlaufe des Frühlings und Frühsommers erwartet die SBB dann ein erneutes Auffüllen des Sees durch die Schneeschmelze. Doch die Schneereserven in den Alpen sind derzeit äusserst gering. Die Menge an Wasser, die in der Schneedecke gespeichert ist, liegt nahe dem Tiefstwert der vergangenen 25 Jahre. Dabei spielt die Schneebedeckung eine zentrale Rolle für die Schweizer Stromproduktion – und damit auch für die Versorgungssicherheit. In den Sommermonaten sind die Speicherseen auf eine ausreichende Wasserzufuhr angewiesen, um genug Reserven für den kommenden Winter anzulegen. Nur so können sie als Batterien fungieren, um den energieintensiven Winter zu überbrücken. Ein Engpass droht erst, wenn auf einen trockenen Winter ein ebenfalls trockener Sommer folgt. Genau dieses Szenario wird laut Massimiliano Zappa vom WSL jedoch zunehmend wahrscheinlicher. Es könnte unser Stromversorgungssystem an sein Limit bringen, wie es zuletzt im Jahr 2022 der Fall war.
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